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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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auf den man ebenfalls eindrang, spornte sein Pferd und suchte sich durch Flucht zu retten, aber er ward eingeholt und in gleicher Weise wie Dietrich von Quitzow ermordet. Es war ein blutiger Sieg der Landsknechte, dem freilich eine Niederlage sehr bald folgen sollte. Die Nachricht von dem zu Legde Geschehenen lief im Nu durch die ganze Priegnitz und von allen Seiten her rückte Sukkurs heran, der aus dem benachbarten Adel, aber auch aus der bewaffneten Bürgerschaft der nächstgelegenen Städte bestand. Die Landsknechte wurden umzingelt und gefangengenommen und zu kleinerem Teil auf dem Schulzengericht zu Legde, zu größerem Teil in den Schloßgefängnissen zu Kletzke, Rühstädt und Plattenburg untergebracht, wonach man ihnen den Prozeß auf Mord und Landfriedensbruch machte. Binnen verhältnismäßig kurzer Zeit erledigte die Justiz das Verfahren und unterm 30. April 1594 erging Urteil und Befehl des Kurfürsten Johann Georg an
    Otto von der Huden, Landrichter zu Perleberg,
    ferner an
    David Heinisch, Bürgermeister zu Pritzwalk
    und letztens an
    Heinrich Lucke, Ratsverwandten zu Havelberg,
    wonach die Hinrichtung von Nickel Sasse aus Havelberg, Paul Hartke aus Güsten, Jakob Lautsch aus Kupferschmieden, Christoph Braun aus Frankenhausen, Peter Brunn und Botho Holzhausen aus Aschersleben, sowie der Margarete Brandenburg aus Spandau angeordnet wurde. Zum Schluß hieß es in dem kurfürstlichen Befehle: »So wollt Ihr denn obgedachte sechs Landsknechte, sowie des Führers Weib, in Gemäßheit gefällten Urtels mit dem Schwerte richten lassen und hernach verordnen, daß die Köpfe, Andern zum Abscheu und wegen der schrecklichen und unerhörten Mordthat, auf Stangen gesteckt werden.«
    Der Rest der Landsknechte wurde gestäupt und Landes verwiesen. Die Hinrichtung geschah zu Rühstädt.
    So endigte der trübselige Vorgang, der zunächst in einer Mord- und Jahrmarktsballade verherrlicht wurde, darin nur noch schwache Nachklänge einer einhundertundfünfzig Jahre zurückliegenden besseren Balladenzeit zu finden sind. Einige Stellen, besseren Verständnisses halber leise variiert, mögen dies zeigen:
     
    ... Als der Junker darauf gen Legde kam,
    Den Führer er in die Frage nahm:
    »Mit wess' Befehlen er sei versehn?«
    Der Führer aber blieb trotzig stehn
    Und reichte dem Junker sein »Patent«,
    Der nahm es rasch in seine Händ',
    Auf daß er es lese... Doch was geschicht?
    Es konnte den Trotz verdulden nicht
    Christoph von Restorf und alsobald
    Erschießt er den Führer... da mit Gewalt
    Eindringen die Knechte mit Spieß und Schwert,
    Und zerren den Junker herab vom Pferd
    Und des Führers Weib (und ihr Bube mit)
    Sie rauft ihn und mit den Schuhen ihn tritt...
     
    Besser als diese Balladen waren die verschiedenen Monumente, die dem Andenken Dietrichs von Quitzow errichtet wurden.
    Eins, in Sandstein ausgeführt, erhebt sich bis diesen Tag in der Dorfstraße zu Legde, just an der Stelle, wo der Mord verübt wurde. Das Denkmal ist sehr stattlich und von einem überaus geschmackvollen Arrangement, das aufs neue den hohen Stand des damaligen (beste Renaissancezeit) Kunsthandwerks zeigt. Das Ganze hat eine Höhe von etwa fünfzehn Fuß und gliedert sich in Unterbau, Sockel und Nische mit seitlicher Säuleneinfassung, samt einem nach oben hin abschließenden und mit einem Christuskopf ausgestatteten Rundbogenaufsatz. In der Nische steht Dietrich von Quitzow in ganzer Figur, geharnischt, den Helm zu seinen Füßen, die Säulen rechts und links mit Wappen geziert. Der Sandsteinsockel aber trug als Inschrift die Ballade, daraus vorstehend einige Strophen von mir mitgeteilt wurden.
    So das Denkmal in der Dorfstraße zu Legde, das sich in der Kirche zu Rühstädt im wesentlichen wiederholt, nur mit dem Unterschiede, daß sich das Material (Marmor und Alabaster statt Sandstein) und mit ihm die Bildhauerarbeit, insonderheit die der Säulen und des Aufsatzes, um vieles reicher und künstlerisch durchgeführter erweist. Auch die Inschrift ist eine andere. Statt der Verse sind Bibelsprüche da, denen kurze Notizen über Leben und Tod Dietrichs von Quitzow vorausgehen. Sie lauten: »Anno 1593 ist der edle gestrenge und ehrenfeste Dietrich v. Quitzow auf Rühstädt erbsessen (Dietrichs v. Quitzow weiland Hauptmann auf Schloß Lenzen Sohn) im Dorfe Legde den 25. Oktober von einem Haufen trunkener Landsknechte unschuldigerweise erschlagen, folgenden Tages hierher gen Rühstädt gebracht und den 20. November in dieser Kirchen, in

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