Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
träumte. Am Dienstag schrieb ich ihr einen langen Brief nach Münster, es war eine unbeholfene Liebeserklärung, er liegt noch heute, Jahre nach unserer Trennung, in Elkes Nachttisch, und wenigstens das ist ein schöner Gedanke.
Am Mittwoch steckte ich zwei Karten fürs Nena-Konzert an diesem Wochenende in Köln in einen Briefumschlag, dazu eine Einladung, mich zu besuchen. Am Freitag rief ich sie an, und ihre Stimme klang anders als beim Abschied, sehr mädchenhaft und, was bei Elke selten ist, ein wenig verzagt. »Nena ist echt super. Und ja, dann muss ich wohl nach Bonn kommen.«
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, meine Studentenbude zu putzen, den Kühlschrank mit allem aufzufüllen, was eine junge Frau eventuell erwarten würde, Blumen und Kerzen zu kaufen und mir darüber klar zu werden, was los war. Ich war verliebt, der Cowboy hatte Pause, der Kleine einen Heidenschiss, und ich, der junge LeiLa Andersson, war mir sicher: Ich will Elke, für immer! Heute klingt das so dämlich, dass ich es kaum aufschreiben mag, aber zu »99 Luftballons« küssten wir uns das erste Mal, und ich spürte, dass auch mein Herz flog, und so wurde Elke meine erste große Liebe, von der ich sicher war, dass sie für immer währen würde.
Ein Jahr später zogen wir nach Köln. Es war Elke, die das organisierte, und sie tat es so, wie sie ihr Leben noch heute plant. Tüchtig, zupackend, entschieden. »Wann fährst du denn nach Hause?«, fragte ich an einem Sonntagabend, denn wir pendelten jedes Wochenende zwischen Bonn und Münster und von den Frauen, die unsere Mannschaft umschwärmten, hielt ich mich unter der Woche fern. »Erst Mittwoch«, sagte sie, »ich hab morgen einen Vorstellungstermin bei der Volksbank, und Dienstag gehen wir beide nach Wohnungen gucken!«
Ich war glücklich. Wir bezogen eine Wohnung unweit des Rheinufers, und wenn man sich ganz links ins Wohnzimmer setzte, dann konnte man zwischen den Häusern hindurch den Strom sehen. Die nagelneue Ledercouch blieb weitgehend unbenutzt, denn wenn wir nicht Basketball spielten, keine Freunde trafen und nicht auf Partys gingen, was selten vorkam, dann saßen wir aneinandergekuschelt auf dem Sessel und sahen die Binnenschiffe vorbeiziehen. Ich war am Ziel meiner Wünsche, und das glaubte ich auch von Elke, denn manchmal sagte sie, dass sie nie mehr nach Münster zurückwolle, es sei so klein dort und so eng, und ich hielt es für ein Versprechen, auch nie mehr von mir wegzugehen.
Im dritten Jahr unseres gemeinsamen Lebens sprach Elke über Kinder, mir erschien das ein wenig früh, aber wir planten, ein Reihenhaus zu kaufen, weil Elke als Banker einen fantastisch günstigen Kredit bekommen würde, und wir dachten an Hochzeit, weil der vergünstigte Kredit für Paare doppelt so hoch ausfallen würde.
Im vierten Jahr fiel ich zu meiner grenzenlosen Verblüffung durchs erste Staatsexamen, ich hatte nicht sonderlich viel getan an der Uni, denn bisher hatten in meinem Leben allein die Begabungen für die Erfolge gereicht. Aber Jura war eh nichts für mich, meine kreative LeiLa-Ader verkümmerte zwischen all den Paragrafen und Haarspaltereien, für ausreichend Geld sorgte ohnehin mein Basketball, also gab ich das Studium auf und schrieb Berichte für die Sportredaktion einer Lokalzeitung, die sich nur zu gern mit meinem Namen schmückte.
Im fünften Jahr machte Elke nach der dritten Fehlgeburt im Frühstadium der Schwangerschaft eine Therapie, denn sie war sehr verzweifelt. Ich stand ihr bei, so gut ich es konnte, und nebenbei suchte ich mir einen Job, bei dem sich die Kreativität des Kleinen und die Klappe des Großen als wertvoll erweisen könnten, denn der Sportjournalismus war lausig bezahlt und ewig würde ich nicht mehr in der Bundesliga spielen können.
Als Sportskanone stehen einem wirklich alle Wege offen. Also blieb ich nach einem erfreulich verlaufenen Praktikum bei Hermann & Friends hängen, einer kleinen Werbeagentur in Köln, acht Festangestellte, ein paar Freelancer für den Fall, dass doch mal eine Auftragswelle hereinbrechen würde, keine große Sache, aber der Laden lief und Hermann, der Boss, war schwer in Ordnung und außerdem Basketballfan, den ich gleich am ersten Tag meines Wirkens mit zwei VIP-Dauerkarten versorgt hatte, was meine Karriere entscheidend beflügelte.
Das Leben in der Werbeagentur sprach den Boheme und Freigeist in mir an: Sinnend den Kopf in den Nacken zu legen, dabei ein bisschen so auszusehen wie mein Vorbild Hermann und
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