Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Auto klappert furchtbar, als ich ihr langsam entgegenrolle.
Von: Elke_Andersson
Betreff: Ich mach Dich fertig, glaub es mir!
Dafür wirst Du zahlen, du charakterloses Schwein, Du wirst in diesem Leben zahlen, und Du wirst im nächsten Leben zahlen. Du hast noch gar keine Ahnung, wie viel Du zahlen musst, aber ich wünsche Dir schon jetzt viel Spaß dabei! Du solltest anfangen, abgelaufene Konserven zum halben Preis zu kaufen, denn wenn ich mit Dir fertig bin, wirst Du Dir selbst die nicht mehr leisten können. Und dass Dich die Kinder jedes Wochenende besuchen, das kannst Du Dir abschminken. Sei froh, wenn Du sie überhaupt wiedersiehst, denn sie haben einen besseren Vater verdient als Dich. Kannst Deinem Anwalt ruhig sagen, dass er sich auf ein Sorgerechtsverfahren einstellen kann. Ich hab so viel gegen Dich in der Hand, das ahnst Du gar nicht, all die Flittchen und die Nutten und der Alkohol, kein Richter der Welt wird einem Typen wie Dir die Kinder lassen. Und zu der angeblichen Kündigung: Meine Anwältin sagt, das ist bloß ein Trick, kein Problem, und sie sagt, jetzt ziehen wir mal die Boxhandschuhe aus und kämpfen auch mit den Fäusten. Mach Dich auf was gefasst.
Laura – 8 Tage später
Der kommt jetzt überraschend, nehme ich an.
Ich weiß auch gar nicht, wie ich anfangen soll. Also fang ich einfach an. Mit Sachen anfangen, von denen ich nicht weiß, wie sie funktionieren, darin bin ich ja groß. Also: Laura erzählt mal!
Das war eine irre Nacht letzte Woche. Ich bin aufgeschreckt und ich habe gehört, wie Du um Hilfe gerufen hast, und ich habe gedacht, mein Herz bleibt stehen, ich war mir sicher, Du bist in Gefahr. Ich war so froh, als Deine SMS ein paar Minuten später gekommen ist, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass etwas mehr darin stehen würde als »Ich liebe Dich auch«, das weiß ich nämlich.
Danach habe ich die ganze Zeit überlegt, ob ich Dir schreibe. Dann habe ich mir gedacht: Warum nicht? Ich liebe Dich, Du liebst mich, ich sehne mich nach Dir, Du sehnst Dich nach mir, wir können nicht zusammen sein, aber warum sollen wir uns nicht schreiben, ab und zu, und uns vergewissern, dass es dem anderen gut geht? Wir müssen ja nicht anfangen, uns wieder das Herz rauszureißen, wir können uns einfach lieben, ohne uns zu sehen.
Ich weiß nicht, ob du weißt, wie Jan und ich unsere Tochter genannt haben. Ich habe Jan nicht gesagt, warum ich mir den Namen gewünscht habe, aber er ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Manchmal habe ich deswegen ein schlechtes Gewissen.
Im Moment macht sie gerade Mittagsschlaf, sie sieht so wundervoll aus und so friedlich. Sie ist jetzt drei Jahre alt, sie macht mich glücklich, einmal von den Zehen bis zu den Haarspitzen, und manchmal hält sie beim Spielen inne und späht in den Himmel, als ob sie gerade über den Zusammenhalt der Welt nachdenkt, sie muss all diese komischen Philosophengene von Jan geerbt haben. Und trotzdem erinnert sie mich auch an Dich, und das jeden Tag, denn anders als Jan ist sie blond, und sie hat blaue Augen, und wenn sie lacht, dann hat sie auf der linken Seite ein Grübchen, aber auf der rechten Seite nicht, ganz genauso wie Du. Manchmal macht Jan Witze über ihre blauen Augen, dann sieht er mich forschend an, aber wenigstens weiß ich ganz sicher, dass sie sein Mädchen ist. Und nicht Deines.
Aber andererseits ist sie auch unser Mädchen, und so bescheuert das klingt, manchmal frage ich mich, ob das überhaupt stimmt, Vererbungslehre, all das Zeug, oder ob sie damals, als ich im 7. Monat war und wir uns zum letzten Mal geliebt haben, diese Liebe mit auf den Weg bekommen hat? Wer sagt denn, dass sich Gene vererben, warum soll sich nicht Liebe vererben, irgendwie durchs Universum oder so? Klingt ein bisschen irre, oder? Aber ich glaube das eben, und vielleicht sind wir nicht irre, sondern können einfach nur die große, alles umfassende Liebe besser sehen als andere Leute.
Ich hätte gerne ein Mädchen von Dir gehabt, aber ich habe auch gern ein Mädchen von Jan. Und am liebsten habe ich es, wie es ist: ein Mädchen von Euch beiden. Ich bin angekommen. Das Leben ist so schön ruhig geworden, nach all dieser Liebe und Trauer und Verzweiflung, und ich genieße es jeden Tag. Jan hat einen Job in der Staatsbibliothek bekommen, dort gehört er hin, dort ist er glücklich, zwischen all seinen Büchern, und wenn er nach Hause kommt, sind wir eine kleine, zufriedene Familie.
Wir haben jetzt eine schöne Wohnung im
Weitere Kostenlose Bücher