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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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haben sie gefrühstückt.
    Dort, auf der Veranda, falle ich auf die Knie, halte mir die Hände
vors Gesicht und weine hemmungslos.
    Durch die Frau des Polizeipräsidenten über meine Rückkehr
alarmiert, stürzen die Damen des Kirchenkreises sich noch in der gleichen
Stunde auf mich.
    Ich sitze noch immer auf der Veranda, das Gesicht an die Knie
gepresst. Ich höre, wie Reifen auf Kies knirschen und Autotüren zugeschlagen
werden, und im nächsten Moment bin ich umgeben von üppigen Körpern,
Blümchenstoffen und behandschuhten Händen. Ich werde gegen weiche Busen
gedrückt, von Hüten mit Schleiern gepiekt und in eine Wolke aus Jasmin,
Lavendel und Rosenwasser gehüllt. Der Tod ist eine förmliche Angelegenheit, sie
tragen ihre Sonntagskleider. Sie tätscheln und hätscheln, und vor allem
schnattern sie.
    Was für ein Jammer, was für ein Jammer. Und dabei waren die beiden
so gute Menschen. Eine solche Tragödie erscheint so sinnlos, gewiss, doch die
Wege des Herrn sind unergründlich. Sie wollen sich um alles kümmern. Das
Gästezimmer von Jim und Mabel Neurater ist schon hergerichtet. Ich soll mir um
nichts Gedanken machen.
    Sie nehmen meine Reisetasche und steuern mich zum laufenden Wagen.
Jim Neurater sitzt mit grimmigem Gesicht hinter dem Lenkrad und hält es mit
beiden Händen fest umklammert.
    Zwei Tage, nachdem ich meine Eltern beerdigt habe, werde
ich in das Büro des Anwalts Edmund Hyde gebeten, um die Einzelheiten ihres
Nachlasses zu erfahren. Während ich dem Mann gegenüber auf einem harten
Lederstuhl sitze, wird mir nach und nach klar, dass es nichts zu besprechen
gibt. Zuerst denke ich, er macht sich über mich lustig. Offenbar hat mein Vater
sich seit fast zwei Jahren mit Bohnen und Eiern bezahlen lassen.
    »Mit Bohnen und Eiern? « Ungläubig
überschlägt sich meine Stimme. »Bohnen und Eiern?«
    »Und Hühnern. Und anderen Naturalien.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Etwas anderes haben die Leute nicht, mein Junge. Die Gemeinde ist
ziemlich angeschlagen, und dein Vater wollte jedermann helfen. Er konnte es
einfach nicht mit ansehen, wenn die Tiere leiden.«
    »Aber … ich verstehe das nicht. Auch wenn er, hm, alles Mögliche als
Bezahlung angenommen hat, wieso gehört dann alles der Bank?«
    »Sie sind mit der Hypothek in Verzug geraten.«
    »Meine Eltern hatten keine Hypothek.«
    Ihm ist offenbar unbehaglich zumute. Er hält die Hände vor sich und
presst die Fingerspitzen gegeneinander. »Nun ja, ehrlich gesagt, sie hatten
eine.«
    »Das stimmt nicht«, widerspreche ich. »Sie haben hier fast dreißig
Jahre lang gelebt. Mein Vater hat jeden Cent gespart, den er verdient hat.«
    »Die Bank hat Pleite gemacht.«
    Ich kneife die Augen zusammen. »Sie haben doch gerade gesagt, es
geht alles an die Bank.«
    Er seufzt tief. »Das ist eine andere Bank. Die Bank, die ihnen die
Hypothek gegeben hat, als die andere schließen musste«, sagt er. Ich weiß
nicht, ob er versucht, geduldig zu wirken, und dabei kläglich scheitert, oder
ob er mich auf plumpe Weise dazu bringen will zu gehen.
    Zögernd überlege ich, welche Möglichkeiten mir bleiben.
    »Was ist mit den Sachen im Haus? In der Praxis?«, frage ich
schließlich.
    »Das fällt alles an die Bank.«
    »Und wenn ich dagegen angehen will?«
    »Wie?«
    »Was ist, wenn ich herkomme, die Praxis übernehme und versuche, die
Zahlungen zu leisten?«
    »So funktioniert das nicht. Sie können die Praxis nicht einfach
übernehmen.«
    Ich starre Edmund Hyde an, in seinem teuren Anzug, hinter seinem
teuren Schreibtisch, im Rücken seine ledergebundenen Bücher. Durch die
Bleiglasfenster hinter ihm fallen Sonnenstrahlen herein. Mich packt plötzlich
Abscheu – ich wette, er hat in seinem ganzen Leben noch keine Bohnen und Eier
in Zahlung genommen.
    Ich beuge mich vor und sehe ihm in die Augen. Das hier soll auch
sein Problem sein. »Was soll ich machen?«, frage ich langsam.
    »Das weiß ich nicht, mein Junge. Ich wünschte, ich wüsste es. Dem
ganzen Land geht es schlecht, so ist das nun mal.« Er lehnt sich zurück, die Fingerspitzen
noch immer gegeneinander gepresst. Dann legt er den Kopf schief, als wäre ihm
gerade etwas eingefallen. »Versuchen Sie Ihr Glück doch im Westen«, schlägt er
vor.
    Mir wird klar, dass ich sein Büro sofort verlassen muss, wenn ich
ihn nicht verprügeln will. Also stehe ich auf, setze meinen Hut auf und gehe.
    Als ich auf den Bürgersteig trete, wird mir noch etwas klar. Mir
fällt nur ein einziger Grund ein, aus dem meine

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