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Warum Liebe Weh Tut

Warum Liebe Weh Tut

Titel: Warum Liebe Weh Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Illouz
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mich gut gefühlt habe.«
    »Er liebt es noch immer, deinen Intellekt zu ficken.« Aaron stand auf und brachte seine Tasche in sein Zimmer.
    Ich folgte ihm und schob die Drehbücher auf der verblichenen grauen Couch zur Seite, um mich zu setzen. Ich wußte, daß er neben der Spur war, nur hatten wir in dieser Woche kaum miteinander gesprochen. Er ging davon aus, mich unverändert am selben Platz wiederzufinden, als ob er ein Lesezeichen hinterlassen hätte.
    »Nie nennst du mich intelligent«, sagte ich.
    »Ich mache dir ständig Komplimente.« Er war verdrossen. »Gerade eben habe ich dir gesagt, wie schön du bist.«
    Er kapierte es nicht, wie immer mußte ich ihm alles erklären. »Ich bin als einziges Mädchen unter drei Brüdern aufgewachsen, die jeder brillant nannte. Ich war süß oder hübsch oder hinreißend. Das gibt mir nichts. Kennst du mich denn gar nicht?«, flehte ich. »Warum brauche ich zehntausend Bücher und Zeitungsausschnitte überall? Um überzukompensieren. Um jedermann davon zu überzeugen, daß ich intelligent bin, weil es nicht einer mal gesagt hat … um mich selbst zu überzeugen«, sagte ich. »Ich werde zu dem, was fehlt.«
    »Also, das war jetzt intelligent«, sagte Aaron und strich mir über den Kopf. »Du häßliche alte Ziege.«  [29]
    Die Beschwerde und die Aufforderung dieser Frau sind durch ihr Bedürfnis motiviert, daß ihr Selbst eine Bestätigung erfährt, die so persönlich wie sozial ist. Sie verlangt von ihrem Mann, daß er ihren sozialen Wert bestätigt. Im folgenden Beispiel spricht eine 56jährige Frau über ihre Eheprobleme:
     
    CHRISTINE : Wissen Sie, ich habe einen sehr reizenden Mann; er ist mir treu ergeben und aufopferungsvoll. Aber er hat einfach keine Ahnung von den kleinen Dingen, die einem ein gutes Gefühl vermitteln.
    INTERVIEWERIN : Wie zum Beispiel?
    CHRISTINE : Naja, kleine Geschenke kaufen, mich überraschen, mir 221 sagen, wie toll ich bin. Obwohl ich weiß, daß er mich liebt, versteht er es nicht, mich toll und besonders fühlen zu lassen.
    INTERVIEWERIN : Obwohl er Sie liebt?
    CHRISTINE : Ja. ( Pause. ) Wissen Sie, bei der Liebe geht es ganz um das Wie, nicht um das Daß. Obwohl ich weiß, daß er mich liebt. Aber dieses Etwas, das bewirkt, daß man sich besonders und einzigartig fühlt, das hat immer gefehlt.
    Im 19. Jahrhundert hätten treue Ergebenheit und Verbundenheit als entscheidende Liebesbeweise gegolten. Hier aber werden sie als ungenügend betrachtet, weil die Liebe einen anhaltenden, unabschließbaren Prozeß der »Bestätigung« einschließen muß, also eine erneute Bestätigung der eigenen Individualität und des eigenen Werts.
    Wenn, wie Sartre behauptet, der Liebende fordert , geliebt zu werden,  [30] dann weil in dieser Forderung vor allem ein Verlangen nach Anerkennung liegt. Die Komplimente, die die soeben zitierten Frauen von ihren Männern hören wollen, weisen nicht auf eine gestörte »narzißtische« Persönlichkeit oder einen »Mangel an Selbstachtung« hin, sondern auf den grundsätzlichen Anspruch, daß romantische Beziehungen soziale Anerkennung bieten. Der soziale Wert einer Person ist nicht mehr die direkte Folge ihres wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Status, sondern muß aus ihrem Selbst geschöpft werden, das als einzigartige, private, persönliche und nichtinstitutionelle Größe definiert ist. Die erotische/romantische Bindung muß zu einem Selbstwertgefühl verhelfen,  [31] und der moderne soziale Wert ist vor allem 222 performativ, das heißt, er wird im Zuge der und durch die eigenen Interaktionen mit anderen erlangt. Wenn der Liebhaber, »ehe er mit ihr  [der Geliebten] zusammentrifft,  […] sich wegen seines Geruchs, seiner Kleidung, seiner Haare, seiner Pläne für den Abend und letzten Endes seiner Person überhaupt«  [32] sorgt, so deshalb, weil die Liebe in der Moderne entscheidend dafür geworden ist, den Wert einer Person zu konstituieren.
    Obgleich seine Theorie nicht als Soziologie der Moderne angelegt ist, hat Erving Goffman große Aufmerksamkeit auf die performative Dimension sozialer Interaktionen verwandt, sprich darauf, wie sie ein Selbstwertgefühl erzeugen oder eben nicht erzeugen (indem sie »das Gesicht wahren«, jemandem die gebührende Hochachtung zollen und so weiter). Goffman scheint vorauszusetzen, daß gelungene Interaktionen ein Selbstwertgefühl hervorrufen sollten und universell auch so strukturiert sind. Daß aber soziale Interaktionen ein

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