Wehrlos vor Verlangen
regelrecht freundlich. „Die Kette meine ich nicht – sondern das Kleid.“
„Oh.“ Sie kam sich wie eine Idiotin vor. Rock und Top, die sie auf der Reise tragen wollte – ihre eigenen Sachen, nicht die, die er für sie gekauft hatte! –, lagen noch auf dem Bett. „Ich ziehe mich im Bad um.“
„Ich hätte das Kleid gern jetzt sofort zurück.“
Das Glitzern in seinen Augen warnte sie, dass er keinerlei Skrupel hätte, ihr das Kleid vom Körper zu reißen. „Wozu soll das gut sein, Thanos? Noch ein letzter kleiner Kitzel?“ Sie zog den Reißverschluss auf und weigerte sich, ihren Blick von ihm zu wenden, als die Seide raschelnd an ihr herabrutschte.
Dunkles Rot legte sich auf seine Wangen. „Wir wissen beide, dass ich dich jetzt nehmen könnte, und du würdest nichts tun, um mich aufzuhalten.“
Es zu bestreiten hatte wenig Zweck, da ihr Körper die eindeutigen Signale aussandte. So zuckte sie nur mit den Schultern. „Du weißt eben, welche Knöpfe du drücken musst, schließlich bist du ein fantastischer Liebhaber.“
Steif und ungelenk zog sie sich Rock und Top über und hasste sich dafür, dass ihre Brüste nicht aufhören wollten zu spannen. Nie wieder würde sie Thanos erlauben, sie zu berühren. Nie wieder würde sie mit ihm schlafen … und nie wieder würde sie die unbeschreiblichen Freuden empfinden, die sie nur mit ihm erfahren hatte. Tränenblind stolperte sie zur Tür. Doch da gab es noch eines, das sie wissen musste.
„Wie lange hätte unsere Beziehung nach der Reise nach Antigua noch gedauert?“, fragte sie ihn mit brüchiger Stimme.
Thanos sah in ihr Gesicht, sah die Mascara-Schlieren auf ihren Wangen und fühlte den übermächtigen Drang, sie in seine Arme zu reißen und zu küssen, bis sie zugab, dass der gemeinsam verbrachte Monat viel zu gut gewesen war, um ihn einfach fortzuwerfen. Aber offensichtlich dachte sie anders. Sie war nicht besser als Yalena und all die anderen Frauen, die nur die Dollarzeichen sahen, wenn sie ihn anblickten. „Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass es dauern könnte“, behauptete er salopp. „Ein paar Wochen Sonne, Meer und Sex sind alles, was ich je von einer Frau wollte. Du bildest da keine Ausnahme.“
„Ich verstehe.“ Der letzte Hoffnungsfunke in ihr erlosch. Ein letztes Mal prägte sie sich seine Züge ein, dann drehte sie sich um und verschwand aus seinem Leben.
Als Thalia beim Flughafen ankam, war der letzte Flieger nach London für den Tag bereits in der Luft. Verzweifelt entschlossen, Mykonos zu verlassen, setzte sie sich in eine Maschine nach Athen und verbrachte eine schlaflose Nacht in der Wartezone, um den allerersten Flug nach Gatwick zu nehmen. Als das Taxi durch die Tore von Carlton House fuhr, erwartete sie, Umzugsleute und den Gerichtsvollzieher auf der Auffahrt zu sehen. Doch dort parkte nur der Wagen ihres Vaters.
„Sie sind also noch nicht hier“, murmelte sie, als ihre Mutter die Haustür aufzog und bei ihrem Anblick sofort in Tränen ausbrach. „Wo ist Hobson?“
„Oben, beim Auspacken.“ Vivienne trocknete sich die Augen.
„Auspacken? Aber ich dachte … Ihr müsst doch das Haus verlassen.“
„Nein.“ Vivienne schüttelte den Kopf. „Wir können bleiben. Das Geld für Reynolds Gems ist gestern Abend auf unserem Konto eingegangen. Dein Vater ist heute Morgen als Erstes zur Bank gegangen und hat die Hypothek ausgelöst. Ich verstehe nicht wirklich, was sich da alles abgespielt hat, aber dein Vater sagt, alles sei geklärt. Ist das nicht wunderbar, Liebes?“ Sie lächelte unter Tränen. „Die letzten vierundzwanzig Stunden waren wie eine Achterbahnfahrt.“
„Das sind wirklich großartige Neuigkeiten“, erwiderte Tahlia nachdenklich.
Warum hatte Thanos das getan? Hatte sie seinen Stolz getroffen, weil sie ihn als Lügner demaskiert hatte? Am liebsten hätte sie das Geld postwendend zurückgeschickt, aber … Carlton House war gerettet. Ihre Mutter lächelte wieder, und das war eigentlich alles, was zählte. „Wie geht es Dad?“
„Er ist unglaublich erleichtert, wie du dir sicher vorstellen kannst. Er schläft jetzt. Nachdem er zugegeben hat, seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen zu haben.“ Vivienne seufzte. „Ich wünschte, er hätte mit mir über die finanziellen Probleme gesprochen. Dann hätte er das nicht alles allein durchstehen müssen.“
„Er wollte dich schützen“, sagte Tahlia leise. Die Liebe ihrer Eltern war noch genauso stark wie am Tag der Hochzeit. Manche Ehen
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