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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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der Nähe vertäut, er konnte der Zerstörung von Purdol entkommen und zu seinen Truppen im Süden stoßen. Von dort aus konnte er einen Plan entwickeln, den Winter über auszuhalten, um im Frühjahr erneut anzugreifen.
    Er drehte sich um ...
    Im Türrahmen stand eine Gestalt in Kapuze, schlank und hochgewachsen. Sie hatte einen schwarzen Umhang um die Schultern geschlungen und hielt eine kleine, schwarze Armbrust in der Hand.
    Kaem konnte das Gesicht unter der Kapuze nicht erkennen, aber er wußte. Er wußte.
    »Töte mich nicht«, flehte er. »Bitte nicht!«
    Er wich auf den Balkon zurück und trat in den strahlenden Sonnenschein.
    Die schweigende Gestalt folgte ihm.
    Kaem drehte sich um, kletterte über die Balkonbrüstung und sprang auf das zehn Meter tiefer liegende Pflaster. Er landete auf den Füßen, beide Beine brachen unter dem Aufprall, der linke Oberschenkel wurde durch die Hüfte in seinen Magen getrieben. Er fiel auf den Rücken und starrte zu dem leeren Balkon hinauf. Schmerzen überwältigten ihn, und er starb schreiend.
    Die verhüllte Gestalt ging zum Hafen und kletterte über eine Strickleiter zu einem kleinen Segelboot hinunter. Der Wind frischte auf, und das Boot glitt über die Wellen und aus dem Hafen.
    In der Festung zogen die Vagrier Karnak über die blutgetränkten Flure. Sein noch intaktes Auge war geschwollen, die Lippen aufgesprungen und blutig. Sie zerrten ihn die Treppe hinab und durch das Schlachthaus der großen Halle. Karnak bemühte sich zu gehen, doch sein linkes Bein war angeschwollen, sein Knöchel wollte sein Gewicht nicht tragen.
    Draußen im Sonnenschein hielten die Männer inne und blinzelten vor Überraschung.
    Der Hof war voller Drenaisoldaten und in der Mitte stand ein Mann mit zwei Schwertern in einer schimmernden Bronzerüstung.
    »Laßt ihn los«, befahl der Krieger. Seine Stimme klang gedämpft und fast etwas metallisch.
    Die Vagrier traten zurück.
    Karnak taumelte und stürzte beinahe, doch der Krieger in der Bronzerüstung trat zu ihm und stützte ihn.
    »Die Vagrier sind in die Flucht geschlagen«, sagte Egel. »Das Blatt hat sich gewendet.«
    »Wir haben es geschafft?« wisperte Karnak.
    »Bei allen Göttern, ich schwöre es«, sagte Egel.
    »Kaem?«
    »Hat sich umgebracht.«
    Karnak versuchte, die Augen zu öffnen, aber sie waren voller Tränen.
    »Bring mich von hier weg«, bat er. »Niemand soll mich so sehen.«

Epilog
    Kaem war tot, die vagrische Armee weitgehend versprengt, und so war der Krieg am letzten Tag im Herbst zu Ende, als Egel und Karnak die Drenai-armee nach Süden führten, um sich mit dem lentrischen General Eisenfaust in den Ausläufern Drenans zu verbinden.
    Im folgenden Jahr führte Karnak die Invasion nach Vagria, bei der der Kaiser gestürzt wurde.
    Die herrschenden Häuser der Drenai wollten nichts von einer Monarchie hören, und so wurde eine Republik gegründet und Egel dazu ernannt, eine Regierung zu bilden. Der General weigerte sich, nahm jedoch den Titel Bronzefürst an und kehrte nach Delnoch zurück, wo er den Bau einer mächtigen Festung mit sechs Mauern quer über den Paß organisierte.
    Sein Ratgeber war ein Priester namens Dardali-on, der schwerverwundet in der Bibliothek in Pur-dol gefunden worden war. Egel wurde wegen der Kosten des Baus von Dros Delnoch oft kritisiert, behielt jedoch seinen Glauben an Dardalions Vision.
    Fünf Jahre nach dem Sieg von Purdol wurde Egel in seinen Räumen in der Festung heimtückisch ermordet. In dem anschließenden Bürgerkrieg stieg Karnak zum Herrscher der Drenai auf.
    Jonat überlebte die Belagerung von Purdol und wurde General in der Legion. Er starb sechs Jahre nach der Schlacht, als er im Bürgerkrieg eine Rebellentruppe gegen Karnak führte.
    Mit dem Gold, das Egel ihr für die Rüstung gab, kaufte Danyal ein Haus in Skarta, in dem sie mit Krylla und Miriel lebte. Man sah sie jedoch oft auf den Delnoch-Paß reiten, wo sie den nördlichen Horizont absuchte.
    Sechs Monate nach der Niederlage der Vagrier verschwanden sie und die Kinder aus ihrem Zuhause.
    Zwei Nachbarn diskutierten über ihr Verschwinden mit dem Wächter am Südtor.
    »Ich sah, wie sie gingen«, sagte er. »Sie ritt mit einem Begleiter. Einem Mann.«
    »Hast du ihn erkannt?«
    »Nein, er war ein Fremder.«
    ENDE

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