Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
still vor sich hin (introvertierter Typ) oder verhält sich insgesamt deutlich unruhiger als gewohnt (extrovertierter Typ).
Grundsätzlich würde ich daher sagen: Dass Hunde und Hundeartige nicht dazu in der Lage sein sollen, zu leiden, ist für mich einfach unverstellbar. Und erneut würde ich gerne hinzufügen: Man sieht es doch!
Hunde brauchen unsere Hilfe
Wir Menschen sollten uns in so einer Situation bemühen, den Alltag des trauernden Hundes weiterhin so zu gestalten wie bisher. Das gibt dem Tier seelischen Halt und hilft ihm, möglichst rasch über den Verlust hinwegzukommen.
Das Schlimmste wäre, wenn wir uns emotional völlig übertrieben verhalten und den Hund ständig bedauern würden. Dadurch könnte sich sein Leiden womöglich noch verstärken. In unserer Familie halten wir es jedenfalls seit Jahren so, dass wir nach dem Tod eines Hundes mit dem oder den Zurückgebliebenen besonders viel zusammen in der Natur unternehmen, längere Spaziergänge machen als sonst und viele andere Hunde treffen. Das lenkt die Tiere ab und hilft ihnen, rasch wieder zu emotionaler Stabilität zurückzufinden.
In der freien Natur kommen Hunde am ehesten auf neue Gedanken. Das hilft, Krisen zu überwinden.
Verändert sich das Wesen des Hundes mit den Jahren?
NINA RUGE: Ganz sicher ist es auch bei Hunden so, dass tragische Schicksalsschläge die Persönlichkeit deutlich prägen. Doch mir scheint, als würde sich ihr Seelenleben mit zunehmendem Alter auch auf ganz natürliche Weise stark verändern. Lupo zum Beispiel: Was hatten wir früher für Auseinandersetzungen. Heute dagegen leben wir in großer Harmonie. Abgesehen von den kleinen Ausflügen ins Umland, die Lupo ab und an heimlich startet, gehorcht er mir aufs Wort. Er sucht meine Nähe, kuschelt sich an mich und ist ein friedfertiger Kerl, der kein Wässerchen trüben kann. Als wir letztens nach über acht Stunden Autofahrt in Italien ankamen, ließ er sogar zu, dass eine hungrige Vroni ungestüm über seinen Futternapf herfiel. Nur ein Jahr zuvor hätte es dafür tierischen Zoff gegeben.
Die wunderbare Wandlung von Klein Lupo zum abgeklärten, erwachsenen, souveränen Rüden: Tritt mit zunehmender Lebenserfahrung eine persönliche Reife ein? Kann es sein, dass sich die Seele eines Hundes so sehr entwickelt, dass sich im Laufe der Jahre sein ganzes Wesen verändert?
GÜNTHER BLOCH: Dass sich die »seelische Verfassung« eines Hundes grundlegend ändert, glaube ich nicht. Mit dem Alter kommen halt die Erfahrung und Altersweisheit hinzu. Die Vierbeiner können einfach besser einschätzen, was Herrchen und Frauchen (oder auch andere Hunde) noch akzeptieren – und was eben nicht.
Dass Lupos Temperament im Erwachsenenstadium nicht mehr dem eines »Schnösels«, wie ich junge Tiere gerne nenne, entspricht, ist ganz normal. Und was Lupos Haltung gegenüber Vroni angeht: Das Wettbewerbsverhalten ist in der jugendlichen Entwicklungsphase, unabhängig vom Geschlecht des Hundes, deutlicher ausgeprägt. Als erwachsener Rüde verhält man sich üblicherweise gegenüber Weibchen geduldiger – und Lupo scheint mir auch so ein Gentleman vom alten Schlag zu sein. Wer mit einem Hundepaar lebt, beobachtet alsbald, dass sich das Weibchen einiges herausnehmen darf und dass ihr männlicher Lebensgefährte dies fast immer mit Geduld und Gelassenheit quittiert. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Eine »zickige«, unzufriedene und schlecht gelaunte Beziehungspartnerin wäre die Alternative. Und die will kein Rüde.
Auch unsere Langzeitstudien an Wölfen belegen übrigens, dass Leitrüden ganz eindeutig weitaus »harmoniesüchtiger« sind als Leitweibchen. Wir haben beispielsweise in 21 Jahren Freilandforschung noch nie erlebt, dass ein männlicher Gruppenchef gegenüber seinem Nachwuchs Konflikte schürt oder sich nicht aktiv um ein harmonisches Gruppenleben bemüht hätte.
Können auch Krankheiten Hunde verändern?
NINA RUGE: Als Lupo eineinhalb Jahre alt war, rutschte er im Winter in einen Weiher.
Panisch paddelte er im eiskalten Wasser; nie zuvor hatte er versucht zu schwimmen, schon gar nicht in Halbgefrorenem. Ich vermute sogar fast, dass es auf der ganzen Welt keinen Hund gibt, der wasserscheuer wäre als Lupo. Und dann das! Angst und Schrecken machten ihn »blind«, und so strampelte er verzweifelt in die falsche Richtung und entfernte sich immer weiter vom Ufer. Erst nach endlosen Minuten reagierte er auf unsere Rufe, machte kehrt und krabbelte erschöpft aus dem kalten
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