Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Anlegung der Chaussee, vor etwa siebzig Jahren, wurde der Mittelweg verbreitert und die betreffenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln ersetzt.
10 Dieser Pastor Lindenberg starb 1774 an den Folgen eines Schrecks, den ihm eine Spukerscheinung verursacht hatte. Als er nämlich, kurz vor seinem Tode, von einem Besuch im Schloß in seine Pfarre zurückwollte, sah er eine weibliche Gestalt, die vor ihm herging und auf sein Anrufen keine Antwort gab. Als sie bis dicht vor der Kirche waren, wies sie mit der Hand auf eine Stelle neben einem Eckpfeiler und verschwand dann. Der Pastor kam in äußerster Erregung in seiner Wohnung an, erzählte was er gesehen und starb den dritten Tag danach. Er wurde neben dem Eckpfeiler an eben der Stelle begraben, auf die die Gestalt gezeigt hatte.
11 Diese zu Friedrichsfelde geborene Tochter Dorothea war die nachmalige Herzogin von Sagan, vermählt mit Edmund Talleyrand von Perigord, Herzog von Talleyrand und von Dino, durch welche Vermählung sie die Nichte des berühmten Talleyrand wurde. Sie starb am 19. September 1862.
12 Unter diesen Besuchern werden natürlich auch Maler gewesen sein und das eine oder andere Bild, ganz abgesehen von den Kunstschätzen, die man aus Italien mitbrachte, wird damals seine Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her, ist im Schlosse verblieben, ein Aquarellbild »Vue de Friedrichsfelde« mit den Widmungsworten: Dedié à Son Altesse Serenissime Madame la Duchesse de Curlande et de Semigalles. Das Bild ist aus dem Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in seiner damaligen, von der gegenwärtigen nur wenig verschiedenen Gestalt.
13 Von keinem dieser fünf Bilder, mit Ausnahme des Architekturbildes, läßt sich behaupten, daß es nachweisbar von Schinkel herrühre; doch ist es von allen in hohem Maße wahrscheinlich. Schinkel war bei Aufführung des Schlosses Owinsk, Provinz Posen, als Bauführer tätig. Es war dies 1801. Die Vereinigung von Architekt und Landschaftsmaler, die sonst in hundert Fällen kaum einmal vorkommt, war eben bei Schinkel charakteristisch, und es ist nicht anzunehmen, daß sich damals – und noch dazu in Owinsk – ein anderer Architekt an seiner Seite befunden habe, der dies alles auch vermocht hätte. – Was die beiden andern Bilder (Gebirgsseen, Morgen- und Abendbeleuchtung, Pendants) angeht, so stellen sie genau dasselbe dar, wie die betreffenden beiden Bilder auf der Wagnerschen Galerie, die die Bezeichnung tragen: nach Schinkelschen Originalen von Ahlhorn 1823 kopiert. Die Frage entsteht, sind nun diese beiden Friedrichsfelder die Originale? Wolzogen in seinem »Leben Schinkels« schreibt: Der Besitzer des einen Bildes (Abendbeleuchtung) ist Bankier Brose, der Besitzer des andern (Morgenbeleuchtung) unbekannt. Das eine Bild scheint also die Annahme zu rechtfertigen, das andere sie zu verbieten. Eine Entscheidung in dieser Frage, die ohne exakte technische Kenntnis nicht zu geben ist, liegt außerhalb unserer Kraft; wir geben deshalb einfach die Tatsache, daß sich zwei solche Bilder in Friedrichsfelde befinden und überlassen andern den Beweis der Echtheit, oder – des Gegenteils.
14 Allerdings scheinen nicht alle Mitglieder der damaligen Roebelschen Familie von gleich ausgesprochener Kirchlichkeit gewesen zu sein. Einige waren Lebemänner, insonderheit Andreas von Roebel, ein am Hofe zu Cölln a. d. Spree hochangesehener Gast. Und zwar hochangesehen wegen seines »adligen Zechens«. Erst um 1577, als er zur Bekleidung eines geistlichen Ehrenamts an den Havelberger Dom berufen wurde, schien es nötig, ihn einen Enthaltsamkeitsrevers unterzeichnen zu lassen. In diesem hieß es: »... Und so will ich denn bei jeder Mahlzeit mit zwei ziemlichen Bechern Biers und Weins zufrieden sein. Sollt' ich das aber übertreten und einmal trunken befunden werden, so will ich mich in der Küche einstellen und mir vierzig Streiche weniger eins (wie dem heiligen Apostel Paulus geschehen ist) von denen so Ihro Kurf. Gnaden dazu verordnen werden, mit der Rute geben lassen.
Andreas von Roebel.«
15 Die »Klaus« in Tirol, um deren Besitz sich auf Kurfürst Moritz' Zuge nach Innsbruck ein heftiger Kampf entspann.
16 Auch eines andern Roebel noch, der sich im 17. Jahrhundert auszeichnete, möcht' ich hier flüchtig und in einer Anmerkung wenigstens erwähnen dürfen. Es war dies der Oberst Dietrich von Roebel auf Hohen-Schönhausen, der »durch den sächsischen
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