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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Strukturen aber nicht unmittelbar vom Y-Chromosom bestimmt, sondern ihre Entwicklung zu männlichen Organen wird durch chemische Produkte der Hoden eingeleitet; fehlen diese Substanzen, schlagen sie den weiblichen Entwicklungsweg ein.
    So beginnen die Hoden zum Beispiel schon in der achten Schwangerschaftswoche, Testosteron zu produzieren, und ein Teil dieses Hormons wird zu dem chemisch eng verwandten Dihydrotestosteron umgesetzt. Diese Steroide, die man auch Androgene nennt, wandeln einige Mehrzweckstrukturen des Embryos in Peniseichel, Penisschaft und Hodensack um; anderenfalls entwickeln sich dieselben Strukturen zur Klitoris sowie zu den kleinen und großen Schamlippen. Außerdem besitzt der Embryo auch zwei noch nicht festgelegte Gruppen von Gängen, die man als Müller- und Wolff-Gänge bezeichnet. Sind keine Hoden vorhanden, verkümmern die Wolff-Gänge, und die Müller-Gänge wachsen zu Gebärmutter, Eileitern und dem inneren Teil der Vagina heran. Unter dem Einfluß der Hoden dagegen geschieht das Umgekehrte: Androgene regen die Wolff-Gänge an, sich zu Samenbläschen, Samenleiter und Nebenhoden zu entwickeln; gleichzeitig tut das in den Hoden produzierte »Anti-Müller-Hormon« genau das, was sein Name sagt: Es verhindert, daß aus den Müller-Gängen die weiblichen Geschlechtsorgane hervorgehen.
    Das Y-Chromosom sorgt also für Hoden, und das Vorhandensein oder das Fehlen der Hodensekrete bestimmt über die restlichen männlichen oder weiblichen Körperteile; das mag nun so aussehen, als könnte sich bei einem Menschen auf keinen Fall eine zweideutige Geschlechtsanatomie entwickeln. Statt dessen, so könnte man meinen, garantiert das Y-Chromosom hundertprozentig männliche Organe, und wenn es fehlt, sind zu hundert Prozent weibliche Organe gewährleistet. In Wirklichkeit ist aber für die Entstehung aller anderen Strukturen außer Hoden und Eierstöcken eine lange Reihe biochemischer Reaktionen notwendig. In jedem dieser Schritte wird ein Enzym hergestellt, also ein Molekül, das von einem ganz bestimmten Gen festgelegt ist. Jedes Enzym kann aber auch defekt sein oder ganz fehlen, wenn das Gen, das seinen Bauplan enthält, durch eine Mutation verändert ist. Ein Enzymfehler kann also zu einem männlichen Pseudohermaphroditen führen – dieser Begriff bezeichnet einen Menschen, der sowohl einige weibliche Körperteile als auch Hoden besitzt. Bei solchen männlichen Pseudohermaphroditen mit einem Enzymdefekt entwickeln sich alle diejenigen männlichen Strukturen normal, deren zugehörige Enzyme in der biochemischen Reaktionsfolge vor dem defekten Enzym wirken. Strukturen jedoch, die von dem defekten Enzym selbst oder von nachgeschalteten biochemischen Reaktionen abhängen, entwickeln sich nicht, und an ihre Stelle treten entweder die entsprechenden weiblichen Strukturen oder gar nichts. Pseudohermaphroditen eines Typs sehen zum Beispiel aus wie normale Frauen. Eine solche »Frau« entspricht dem männlichen Schönheitsideal sogar stärker als durchschnittliche echte Frauen, denn »ihre« Brüste sind gut entwickelt, und »sie« hat lange, anmutige Beine. Deshalb gab es schon mehrmals Fälle von gutaussehenden Mannequins, die selbst nicht wußten, daß sie eigentlich Männer mit einem einzigen mutierten Gen waren, bis sie sich als Erwachsene einem genetischen Test unterzogen.
    Da ein solcher Pseudohermaphrodit bei der Geburt wie ein normales Mädchen aussieht und auch eine äußerlich normale Entwicklung und Pubertät durchmacht, wird das Problem meist erst dann erkannt, wenn das heranwachsende »Mädchen« einen Arzt aufsucht, weil die Menstruation nicht einsetzt. Der Arzt entdeckt dann eine einfache Ursache für das Ausbleiben der Blutung: Die Patientin besitzt weder eine Gebärmutter noch Eileiter noch den oberen Teil der Vagina. Die Vagina endet vielmehr nach fünf Zentimetern blind. Bei weiteren Untersuchungen werden Hoden gefunden, die ganz normales Testosteron produzieren, von einem normalen Y-Chromosom programmiert wurden und nur insofern anormal sind, daß sie sich in der Leistengegend oder den Schamlippen verbergen. Mit anderen Worten: Das wunderhübsche Model ist ansonsten ein normaler Mann, bei dem die Fähigkeit, auf Testosteron anzusprechen, durch einen genetischen Zufall biochemisch blockiert ist.
    Wie man mittlerweile weiß, liegt die Blockade in einem Zellrezeptor, der normalerweise Testosteron und Dihydrotestosteron bindet, so daß diese Androgene die weiteren Entwicklungsschritte zum

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