Wehrlos vor Verlangen
natürlich stand die Einweihung des Artemis’ bevor. Ich hatte Steven Holt angewiesen, das Geld für Reynolds Gems zu überweisen. Aber da ich sehr beschäftigt war, habe ich nicht noch einmal nachgefragt. Für mich war die Sache erledigt. Erst an dem Abend, als du gegangen bist, habe ich wieder mit ihm gesprochen und erfahren, dass bei seiner Frau die Wehen eingesetzt hatten – zwölf Wochen zu früh. Offenbar sind seine Frau und sein Sohn so weit gesund, aber Steven hat jeden Tag in der Klinik bei ihnen verbracht. Es ist verständlich … er hat schlicht vergessen, die Anweisung an Mark Lloyd weiterzugeben. Sobald ich das erfahren hatte, habe ich das Geld von meinem persönlichen Konto an die Bank deines Vaters überwiesen.“
Ohne Thanos’ schnelles Handeln hätten ihre Eltern ihr Zuhause verloren. Das Schuldgefühl erstickte sie beinahe, als sie sich daran erinnerte, dass sie ihn einen Lügner und Betrüger genannt hatte.
Thanos ging zum Fenster und starrte in den Regen hinaus. „Ehrlich gesagt, ich habe von Anfang an gewusst, dass du nichts mit Wendy gemein hast – oder mit dem vergnügungssüchtigen Party-Girl aus den Zeitungen“, fuhr er gepresst fort. „Du bist großzügig und mitfühlend.“ Er sah zu Charlie, der sich auf einem Sessel zusammengerollt hatte. „Du rettest vernachlässigte Tiere. Ich wollte dich hassen, aber ich musste feststellen, dass du mir unter die Haut gehst. Ich war gern mit dir zusammen. Ich wollte dir sofort nachkommen, doch ich konnte Ana nicht mit der Einweihungsfeier allein lassen. Und ich war wütend. Der Monat mit dir war der glücklichste meines Lebens, aber für dich war er das ganz offensichtlich nicht. Du hast mir nicht vertraut. Am nächsten Morgen wurde ich informiert, dass der Sturm auf St. Lucia mehr Schaden angerichtet hatte als befürchtet. Mehrere meiner Angestellten mussten ins Krankenhaus. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste in die Karibik fliegen.“
Tahlia wusste nicht, was sie sagen sollte. Das Schweigen zwischen ihnen lastete schwer auf beiden. Es war Thanos, der wieder sprach.
„Es tut mir leid, wie ich dich anfangs behandelt habe. Ich habe dir die Schuld am Unfall meiner Schwester gegeben, und aus Rache habe ich dir die Unschuld genommen.“
Die Traurigkeit in seinem Blick traf sie mitten ins Herz. Trotz des eigenen Kummers wollte sie ihm verzeihen. „Wir beide konnten der Leidenschaft zwischen uns nicht widerstehen. Ich wollte mit dir schlafen.“
Sie stand auf und hielt ihm die Jacke hin, in der Hoffnung, er würde den Wink verstehen und gehen. Stattdessen kam er auf sie zu und warf die Jacke achtlos auf das Sofa.
„Ich habe dich entehrt“, sagte er rau. „Wiedergutmachen kann ich es nur, indem ich dich heirate.“
„Was?“ Tahlias Mund stand offen, und der Raum begann sich wieder zu drehen.
Thanos meinte es todernst, wie sie an seiner gespannten Miene erkannte. Er war unmöglich attraktiv – und genauso unmöglich zu verstehen. Obwohl, in gewisser Hinsicht konnte sie seinem Gedankengang sogar folgen. Er war traditioneller Grieche und ein Ehrenmann durch und durch. Sein Stolz und sein Ehrgefühl waren verletzt worden, als er begriffen hatte, wie falsch er sie behandelt hatte. Aber eine Heirat? Das ging eindeutig zu weit!
„Ich will dich nicht heiraten“, sagte sie leise.
Und Thanos hatte das Gefühl, als hätte ein Amboss sein Herz zerschmettert. Der Schmerz war der gleiche wie damals, als Yalena ihm gesagt hatte, dass sie mit seinem besten Freund schlief – und auch der gleiche wie der beim Anblick von Melina mit all den Schläuchen und an Maschinen angeschlossen in dem Krankenhausbett.
„Du musst doch wissen, dass ich nie etwas tun würde, um dich zu verletzen“, stieß er hervor. „Und ich bin ein reicher Mann, dir würde es nie an etwas fehlen.“
Großer Gott, es war die reine Folter! Sah er denn nicht, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand? Außerdem stand sie kurz davor einzuwilligen, obwohl sie wusste, dass er sie niemals lieben würde.
„Ich wünsche mir etwas, was du mir nicht geben kannst, Thanos“, flüsterte sie erstickt. „Ich wünsche mir Liebe. Dein Geld und all die materiellen Dinge, die du mir geben kannst, bedeuten mir nichts. Ich würde dich heiraten, wenn du ein Ziegenhirte auf Angistri wärst und mich nur so sehr lieben könntest, wie ich dich liebe.“
Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie hatte damit gerechnet, dass ihr Geständnis ihn zur Tür hinaustreiben würde. Darum schrie sie
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