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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und es ist mir auch egal, aber wenn es für dich wichtig ist, dann laß dir sagen, daß mein Vater Fischhändler war. Nichts weiter. Und ich bin stolz auf ihn, denn er hat geschuftet, um mir eine Ausbildung zu geben.«
    »Mein Vater war ein Trinker - er wurde gehängt, weil er das Pferd eines Adligen geritten hat.«
    »Du bist nicht dein Vater.«
    »Verdammt richtig, das bin ich nicht! Und ich sage dir: Ich werde nie einem anderen König dienen.«
    »Ich auch nicht. Aber das ist eine Schlacht für einen anderen Tag. Jetzt werde ich etwas schlafen.«
    Als Gellan aufstand, grinste Jonat. »War dein Vater wirklich ein Fischhändler?«
    »Nein, er war ein Graf. Ich habe das nur gesagt, um dich zu ärgern.«
    »Das würde ich eher glauben.«
    »Ich auch. Gute Nacht, Jonat.«
    »Gute Nacht, Dun.«
    »Ach, übrigens, Dardalion sagt, die Priester können die Macht der Bruderschaft nicht länger zurückhalten. Er sagt, wir sollen Ausschau halten nach Anzeichen von Verzweiflung unter den Leuten - der Feind wird sich an die Schwachen heranmachen. Also halte die Augen offen.«
    »Das werde ich.«
    »Ich weiß. Über deine Abteilung mache ich mir keine Gedanken.«
    Gellan ging in die Dunkelheit davon und kicherte leise. Seinem Vater hatten fünf Fischfangflotten gehört, und Gellan fragte sich, ob dem Grafen der Titel eines Fischhändlers wohl gefallen hätte.
    Waylander schlief eine Stunde, dann sattelte er sein Pferd und verabschiedete sich von dem Fährmann. Die Nacht war klar, und die fernen Berge wirkten wie die Mauer am Ende der Welt.
    »Paß auf dich auf«, sagte Gurion und ergriff seine Hand.
    »Und du auf dich, mein Freund. Wenn ich du wäre, würde ich wieder über den Fluß zurückgehen. Diese Ungeheuer jagen mich, sie werden nicht wiederkommen, um dir Ärger zu machen.«
    Drei Tage lang ritt er wachsam, verwischte seine Spuren, so gut er konnte, ritt durch rasch fließende Bäche und überquerte felsige Abhänge, um sowohl seinen Geruch als auch seine Fährte zu verbergen. Er bezweifelte jedoch, daß seine Bemühungen mehr erreichten, als seine dämonischen Verfolger etwas aufzuhalten. Außerdem mußte er noch nach seinen menschlichen Feinden Ausschau halten.
    Zweimal machte er in Keista-Lagern Rast, einmal teilte er ein Mahl mit einer kleinen Gruppe von Jägern. Die vier Männer hatten ihn kühl begrüßt und überlegt, ob sie ihn ausrauben sollten. Aber irgend etwas an dem großen Südländer hielt sie zurück - nicht seine Armbrust, seine Messer oder sein Schwert, eher der berechnende Ausdruck in seinen Augen und ein subtiles Selbstvertrauen in seiner Haltung. Also hatten sie ihm etwas zu essen gegeben und ihn mit sichtlicher Erleichterung da-vonreiten sehen.
    Bei Einbruch der Nacht überfiel ein größerer Nadirtrupp die Jäger und fragte sie ausführlich aus, ehe sie sie grausam töteten.
    Die Toten wurden am nächsten Tag von neun Kriegern der Bruderschaft entdeckt, deren Ankunft die Geier störte. Die Reiter blieben nicht lange.
    Als es dunkel wurde, kam der erste Gestaltwechsler am Schauplatz an, angezogen vom Geruch des Blutes. Speichel tropfte ihm vom Maul, die roten Augen glühten. Die Geier zerstreuten sich, als er näher kam, ihre großen Flügel schlugen, um die schwerfälligen Körper vom Boden zu heben. Mit großen Anstrengungen schafften sie es auf die Zweige der umstehenden Bäume, von wo sie finster auf die Neuankömmlinge hinuntersahen.
    Die anderen Wolfswesen tauchten aus dem Unterholz auf und näherten sich den Resten. Eins steckte seine Schnauze in die blutigen Leichen, und schloß - von Hunger überwältigt - die Kiefer um ein Stück Fleisch und Knochen. Dann hustete es und spuckte das Fleisch aus. Sein Geheul gellte durch die Luft.
    Und die vier Ungeheuer rannten nach Norden.
    Etwa sechzig Kilometer weiter war Waylander nicht mehr weit vom südlichen Rand des Gebirgszuges entfernt. Hier war die Steppe zerklüftet, tiefe Schluchten durchkreuzten das Land wie von einem riesigen Messer geschnitten. In den Schluchten gab es zahlreiche Bäume und Flüsse, und hier und dort standen vereinzelt verlassene Hütten und Häuser. Wildschafe und Ziegen grasten auf den Hängen, und im Nordosten sah Waylander eine Herde Wildpferde, die neben einem Wasserfall graste.
    Er trieb sein Pferd weiter und begann den Abstieg in einen schattigen Wald.
    Hier war das Land gut, reicher als die trockene Steppe. Die schwere, schwarze Erde war so fruchtbar wie die der sentranischen Ebene. Trotzdem war das Land nicht bebaut.

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