Was der Winter verschwieg (German Edition)
sein Baby lässt.
Vorausgesetzt, man war bereit, sein Baby abzugeben.
Oh Gott. Werde ich wie meine Mutter? Verlasse ich mein Kind, damit ich mich meiner Karriere widmen kann?
Der Gedanke ging ihr noch immer durch den Kopf, als sie einen Blick in das Wohnzimmer warf. „Hallo, Logan“, begrüßte sie den Vater ihres Kindes.
„Hey.“ Er durchquerte den Raum und nahm Irma seinen Sohn ab. „Hey, Kumpel“, sagte er zu Charlie. Und mit einem Mal verwandelte sich Logan O’Donnell, der Bad Boy der exklusiven New Yorker Dalton Privatschule, dessen feuerrote Haare und Leck-mich-Einstellung den meisten Menschen Angst einjagte, in einen grinsenden, verzauberten Jungen. Einfach so. Das Lächeln eines Babys besaß schon eine ganz besondere Macht und bewirkte die merkwürdigsten Dinge.
Logan setzte sich hin und legte sich seinen Sohn auf den Schoß, um ihm den Schneeanzug auszuziehen. Dabei brabbelte Charlie die ganze Zeit fröhlich vor sich hin. Er kannte Logan, da der ihn mindestens einmal in der Woche besuchte. Das große Interesse an seinem Sohn war für Daisy eine totale Überraschung gewesen. Das war definitiv nicht der Logan, den sie in der Highschool gekannt hatte. Natürlich hatte Logan sich seitdem auch verändert.
Sie beobachtete ihn mit seinem Sohn und verspürte eine ungewollte Zuneigung, als sie sah, wie er den Kleinen kitzelte. Logan sah einfach unglaublich aus. Er hatte ein Lächeln, das einem Mädchen so den Kopf verdrehen konnte, dass es ohne nachzudenken mit ihm schlief. Charlie hatte Logans rote Haare geerbt und fing an, ihm alarmierend ähnlich zu sehen. Das gefiel Daisy gar nicht. Gut auszusehen bekam Jungen gar nicht – zumindest nicht auf lange Sicht.
Irma saß neben Daisy auf dem Sofa und strich sich die Schürze glatt. „Also“, fing sie an. „Es gibt gute und schlechte Neuigkeiten.“
„Oh?“ Daisy wappnete sich gegen das, was kommen würde. Seit Charlies Geburt war ihr Leben ziemlich kompliziert geworden. Sie hatte gelernt, einfach abzuwarten und zu sehen, was passierte.
„Die gute Nachricht ist, meine Lizenz zur Betreuung von Säuglingen ist bewilligt worden. Ich wusste, dass es so kommen würde, und habe nur auf die offizielle Bestätigung gewartet.“
„Das ist gut. Und wie lauten die anderen Neuigkeiten?“
„Ich muss diesen Winter meine Füße richten lassen.“ Sie streckte die Füße aus, die in Hüttenschuhen steckten. „Entzündete Fußballen“, erklärte sie. „Das ist sehr schmerzhaft, liegt bei uns aber in der Familie.“
„Oh, das tut mir leid.“ Daisy wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen.
„Das wird schon wieder. Das Problem ist nur, dass ich ungefähr drei Monate lang nicht werde arbeiten können. Sie müssen einen Fuß nach dem anderen machen, und die Heilung dauerte einige Wochen. In der Zeit werde ich mich nicht um die Kinder kümmern können.“
Logan wirkte völlig unbesorgt. Er nahm ein mit Gel gefülltes Kauspielzeug aus der Wickeltasche und reichte es Charlie.
„Das tut mir natürlich sehr leid. Ich weiß, dass das eure Pläne über den Haufen wirft“, sagte Irma.
„Ich finde schon eine Lösung.“ Daisy wurde das Herz schwer. Sie hätte wissen müssen, dass Irma zu gut war, um wahr zu sein.
Vom anderen Ende des Flurs ertönte ein Schrei. „Da ist gerade jemand aufgewacht. Ihr entschuldigt mich kurz.“ Irma stand auf und verließ das Wohnzimmer.
„Puh.“ Logan schaute Daisy über seinen Sohn hinweg an. „Was für ein Mist.“
Sie nickte. „Ich werde irgendeine andere Lösung finden müssen.“ Einen Moment dachte sie nach. „Mein Dad und Nina würden sofort auf ihn aufpassen, wenn ich sie frage.“
„Aber du willst sie nicht fragen.“
„Stimmt. Ich meine, sie sind toll und alles, aber sie haben gerade erst geheiratet. Außerdem würde es sich für mich wie ein Rückschritt anfühlen. Ich bin gerade erst in mein eigenes Haus gezogen und will sie jetzt nicht schon wieder um Hilfe bitten müssen.“
„Es wäre doch nur vorübergehend“, warf Logan ein.
„Vorübergehende Maßnahmen haben so ihre ganz eigene Art, sich ins Unendliche auszudehnen. Ich würde das Problem lieber alleine lösen.“ Es war so schon ein ziemlicher Kampf gewesen, zu Hause auszuziehen und sich ein eigenes Leben aufzubauen. Ihr Vater und Nina führten das historische Hotel am See und hatten mehr als ausreichend Platz. Bei ihnen zu wohnen war einfach gewesen – vielleicht
zu
einfach. Direkt nach der Geburt ihres Sohnes hatte Daisy sich dort
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