Das Genesis-Unternehmen (German Edition)
1
Berlin
Endlich Hitzefrei. Oder besser gesagt, schon wieder Hitzefrei. Simone war mit ihrem Fahrrad unterwegs zum See, der unweit ihrer Wohnung auf dem Weg nach Potsdam lag.
Es war erst Mitte Juni und die Schulleitung musste schon zum dritten Mal in diesem Monat ihren Schülern freigeben. Sie konnte sich nicht erinnern, in ihrer Karriere als Lehrerin so etwas schon mal erlebt zu haben. Nun ja, so viele Jahre unterrichtete sie noch nicht an der Grundschule. Aber auch als Schülerin hatte sie selber damals nur wenige hitzefreie Tage erlebt.
Zumindest konnte sie den unerwartet freien Tag am Wasser verbringen. Sie erwartete aber nicht, dort die einzige zu sein. Wenn doch nur Michael hätte mitkommen können. Aber die Bank kannte natürlich keine hitzefreien Tage. Nein. Ihr Mann würde den Tag wie tausend andere auch schwitzend im Büro verbringen dürfen.
Nach den ersten Kilometern unter der sengenden Sonne war sie froh darüber, den Rest der Strecke im Schatten des Waldes zurückzulegen. Während sie ein paar Ästen auswich, bemerkte sie, dass die Hitze der letzten Wochen auch hier ihre Spuren hinterlassen hatte. Aber der Regen ließ auf sich warten.
Üblicherweise hatten sie sich Jahr für Jahr über den lausigen Sommer beklagt. Aber dieses Jahr bekamen sie nun endlich ihren Prachtsommer, auf den immer alle gewartet hatten.
Aber auch das war keinem recht! Was hätte man auch erwarten sollen. Nun war es den meisten zu heiß; das Arbeiten war eine Zumutung; so konnte man ja gar nichts draußen unternehmen; und so weiter und so fort. Aber sie nahm sich vor, den heutigen Tag zu genießen. Auch wenn er es ihr wahrlich nicht einfach machte.
Schwitzend nahm s ie das letzte Stück in Angriff. An ihrem Ziel angekommen stellte sie ihr Fahrrad zu den dutzend anderen. Dann reihte sie sich am Ende der Schlange ein. Langsam bewegten sich die Leute vor ihr weiter. Schon nach kurzer Zeit war sie an der Reihe.
»Ein en Eintritt bitte«, sagte sie zu der jungen Frau an der Kasse.
Diese reichte ihr ein Ticket. »Vier Euro, bitte«, sagte die junge Frau hinter dem Schalter. »Ich muss Sie aber noch auf etwas hinweisen. Es könnte sein, dass heute einzelne Strandabschnitte gesperrt werden müssen. Seit gestern schwemmen hier immer wieder mal Fische ans Ufer. Wahrscheinlich wegen der Hitze.«
»Ähh m … okay«, sagte Simone und ging dann durch das Drehkreuz.
Das konnte ja heiter werden. Zu warmes Wasser bereits im Juni?
Sie hing sich ihre Tasche um und machte sich auf den Weg zum Strand. Allerdings etwas ernüchtert. Besonders erfrischend würde das Bad somit wohl nicht mehr werden.
Washington D.C., USA
Im Sender von KCB News ging der Wettermann Randal Jones seine Notizen durch. In drei Minuten würde er auf Sendung für die täglichen Wetterprognosen sein. Mike, der Nachrichtensprecher, moderierte gerade noch einen Beitrag über ein auf der Startpiste steckengebliebenes Flugzeug. Wegen der Hitze blieb eine Maschine am Boden festkleben. Gab es denn so was!
Der Kameramann gab ihm mit der Hand ein Zeichen und zählte lautlos mit den Fingern von drei auf eins herunter.
Mike leitet e gekonnt zu Randal über: »Und ob die Fluglinien noch mit weiteren Startschwierigkeiten rechnen müssen, erzählt Ihnen nun unser Wettermann. Bitte Randal.«
»Danke Mike«, sagt e Randal und drehte sich zur Kamera vor ihm. Er stand vor einer blauen Wand. Am Boden war mit Kreuzen markiert wo er sich hinstellen musste. Schließlich sollte er ja nicht die ganze Wetterkarte verdecken.
Randal begann mit seinem Beitrag. »Worauf Sie wohl am meisten warten zuerst. Bei den Temperaturen zeichnet sich in Washington für die nächsten Tage leider immer noch keine Veränderung ab. Zumindest keine nach unten. An der gesamten Ostküste bleibt uns die Hitze in den nächsten Tagen erhalten. Die Hitzewelle hat laut dem Nationalen Klimadaten-Center alle bisherigen Rekorde gebrochen.«
Er bewegte sich zur nächsten Bodenmarkierung und zeigte mit der Hand einstudiert auf die Einspielung einer Aufnahme eines ausgedörrten Weizenfelds. Daneben wurde eine Graphik eingeblendet.
»Neben der Hitze ist in den letzten Wochen auch zu wenig Niederschlag gefallen . Mit mittlerweile drastischen Folgen für die Landwirtschaft. Wegen der Dürre sind die Preise für Mais und Weizen in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen.«
Für eine Wettersendung war dies ein ungewöhnlicher Beitrag, aber sonst hätte Randal nicht viel Neues zu berichten gehabt. Leider. Er
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