Wanderungen durch die Mark Brandenburg
unmittelbar nach Wiederinbesitznahme der schon in seinen jungen Jahren, von 1385 bis 1388, von ihm regierten Mark, sich dahin aussprach: »nunmehro für eben diese Mark auch etwas thun und die gerechten Beschwerden derselben, die sich zu gutem Theile gegen die Quitzows und ihren Anhang richteten, abstellen zu wollen.«
So König Sigismund, der, als er sich in diesem Sinne geäußert, auch nicht länger säumte, den Herrn Wend von Ilenburg – einen Ahnherrn der jetzigen Grafen zu Eulenburg – nach Berlin zu schicken und zwar mit der ausdrücklichen Weisung, ebendaselbst, unter Rat und Beihilfe des Propstes Johann von Waldow, den Adel und die Städte behufs Entgegennahme seines (Sigismunds) Willens um sich zu versammeln. Adel und Städte versammelten sich denn auch wirklich am Sonntage Lätare zu Berlin und wurden, wie Wusterwitz berichtet, »einzeln und insonderheit gefragt, ob sie Herrn Sigismund als einen rechten Erbherrn der Mark erkennen und annehmen wollten. Worauf sie sämmtlich und einmüthiglich erklärten, daß sie keinen andern Erbherrn wüßten, als den hochgedachten König in Ungarn, welcher Erklärung sie nicht unterließen den Ausdruck freudiger Ueberzeugung hinzuzufügen, daß nunmehr durch sein löbliches Regiment die so lang in Erregung, Krieg und Unruhe verstrickte Mark wieder zu Ruhe, Frieden und gutem Zustand kommen würde.«
Bei dieser Erklärung verfuhren Städte wie Stände, selbst die Quitzows und ihre Partei mit eingerechnet, aller Wahrscheinlichkeit nach vollkommen aufrichtig, letztere davon ausgehend, daß der König, der es so wohl mit seinem märkischen Erblande zu meinen scheine, nun entweder in Person kommen oder aber einen Landesverweser aus dem Lande selbst, will sagen aus der Quitzowpartei wählen und ernennen werde. Jedenfalls war man nach dem Erscheinen Wends von Ilenburg voll Hoffnung und guter Dinge, weshalb am Schlusse der Berliner Versammlung bestimmt wurde, bald tunlichst eine Gesandtschaft nach Ofen, wo sich König Sigismund aufhielt, schicken zu wollen, um dem Könige, nachdem er ihre Privilegien, Gerechtigkeiten und alte löbliche Gewohnheiten mit seinen Siegeln und Briefen bestätigt haben würde, die Huldigung zu tun.
Zu diesem Huldigungsakte kam es denn auch, bei welcher Gelegenheit König Sigismund bemerkte: »daß er zuvor des Reiches Sachen erledigen, dann aber in Person kommen und sehen wolle, wie's stände. Bis dahin gedenke er zu gleichem Zweck einen seiner Herren zu schicken, der mit Rath und Vorsicht bemüht sein solle, die Mark zu gutem Wesen zu bringen.«
Das etwa waren die Worte, mit denen die märkische Gesandtschaft aus Ungarn nach Mark Brandenburg zurückkehrte, Worte, die, so wohlgemeint sie sein mochten, gegen den Schluß hin doch alle die Hoffnungen umstießen, die man bis dahin gehegt hatte. Denn eben diese Schlußworte ließen keinen Zweifel darüber, daß man an oberster Stelle gewillt war, die Landesverweserschaft abermals in fremde Fürstenhände zu legen. Dem sich zu unterwerfen, war man aber auf seiten der Quitzows wenig geneigt und hielt mit einer offenen Erklärung in diesem Sinne wohl nur deshalb zurück, weil man der Ansicht und Erwartung leben mochte, mit dem »neuen fremden Herrn«, wenn er überhaupt erscheinen sollte, gerade so gut und so leicht fertig werden zu können, wie mit den Mecklenburgischen, Pommerschen und Schwarzburgischen Fürsten, die es bis dahin mit der Verweserschaft der Mark versucht hatten.
Und in der Tat, die nächsten Monate schienen dieser Anschauung und der ihr entsprechenden Politik stiller Auflehnung recht geben zu sollen, denn es geschah nichts, was den ernsten Entschluß des Königs, nun auch wirklich einen Wandel zum Bessern hin zu schaffen, ausgedrückt hätte.
6. Kapitel
Burggraf Friedrich kommt ins Land, um sich huldigen zu lassen »zu seinem Gelde«. Die Quitzows lehnen sich auf und rufen die Pommern ins Land
Plötzlich indes änderte sich die Lage. Der Herr, der »mit weisem Rathe helfen und die Mark zu gutem Wesen bringen sollte«, hatte sich gefunden und die Quitzows sollten dessen zum Schaden ihrer selbst und ihrer hochfliegenden Pläne (deren Verwirklichung ihnen nahe dünken mochte) sehr bald gewahr werden. Der Herr »mit weisem Rath« war aber niemand anders als Friedrich Burggraf zu Nürnberg. Anfang Juni brach er aus seinen fränkischen Landen auf, war am 16. in Blankenburg am Harz und hielt am 22. seinen Einzug in Stadt Brandenburg. Am 24., St. Johannistag, waren Adel und Städte
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