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0108 - Das Eisgefängnis

0108 - Das Eisgefängnis

Titel: 0108 - Das Eisgefängnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Spuk sah aus wie immer. Gestaltlos, kaum zu sehen, mehr zu ahnen. Seine dunkelgrüne Kutte schien sich von selbst zu bewegen, getragen von unsichtbaren Händen. Wenn er sich bewegte, wallte nur der Stoff auf und nieder. Man sah keine Knochen, keine Haut, kein Gesicht, kein Fleisch – nichts.
    In der Gunstliste des Teufels stand der Spuk hoch oben. Denn in seinem Reich galt er als der unumschränkte Herrscher. Auch nach dem Ausscheiden des Schwarzen Tods hatte sich daran nichts geändert. Die Rangfolge war geblieben.
    Asmodis an erster Stelle, dann folgten Asmodina und der Spuk schon ranggleich, das hatte er sich bei Asmodinas Erschaffung auserbeten, und der Satan machte ihm dieses Zugeständnis.
    Asmodina mußte also mit ihm sprechen, wenn ein Fall seine Belange berührte.
    Und um solch ein Gespräch hatte Asmodina nachgesucht.
    Der Spuk hatte es ihr gewährt. Jetzt saß er auf seinem Knochenthron und wartete. Er war gespannt, was Asmodina von ihm wollte, denn wie er wußte, lag ihr John Sinclair schwer im Magen. In letzter Zeit war es ihr nicht gelungen, ihn zu packen. Sie hatte ihn sogar in ihr Reich entführen lassen, wo auch Myxin, der Magier, noch schmachtete. John Sinclair und Damona King war jedoch die Flucht gelungen.
    Asmodina hatte getobt. Und auch Destero, ihr Henker und Verbündeter, hatte Sinclair nicht packen können. Die Vorzeichen waren also verschoben worden und durcheinandergeraten.
    Es mußte wieder neu aufgebaut, und es mußten vor allen Dingen Pläne geschmiedet werden.
    Deshalb wollte Asmodina erscheinen.
    Der Spuk ahnte, daß sie seine Hilfe benötigte, aber er hatte sich noch nicht entschieden, er wollte sich erst ihre Argumente anhören.
    Und sie kam.
    Ihre Konturen schälten sich aus den Nebeldämpfen. Zwei Leibwächterinnen begleiteten sie. Schwarze Todesengel mit dunklen Flügeln und hautenger Lederkleidung.
    Asmodina selbst stach von den beiden Todesengeln ab. Ihr rotes Haar loderte wie Feuer. Aus der sonst glatten Stirn wuchsen zwei krumme Hörner, der Mund war grausam verzogen, in den Augen leuchtete es. Ihre Bewegungen hatten etwas katzenhaft Geschmeidiges an sich, sie schien mit den Füßen den Boden kaum zu berühren, so sicher schritt sie auf den Thron zu.
    Die Todesengel blieben zurück. Sie waren nicht bewaffnet. Im Reich des Spuks drohte ihnen keine Gefahr.
    Asmodina löste sich von den beiden. Etwa einen Schritt vor dem Thron blieb sie stehen.
    Der Spuk dachte nicht daran, aufzustehen. Er blieb sitzen, ebenfalls ein Zeichen seiner Gleichberechtigung in der Dämonenwelt.
    »Ich grüße dich«, sagte Asmodina.
    »Ich dich ebenfalls!« drang es dumpf aus der Kapuze.
    Die beiden redeten in einer Sprache, die nur aus kehligen Lauten bestand und nirgendwo auf der Erde verstanden wurde. Es war die Ur-Dämonensprache, geboren und entwickelt vor unendlich langer Zeit, aber jeder Dämon beherrschte sie.
    »Du hast um ein Gespräch gebeten«, sagte der Spuk. »Bitte, ich bin bereit.«
    Asmodina machte es geschickt. »Ich soll dich von Asmodis grüßen!«
    »Danke.«
    »Er freut sich, daß gerade deine Bastion allen Widrigkeiten zum Trotz gehalten hat.«
    Der Spuk lachte. »Hattest du etwas anderes erwartet?«
    »Nein, deshalb bin ich ja gekommen.«
    »Du brauchst also Hilfe!«
    Asmodinas Mundwinkel zuckten, denn das hörte sie nicht gern.
    Hilfe brauchte sie nicht. Oder sie wollte es zumindest nicht wahrhaben. »Es ist so«, erwiderte sie. »Du bist doch auch daran interessiert, daß John Sinclair vernichtet wird.«
    »Natürlich«, gab der Spuk zu.
    »Dann müßtest du meinem Plan gegenüber aufgeschlossen sein.«
    »Sag ihn mir.«
    »Vorher möchte ich dich noch fragen, ob du wirklich auf meiner Seite stehst?«
    »Rede!«
    Der Verlauf des Gesprächs paßte Asmodina nicht so ganz. Sie selbst gestand eine kleine Niederlage ein, denn sie hatte sich fest vorgenommen, den Geisterjäger aus der Welt zu schaffen, doch das war ihr nicht gelungen.
    »Gib mir eine Seele frei!« forderte sie.
    »Nein!«
    »Aber du wolltest mir helfen!«
    »Hat man dich nicht über die ehernen Gesetze informiert?« höhnte der Spuk.
    »Ja.«
    »Dann halte dich daran.«
    »Es gibt auch Ausnahmen.«
    »Für mich nicht.«
    »Auch nicht, wenn es um John Sinclair geht?«
    »Nein.«
    »Asmodis hat bereits seine Einwilligung gegeben. Er ist dafür, daß du eine Ausnahme machst.«
    Die Kutte bewegte sich. Der Spuk stand auf und verließ seinen Knochenthron. Er schritt an Asmodina vorbei, drehte dann ab und ging im

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