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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das zumindest hatte man mir berichtet. Ob es stimmte, wußte ich nicht, denn ich stand noch vor ihr, und meine Augen gewöhnten sich allmählich an die dichte Finsternis. Einzelheiten wurden sichtbar.
    Ich erkannte, daß die Gasse sehr eng war, und daß die Häuser an den beiden Seiten nicht nur eine glatte Fassade bildeten. Sie standen vor, sie traten zurück. Es gab Erker an den grauen Häusern, Dachgauben, Vorsprünge, Simse, und Dächer, die mit grauen Pfannen bedeckt waren.
    Nichts regte sich zwischen den Häusern. Ich sah keinen einzigen Menschen auf der Straße und ebenfalls kein Tier. Alles war ausgestorben, und gestorben wurde hier, sonst hätte mich der Weg nicht in diesen vergessenen Stadtteil von Liverpool geführt.
    Menschen waren verschwunden. Einfach so. Zwei Kollegen aus London, die hier ermittelt hatten.
    Sie waren nicht zurückgekehrt. Auch Nachforschungen hatten nichts ergeben. Die Gasse schien sie geschluckt zu haben.
    Wer lebte hier?
    Menschen - ja, aber auch sie wußten angeblich nichts. Sie hatten es gelernt, den Behörden gegenüber mißtrauisch zu sein und auf entsprechende Befragungen nur mit den Schultern gezuckt.
    Ein wenig erinnerte mich diese Gasse auch an eine dieser vielen engen Straßen in manchen italienischen Städten. Denn auch hier klebten die kleinen Balkone an den Hauswänden, gab es Laternen, die neben Dachrinnen von den Hauswänden wie geknickte Arme nach oben hin wegstanden, wobei um diese Zeit keine einzige Kuppel erhellt war.
    Der Boden selbst war nicht glatt.
    Kein flacher Beton, sondern altes Kopfsteinpflaster, das uneben gelegt worden war. Ideal, um zu stolpern. Um mit Gehsteigen aufwarten zu können, war die Gasse zu schmal, deren anderes Ende ich nicht sah.
    Es brannte auch kein Licht hinter den Fenstern. Alles war dunkel. Die wenige Helligkeit stammte von den Gestirnen hoch über mir. Sie standen an einem glatten Himmel, von dem sich der volle Mond allmählich zurückzog.
    Für mich war sie mehr eine Filmkulisse, die man aufgebaut und dann vergessen hatte abzumontieren. Die anderen Straßen führten hinter dem Park entlang. Von dort war hin und wieder auch ein Laut zu hören. Das Summen, wenn Autoreifen über den glatten Belag fuhren. Ansonsten herrschte die Stille vor.
    Man hatte mir geraten, die Gasse um Mitternacht zu betreten. Dann sollte ich etwas von ihrem Flair spüren. Das Andere, das Gefährliche, das zwischen den Häusern und auch in ihnen lauerte.
    Ich gab mir einen Ruck und ging los. Nicht schnell. Ich erinnerte mehr an einen Spaziergänger, der genügend Zeit hatte, um nach einem bestimmten Ziel Ausschau zu halten.
    Bereits nach den ersten Schritten erlebte ich die Veränderung. Es war die andere Luft, die ich einatmete. Der leichte Nachtwind wurde von den Häusern zurückgehalten, und so trat ich hinein in eine etwas schwüle und stickige Atmosphäre.
    Die Stille blieb. Ich bemühte mich, leise zu gehen, weil ich kein Aufsehen erregen wollte.
    Zu beiden Seiten ragten die Häuser empor. Schattengewächse mit viereckigen, blinden Augen, denn als nichts anderes wurden mir die Scheiben präsentiert. Der Himmel über mir war klein geworden.
    Die Sterne konnte ich jetzt suchen.
    Die Dunkelheit faßte nach mir.
    Schatten erschienen, nahmen an Deutlichkeit zu, wenn ich weiterging, so daß sie ihre Bedrohung verloren, denn ich sah dann die Balkone, die Lampen, die Hauseingänge, die Fenster, Erker, Nischen und Balkone.
    Nur keine Menschen!
    Das war kaum einzusehen. Wieso gab es keine Menschen in dieser verdammten Gasse? Sie schienen sich in den Häusern versteckt oder aus ihnen zurückgezogen zu haben. Es war nichts da. Kein Laut, keine Stimme, keine Musik. Ich war völlig allein, und ich sah vor mir das unebene Pflaster und den runden Deckel eines Gullys.
    Davor blieb ich stehen. Einen konkreten Grund hatte ich nicht. Es war einfach über mich gekommen. Ich senkte den Blick und nahm auch den Geruch wahr, der aus den seitlichen Öffnungen des Gullys nach außen kroch.
    Es war der übliche Modergeruch, der oft bei einem tiefen Luftdruck entsteht. Zugleich schwang noch etwas anderes darin. Ein Gestank, der mir süßlich vorkam und mich an den der Verwesung erinnerte. Als läge unter dem Gully ein gewaltiger Friedhof, auf dem die Leichen allmählich vermoderten.
    Meine Kehle verengte sich etwas. Ich schluckte. Den Geruch wurde ich trotzdem nicht los. Schweiß bedeckte meine Stirn. Bevor ich in die Knie ging, schaute ich mich um.
    Nein, ich sah niemand. Trotzdem

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