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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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schöner Tag gewesen; raus aus dem Haus, weg von ihrer Mutter. Und an diesem Tag hatte kein Wind geweht, der sie plagte.
    Heute war auch ein schöner Tag gewesen, bis der Wind aufgekommen war.
    Aber jetzt war der Wind fort. Und alles war schön.
    In Shacktown saßen Esperanza und Juan Rodriguez auf der Veranda eines Freundes von Esperanza und beobachteten das Feuerwerk in der Ferne. Die Bewohner von Shacktown gingen nie zu dem Picknick, sondern versammelten sich vor ihren Häusern, während ihre Kinder auf den staubigen Straßen spielten. Es war heiß, und im Lauf des Tages, der sengenden Wind brachte, erhitzten sich die überreizten Gemüter und Schlägereien brachen aus.
    In diesem Jahr sprachen die Bewohner von Shacktown über das, was in der Höhle der verlassenen Kinder geschehen war. Seit Jay-Jay gestorben war, hatten die Frauen miteinander getuschelt und waren sicher, daß Jay-Jays Tod kein Unfall gewesen war. Doch sie waren sich ebenso einig, daß für ihren Tod auch kein menschliches Wesen verantwortlich gewesen war.
    Nein, es waren die Kinder, die böse darüber waren, daß man ihre Ruhe gestört hatte. Die Frauen von Shacktown waren sicher, daß los ninos zugegriffen und Jay-Jay genommen hatten, und sie waren ebenso sicher, daß noch mehr geschehen würde.
    Es war der Wind, der sie davon überzeugte. In diesem Jahr hatte der Wind zu oft geweht und viel zu lange. Und für sie waren der Wind und die Kinder untrennbar miteinander verbunden, denn nur wenn der Wind wehte, konnte man die Kinder weinen hören.
    Eddie Whitefawn hörte dem zu, worüber die Älteren sprachen und überlegte, ob er ihnen von jener Nacht erzählen sollte, in der Jay-Jay gestorben war, und daß er in dieser Nacht dort gewesen war und beobachtet hatte, wie Miß Diana zum Bergwerk gekommen war. Aber man hatte ihm verboten, zum Bergwerk zu gehen, und er wußte, daß er bestraft werden würde, wenn seine Großmutter herausfände, was er getan hatte. So hörte Eddie nur zu, statt zu sprechen, und blieb ganz still.
    Auch Esperanza lauschte der Unterhaltung und nickte, wohl wissend, daß die Frauen die Wahrheit sprachen.
    Sie überlegte, ob sie mit Miß Diana reden und sie warnen sollte, damit sie gut auf das kleine Mädchen aufpaßt; doch tief in ihrem Herzen wußte sie, daß sie das nicht tun würde. Miß Diana war ein gringo, und sie würde es nicht verstehen.
    Und außerdem erkannte Esperanza, während sie zuschaute, wie die Raketen am nächtlichen Himmel zerplatzten, daß es so etwas wie Schicksal gab. Ein Mensch konnte so vorsichtig wie möglich sein, konnte beten und auf Zeichen achten, doch am Ende zählte allein das Schicksal. Es war das Schicksal, das ihr ihren Platz im Leben gegeben hatte, und das Schicksal hatte ihr Juan geschenkt. Wenn das Schicksal beschloß, die Kinder rachsüchtig schreiend aus der Höhle zu schicken, dann würde das geschehen.
    Es gab nichts, was sie tun konnte, obwohl sie weiter beten würde ...
    Die letzten Feuerwerkskörper zuckten am Nachthimmel, als Diana dankbar in Bills Wagen stieg, um die Heimfahrt anzutreten. Sie war müde und wünschte sich, sie hätte schon lange vorher gehen können. Seit ihrem Ohnmachtsanfall hatte sie sich nicht gut gefühlt, und sie sank gegen die Tür, als Bill aus der Stadt fuhr.
    »Alles in allem war das doch kein so schöner Tag, nicht wahr?« fragte er, womit er das Schweigen brach.
    »Ich glaube nicht«, seufzte Diana.
    Bill schaute sie an, und da war etwas in seinem Blick, das sie plötzlich wachsam werden ließ. Und als er sprach, fürchtete sie sich.
    »Warum bist du eigentlich ohnmächtig geworden?« hörte sie ihn fragen.
    Was sagte er da? Wollte er sie prüfen? Versuchte er, herauszufinden, ob sie sich erinnerte?
    »Durch die Hitze«, sagte sie. »Und durch das Blut. Ich habe noch nie Blut sehen können.« Sie zwang sich dazu, ein Geräusch herauszubringen, das so wie ein Lachen klang. »Ich denke, ich wäre wohl keine gute Arztfrau geworden.«
    »Das werden wir wohl nie erfahren«, sagte Bill, während er auf die lange Zufahrtsstraße zu den Ambers abbog. Als sie sich dem Hause näherten, konnten sie Lichter aus dem Wohnzimmerfenster leuchten sehen. »Verdammt«, sagte Diana leise. »Ich wollte dich hineinbitten.«
    »Tu's trotzdem«, schlug Bill vor.
    »O nein.« Diana seufzte. »Warum soll ich einen schlechten Tag noch schlimmer machen? Mutter wird mich mit einer Menge Klagen empfangen und ihr Bestes tun, damit ich mich schuldig fühle, weil ich sie so lange

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