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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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eines versprochenen Schutzgeldes verweigerte. Daß der Übermut die Quitzows zu Ungerechtigkeiten verleitete, mag sein, aber keine Handlungen kann ihnen die Geschichte nachweisen, die die Ritterehre verletzt hätten.«
    Soweit Raumer (den wir hier auszugsweise zitiert haben) über die Quitzowschen »Räubereien«. Aber auch den Vorwurf der Felonie will er nicht gelten lassen und so fährt er denn fort:
    »... Was zweitens die Beschuldigung der Widersetzlichkeit, der Rebellenschaft angeht, so sind auch hierbei die Zeitverhältnisse niemals gehörig berücksichtigt worden. Wie war die Sachlage? Von allen Seiten fielen die Nachbarn ein: die Pommern rissen die Uckermark, die Herzöge von Mecklenburg die Priegnitz, der deutsche Orden die Neumark ab und gewiß wäre die ganze Mark eine Beute angrenzender Fürsten geworden, wenn nicht die Landeshauptleute der Altmark, Priegnitz und Mittelmark: Hüner von Königsmarck, Kaspar Gans zu Putlitz und Lippold von Bredow Widerstand geleistet hätten. Als endlich im Jahre 1411 die Mark an Kaiser Sigismund zurückfiel, zeigt es gewiß von der patriotischen Denkungsweise des Landeshauptmanns von Putlitz, daß er sogleich nach Ungarn eilte, um den Kaiser zu bewegen, selbst die Regierung in die Hand zu nehmen, und es mußte ihn wohl schmerzen, als er dort erfuhr, daß das Vaterland von neuem an einen ihm ganz fremden entfernten Fürsten verhandelt werden sollte. Nachdem der Burggraf im Jahre 1412 in die Mark gekommen war, suchte der Adel, obwohl ungern, sich anfangs mit ihm gütlich zu setzen, allein noch in demselben Jahre entspann sich ein Zwist, welcher bald zu einem offenen Kriege aufloderte. Die Ursache der Abneigung mochte wohl mit darin liegen, daß der mächtige Adel, der während des letztverflossenen Jahrhunderts sich daran gewöhnt hatte, den Herrn im Lande zu spielen und seine Rechte ohne Rücksicht auf einen Höheren zu verfolgen, sich nicht gern durch einen Fürsten beschränken lassen wollte, dessen Energie er bald erkannt haben mochte, allein andererseits war sein Mißtrauen, daß der fremde Fürst den einheimischen Adel unterdrücken und den Franken den Lohn und die Ehre der Regierung der Mark zuwenden werde, nicht ungerecht. Zudem mußte die Ritterschaft nicht mit Grund vermuten, daß der Pfandinhaber, sobald er zu seinem Gelde gelangt wäre, das Pfandstück aufgeben werde? Patriotische Besorgnisse dieser Art darf man bei einem Kaspar Gans zu Putlitz wohl voraussetzen. Unmöglich kann man der Ritterschaft ein Verbrechen daraus machen, daß sie 1412 die lange Reihe glorreicher Regenten nicht voraussah, welche der neue Verweser durch die göttliche Vorsehung bestimmt war, der Kurmark zu geben. Alles das muß in Erwägung gezogen werden, ehe man über den nicht einem alten angeborenen Fürsten, ja nicht einmal einem eigentlichen Landesherrn, sondern nur einem Pfandinhaber entgegengesetzten Widerstand urteilen will. Die Rede, die die Quitzows geführt haben sollen: ›Und wenn es ein Jahr lang Nürnberger regnete, sie wollten doch ihre Schlösser behalten‹, zeugt zwar von großem Übermute, machte sie aber noch nicht zu Hochverrätern, denn der eigentliche Kurfürst und Landesherr, gegen den ein crimen laesae majestatis begangen werden konnte, war immer noch der Kaiser Sigismund. Wäre den Gebrüdern Quitzow gelungen, wonach sie strebten, wer möchte bestimmen, was das Schicksal der Mark gewesen wäre? Wahrscheinlich Zersplitterung, ein Neben- und Durcheinander von Reichsstädten und Reichsritterschaften. Zum Glück für die Mark, für Preußen und für die politische Gestaltung von ganz Europa, ist es dahin nicht gekommen, allein die Urheber solcher Entwürfe können wenigstens auf eine ebenso gerechte Würdigung Anspruch machen, wie Franz von Sickingen, dessen Pläne auch auf Herstellung des kaiserlichen Ansehens und auf eine Erweiterung der Rechte des Ritterstandes hinausgingen. Zum Beweise übrigens, wie sehr historische Vorurteile dazu beitragen können, unverdienter Weise wirklichen Nachteil zu stiften, mag hier zum Schlusse hervorgehoben werden, daß, als zur Zeit König Friedrich Wilhelms I., die von Dietrich von Quitzow abstammende Hauptlinie der Familie ausstarb, der König, bei Wiederverleihung der erledigten, sehr beträchtlichen Lehne, die übrigen Linien nur aus dem Grunde überging, weil ihm einige Günstlinge vorstellten, ›daß die Quitzows sich gegen seine Vorfahren als Hochverräter und Rebellen betragen hätten und die Familie daher eine

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