Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Cowboy.
Rosenbubi
Die Irritationen, die sich in die Liebe zu Elke schleichen, sind so winzig, dass ich sie lange gar nicht wahrnehme.
Elke mag ihn nicht besonders, den kleinen, verspielten Jungen, der immer mal wieder aus mir raushuscht, Elke mag den Benz, ihren Golf und den gottverflucht scheißcoolsten Typen der Stadt, und sie reagiert zunehmend pikiert, wenn ich mir meine Auszeiten nehme, um mit den kleinen Nachbarjungs Basketball zu spielen oder um mir am Rheinufer die Hosen vom teuren Bossanzug zu ruinieren, bloß um im flachen Wasser nach Steinen zum Ditschen zu suchen. Das Schlimmste aber ist für sie, wenn ich streunende Hunde anschleppe oder streunende Menschen, die ich in unserer Küche abfüttere und deren Lebensgeschichten ich anhöre und denen ich, wenn es angebracht scheint, alles Geld schenke, das sich in meinen Hosentaschen finden lässt. Elke findet diese Seite an mir befremdlich und beginnt, mich sanft zu dem Mann zu erziehen, den sie an ihrer Seite haben will. Ich lasse es geschehen, denn nichts will ich mehr, als Elke zu gefallen, und ich bade in ihrem Beifall.
Nur die zärtliche Verliebtheit der ersten Jahre ist irgendwann ein wenig abgekühlt, aber das, so versichern mir Freunde, sei das Normalste von der Welt und in einfach allen Beziehungen so. Wobei Sex mit Elke für mich zwar das Größte ist, aber irgendwie auch anders als mancher Sex, den ich bis dahin hatte. Sex mit Elke ist schön, weil es Liebe ist, aber er ist konservativ, irgendwie ein bisschen ätherisch, und wenn wir fertig sind, geht sie sich waschen.
Ich glaube, das ist es, was mich am meisten stört: ein schleichendes Schuldgefühl, sie zu meinem Vergnügen ein klein wenig beschmutzt zu haben. Eintracht und Harmonie kehren zurück, wenn sie sich mit sauberem Hintern voraus in meinen Bauch einkuschelt oder wenn sie neue Projekte ins Auge fasst, die Party zu meinem Geburtstag, einen Grillabend mit Doro und Hermann, einen Satz neuer Kostüme für sie, den nächsten Urlaub, vielleicht sogar mal nach Ägypten, oder das Reihenhaus in der Vorstadt, das in endlosen Stapeln von Prospekten und Maklerexposés anfängt, Gestalt anzunehmen.
Im achten Jahr mache ich Elke einen Antrag und wir heiraten, es geht alles ziemlich schnell, wegen des Immobilienkredites, die große Feier verlegen wir auf später, wenn der Umzug gelaufen und meine letzte Saison als Basketballhalbprofi zu Ende gespielt ist, denn auf Dauer ist das nicht mehr zu machen: Job, tägliches Training, Punktspiel am Wochenende und jetzt, mit fast 29 Jahren, spüre ich nach jedem Match meine Knochen. Es ist einfach so weit, dass das Leben sich ändert, Elke nimmt meinen Antrag mit ihrem strahlendsten Lächeln an und sagt: »Na endlich«, was mich einmal mehr mit Schuldbewusstsein erfüllt, denn wie so oft habe ich zwar ihre Erwartungen erfüllt, aber nicht vollständig oder nicht rechtzeitig, und irgendwas ist eigentlich immer, was ich noch ein bisschen besser machen sollte.
Es ist März und kühl, meine Sportjungs bewerfen uns vorm Standesamt mit Bällen, die Familie mit Reis, Elkes Kollegen mit Rosen. Nur einer nicht, ein junger, blonder, hübscher Bursche, er steht unbeholfen am Ende der Reihe und drückt Elke seine Rose in die Hand, bevor er wieder abtaucht in der Menge, ohne mir zu gratulieren.
»Wer war das denn?«, frage ich. Elke lächelt ihr bezauberndes Bankerlächeln und sagt: »Ach, bloß einer von unseren Azubis.«
Wir basteln die Einladung für die kirchliche Hochzeit, mieten das Hotel, heuern eine Band an und stellen fest, dass die Einladungsliste mindestens 150 Personen umfasst, aber scheißegal, man heiratet ja nur einmal im Leben – ein Satz, den ich mit Inbrunst verkünde, zehn Jahre danach erkenne ich verbittert, dass dies die reine Wahrheit war, auch wenn das eher mit den Unerfreulichkeiten unserer Scheidung zu tun hat.
»Ich treffe mich mit Nadine«, verkündet Elke. »Wir wollen noch mal nach dem Brautkleid gucken.«
Inzwischen wohnen wir in unserem Reihenhaus. Groß genug für zwei bis drei Kinder, gute Gegend, leider keine Wasserlage mehr, dafür ein kleiner Garten, aber was soll’s, wir stehen erst am Anfang. »Wie oft willst du denn noch los?«, frage ich Elke. »Meinst du nicht, dass ich wirklich mal mitkommen und aussuchen sollte?«
»Männer dürfen das frühestens vor dem Altar sehen«, sagt sie, dazu bekomme ich ein Lächeln und einen gehauchten Kuss mit spitzen Lippen. »Wir haben lange nicht mehr richtig geknutscht«, denke ich noch,
Weitere Kostenlose Bücher