Wanderungen durch die Mark Brandenburg
nicht gewillt ist, den gesamten damaligen Adel für eine zufällig mit Machtbefugnissen ausgestattete Räuberbande zu halten, einer Rechtfertigung der Fronde ziemlich gleichkommt. Er übersieht des weiteren, daß die Kriegsführung der Mecklenburger- und Pommernherzöge, vor allem die des Magdeburger Erzbischofs, 16 um kein Haar breit anders war, als die der Quitzows und ihres Anhangs und übersieht zum dritten, daß alle die Genannten, wenn es ihnen paßte, sich nicht nur direkt der Quitzowschen Kriegskunst und Kriegstapferkeit, sondern auch der Quitzowschen Kriegsführungsformen, also, wenn man so will, des Räuberstils bedienten. Einer wie der andere. Dies sind die Gründe, die mich in diesem Streite auf Raumers Seite treten lassen. Bei Riedel nimmt das Bürgergefühl Anstoß an der Adelsüberhebung und ficht doppelt sicher hinter dem Schilde der Loyalität. Raumer steht drüber, Riedel steckt drin. Er ist der Rat von Heilbronn, der über den gefangenen Götz von Berlichingen zu Gerichte sitzt.
13. Kapitel
Dietrich von Quitzow auf Rühstädt, von Landsknechten erschlagen am 25. Oktober 1593
Die Quitzowfamilie tritt mit den Brüdern Dietrich und Johann von Quitzow vom historisch-politischen Schauplatz ab und findet von 1417 (Dietrichs Todesjahr) bzw. von 1437 (Johanns Todesjahr) an, keine Gelegenheit mehr, in die Landesgeschichte bestimmend einzugreifen. 17 Aber wenn es der Familie seitdem versagt blieb, Mittelpunkt großer und allgemeiner Interessen zu sein, so blieb sie doch in ihrem engeren priegnitzischen Kreise durch alle Jahrhunderte hin ein Gegenstand der Aufmerksamkeit und Teilnahme. Zu keiner Zeit mehr, als im Jahre 1593, wo Dietrich von Quitzow auf Rühstädt in dem benachbarten, dem Havelberger Bistum zugehörigen Dorfe Legde, von Landsknechten erschlagen wurde.
Der Hergang, der bis diesen Tag in der Gegend fortlebt war der folgende.
Landsknechte, fünfzig oder sechzig Mann stark, die, sehr wahrscheinlich aus kurfürstlichem Dienst entlassen, auf dem Wege nach ihrer harzisch-halberstädtischen Heimat waren, waren am 25. Oktober 1593 unter Führung ihres Hauptmanns Jürgen Hanne (der ein Weib und zwei Söhne, zehn- und siebenjährig, hatte) bis nach Rühstädt gekommen und hatten hier nicht nur geplündert, sondern sich auch allerhand Ausschreitungen erlaubt. Dietrich von Quitzow, der in seiner Eigenschaft als Gutsherr vielleicht imstande gewesen wäre, dem Unfuge zu steuern, war abwesend und zwar in Glöwen, wohin er sich, um an einer Jagd teilzunehmen, begeben hatte. Die Rühstädter, in ihrer Angst und Bedrängnis, schickten Boten über Boten, die nicht nur das Geschehene vermeldeten, sondern auch um schleunige Rückkehr und Hilfe baten, eine Bitte, die Dietrich von Quitzow zu erfüllen nicht säumte. Er verließ auf der Stelle die Glöwener Jagd, außer von einem Diener nur noch von einem jungen von Restorf begleitet, der in einem Lehnsverhältnis zu den Quitzows stand, und ritt auf das anderthalb Meilen entfernte Rühstädt zu. Legde war halber Weg. Als er das große, reiche Bischofsdorf (Legde) passieren wollte, traf er allhier die Landsknechte bereits vor, die mittlerweile das Quitzowsche Rühstädt verlassen und ihren Plünderzug auf Legde zu fortgesetzt hatten. Dietrich von Quitzow ritt sogleich an den Führer heran, um ihm Vorstellungen zu machen und das Ungesetzliche seiner Handlungsweise vorzuhalten. Es scheint aber, daß dies tatsächlich ein strittiger Punkt war und daß sich der Landsknechtshaufen eines kurfürstlichen Briefes erfreute, der ihnen das Anrecht gab, Unterkommen und Verpflegung zu fordern. Mutmaßlich auf solches Anrecht gestützt, nahm sich der Landsknechtführer heraus, den ruhigen und gemessenen Worten Dietrichs von Quitzow übermütig zu begegnen, was, als diese Dreistigkeit mehr und mehr in Hohn und Frechheit ausartete, den jungen von Restorf derartig empörte, daß er das Pistol zog und den Jürgen Hanne niederschoß. Ein unüberlegter Akt, an den sich denn sofort auch ein furchtbares Massaker knüpfte. Wütend über den Tod ihres Führers, drangen die Landsknechte von allen Seiten auf Dietrich von Quitzow ein, zerrten ihn vom Pferde, durchstachen ihn mit ihren Spießen und Dolchen, und als das junge Leben trotz all dieser schweren Verwundungen nicht erlöschen wollte, kniete Margarete Brandenburg, Jürgen Hannes Weib, auf die Brust des Unglücklichen nieder und durchschnitt ihm die Kehle, wobei der zehnjährige Sohn ihr Hilfe leistete. Der junge von Restorf,
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