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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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herumkommt, dann, daß der Adel dahin ist.«
    »Möglich. Aber Gellan ist auch ein Adliger.«
    »Wirklich?«
    »Du haßt ihn doch nicht, oder?«
    »Er ist nicht besser als der Rest.«
    »Ich dachte, du magst ihn.«
    »Ich schätze, er ist kein schlechter Offizier. Zu weich. Aber im Grunde sieht er immer noch auf uns herab.«
    »Habe ich noch nie bemerkt«, sagte Sarvaj.
    »Du siehst auch nicht scharf genug hin«, erwiderte Jonat. Ein Reiter galoppierte in das Wäldchen, und die Männer sprangen auf, die Hand am Schwert. Es war ihr Späher, Kapra.
    Gellan trat aus den Bäumen hervor, als der Mann vom Pferd glitt. »Irgend etwas im Osten?« fragte er.
    »Drei geplünderte Dörfer. Ein paar Flüchtlinge.
    Ich habe eine Kolonne vagrischer Infanterie gesehen - vielleicht zweitausend. Sie lagern in der Nähe von Ostry, beim Fluß.«
    »Keine Spur von Kavallerie?«
    »Nein, Gan.«
    »Jonat!« rief Gellan.
    »Jawohl.«
    »Die Infanterie wird Vorräte erwarten. Nimm zwei Männer mit zum Kundschaften Richtung Süden - wenn du die Wagen siehst, komm so schnell hierher zurück, wie du kannst.«
    »Jawohl.«
    »Kapra, besorg dir etwas zu essen, dann nimm dir ein frisches Pferd und reite mit Jonat. Wir warten hier auf euch.«
    Sarvaj lächelte. Gellans Wandlung war verblüffend. Jetzt, wo die Aussicht bestand, handeln zu können, leuchteten seine Augen lebendig, seine Stimme war schroff und autoritär. Die gebeugte Haltung und das beiläufige, distanzierte Wesen waren verschwunden.
    Egel hatte sie ausgeschickt, um Vorräte zu suchen, damit er seine belagerten Truppen ernähren konnte, und inzwischen waren sie drei Tage erfolglos unterwegs. Die Dörfer waren alle mutwillig zerstört, die Vorratskammern geleert oder niedergebrannt. Das Vieh hatte man davongejagt, die Schafe auf den Weiden vergiftet.
    »Sarvaj!«
    »Ja?«
    »Pflock die Pferde an und teile die Männer in fünf Gruppen. Hinter diesem Dickicht dort ist eine Senke, die Platz für drei Feuer bietet - aber auf keinen Fall eins anzünden, ehe der Nordstern klar und hell am Himmel steht. Verstanden?«
    »Jawohl.«
    »Vier Männer auf Wache, Ablösung alle vier Stunden. Du suchst die Stellen aus.«
    »Jawohl.«
    Gellan strich sich über den dunklen Schnurrbart und grinste jungenhaft. »Hoffentlich haben sie Pökelfleisch dabei«, sagte er. »Bete um Pökelfleisch, Sarvaj!«
    »Und eine kleine Eskorte. Es wäre es wert, darum zu beten, daß es nur eine Zehner ist.«
    Das Lächeln verschwand von Gellans Gesicht. »Das ist unwahrscheinlich. Sie werden mindestens eine Quart haben, vielleicht sogar mehr. Und dann sind da noch die Fuhrleute. Trotzdem, wir überqueren den Fluß, wenn wir dort sind. Wenn die Männer ruhen, organisiere einen Waffenappell. Ich will keine stumpfen Waffen, wenn wir reiten.«
    »Jawohl. Warum ruhst du dich nicht etwas aus?«
    »Mir geht es gut.«
    »Es würde doch nichts schaden«, drängte Sarvaj.
    »Du machst ein Getue um mich wie ein altes
    Weib. Und glaube nicht, daß ich das nicht zu schätzen wüßte - aber mir geht es im Moment gut, Ehrenwort.« Gellan lächelte, um die Lüge zu verbergen, aber er konnte Sarvaj nicht täuschen.
    Die Männer waren froh über die Pause, und ohne Jonat hob sich die Stimmung. Sarvaj und Gellan saßen etwas abseits der Truppe und plauderten leicht über die Vergangenheit. Sarvaj achtete sorgfältig darauf, keine Themen anzuschneiden, die Gellan an seine Frau und die Kinder erinnern konnten, und sprach deshalb vorwiegend von Geschichten aus dem Soldatenleben.
    »Hast du was dagegen, wenn ich dir eine Frage stelle?« fragte er plötzlich.
    »Warum sollte ich?« antwortete Gellan.
    »Warum hast du Jonat befördert?«
    »Weil er Talent hat - er hat es nur noch nicht erkannt.«
    »Er mag dich nicht.«
    »Das spielt keine Rolle. Beobachte ihn - er wird sich gut machen.«
    »Er macht die Männer fertig, schmälert ihren Kampfgeist.«
    »Ich weiß. Hab Geduld.«
    »Er drängt darauf, daß wir nach Norden reiten -um aus Skultik auszubrechen.«
    »Hör auf, dir darüber Sorgen zu machen, Sarvaj. Vertrau mir.«
    Ich vertraue dir, dachte Sarvaj. Ich vertraue darauf, daß du der beste Schwertkämpfer der Legion bist, ein vorsichtiger und besorgter Offizier, ein treuer Freund. Aber Jonat? Jonat war eine Schlange und Gellan zu vertrauensvoll, um das zu sehen. Es würde die Zeit kommen, wo Jonat eine Meuterei anzetteln würde, die sich wie ein Lauffeuer in den entmutigten Reihen von Egels Armee ausbreiten würde.
    In jener Nacht, als

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