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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Lady Rosamunde anbetraf, so waren sie eigentlich immer pünktlich. Allerdings hatte man sie bereits beim Frühstück vermisst. Darüber hinaus waren sie zu weder zur Frühmesse noch zu den Stundengebeten erschienen, und ein Fernbleiben war den Nonnen in Godstow ausnahmslos nur in Notfällen erlaubt. Schwester Eustice und Lady Rosamunde hatten die Nacht bis in die Morgenstunden hinein in den Stallungen verbracht, um sich um eine Stute zu kümmern, die Schwierigkeiten hatte, ihr Fohlen zur Welt zu bringen.
    Sie werden doch nicht immer noch dort sein!, dachte sie ärgerlich. Als sie Schwester Beatrice, die beim Vorlesen zu stottern begann, einen ungehaltenen Blick zuwarf, stellte Lady Adela fest, dass diese sie, wie auch all die anderen Frauen, inzwischen aufmerksam beobachtete. Fragend zog sie die Augenbrauen hoch. Schwester Margaret, die Nonne zu ihrer Rechten, machte eine Handbewegung. Margaret hielt eine Hand hoch, zur Faust geballt, bei der der kleine Finger wie das Euter einer Kuh herabhing. Mit der anderen Hand imitierte sie die Bewegung des Melkens.
    Adela schien verwirrt, merkte dann jedoch, dass sie den Milchkrug genommen hatte und immer noch nachdenklich in der Hand hielt, während sie sich Sorgen um die fehlenden Frauen machte.
    Indem sie Schwester Margaret den Krug übergab, wies die Äbtissin die anderen an, mit der Mahlzeit fortzufahren, erhob sich und ging zur Tür. Sie hatte kaum die Halle betreten, als sie auch schon Schwester Clarice erspähte, die mit schuldbewusst gerötetem Gesicht den Korridor entlangeilte. Da es verboten war, während der Mahlzeit zu sprechen, zog Adela erneut fragend die Augenbrauen hoch und verlangte so eine Erklärung für ihre Verspätung.
    Seufzend hob Clarice ihre Hand und schob sich zwei Finger in die Nasenlöcher, wobei ihr Gesicht einen entschuldigenden Ausdruck annahm.
    Diese Pantomime sollte andeuten, dass sie den Weihrauch für die Messe vergessen hatte, wie Adela bereits vermutete. Kopfschüttelnd deutete die Äbtissin Clarice an, sich in den Speisesaal zu begeben, und machte sich auf den Weg zu den Stallungen.
    Es war still im Gebäude, nur das leise Rascheln von Heu war zu hören, als sich verschiedene Tiere zur Tür drehten und neugierig guckten, als Adela eintrat. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, hob sie den Saum ihres Rockes hoch und eilte die Boxen entlang, bis sie am hinteren Ende des Ganges bei der letzten angekommen war. Dort knieten Schwester Eustice und Lady Rosamunde neben einer keuchenden Stute. Sie blieb einen Moment still stehen und sah voller Zuneigung auf die gebückten Rücken der beiden, die sieh um das leidende Tier bemühten. Als sich Schwester Eustice zur Seite drehte und sie sehen konnte, wie sehr sich Lady Rosamunde abmühte, verzog sich ihr Mund vor Entsetzen.
    »Was, in Gottes Namen, macht Ihr da?«
    Rosamunde zuckte bei diesem schreckerfüllten Ausruf förmlich zusammen. Sie wandte kurz den Kopf und erblickte die Äbtissin, die sie anstarrte. Als sie bemerkte, dass auch die Stute darauf heftig reagiert hatte, wandte sie sich sofort wieder dem Tier zu, um es zu beruhigen.
    Eustice sprang auf die Füße und führte die verstörte Adela einige Schritte von der Box weg, wobei sie versuchte, die Situation zu erklären. »Die Stute hatte Schwierigkeiten. Sie lag bereits stundenlang in den Wehen, bevor wir bemerkten, dass das Fohlen falsch herum liegt. Lady Rosamunde versucht zu helfen.«
    »Sie hat ihre Hände in der Stute!«, rief Adela schockiert aus.
    »Sie versucht das Fohlen zu drehen«, beeilte sieh Eustice zu erklären.
    »Aber...«
    »Ist nicht bereits Mittagsstunde?«, flüsterte Rosamunde entrüstet. Sie zog die Hand heraus, mit der sie bislang die Füße des Fohlens gehalten hatte und tätschelte beruhigend den Leib der Stute. Der Tonfall der Äbtissin schien die Stute in Panik zu versetzen.
    »Das ist ein Notfall. Gott wird uns vergeben, wenn wir in dem Fall das Schweigen ausnahmsweise brechen«, antwortete Adela hastig.
    »Aye. Nun, ich hoffe, die Stute tut das auch«, murmelte
    Rosamunde und beeilte sich, der Gefahrenzone zu entkommen, als das Pferd wild mit den Reinen zu strampeln begann, um wieder auf die Füße zu gelangen.
    Schwester Eustice reagierte sofort, ging schnell zum Kopf des Pferdes und hielt ihn fest. Dabei sprach sie beruhigend auf das verängstigte Tier ein.
    Vor Angst fast überwältigt, gelang es Adela, Fassung zu bewahren, als sich Rosamunde erneut hinter dem liegenden Tier auf die Knie sinken ließ.

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