Weihnachtsengel gibt es doch
erinnern, laut gesprochen zu haben. „Ziemlich schlecht“, sagte er. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Das Programm steht noch auf ziemlich wackligen Beinen.“
„Hm-hm.“
„Du hast den Laden allerdings gerockt.“ Jabez’ Gesang war das Highlight der Aufführung. Seine Technik war so mühelos und geradeheraus, er riss die Zuhörer einfach mit. „Hattest du eine formelle Gesangsausbildung? Ich meine, außerhalb der Schule?“
Es entstand eine kleine Pause. Dann sagte Jabez: „Ein wenig. Das ist aber schon lange her. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“ Das Kind hatte irgendwie die Fähigkeit, einem in den Kopf zu schauen.
„Nichts, das nicht besser wird, wenn es vorbei ist“, sagte Eddie mit einem breiten Grinsen. „Ich habe ein Mädchen eingeladen und will es nicht enttäuschen.“
Jabez grinste zurück. „Wenn Sie Dating-Tipps brauchen, sind Sie bei mir an der ganz falschen Adresse.“
„Hast du keine Freundin?“
Er lachte leise. „Nein.“
Das fand Eddie seltsam. Der Junge hatte doch genau den leicht verwegenen Look, auf den Teeniemädels standen. Eddie hatte selber gesehen, wie einige von ihnen während des Vorsprechens versucht hatten, Jabez’ Aufmerksamkeit zu erregen.
„Einen Tipp hab ich allerdings doch“, sagte Jabez. „VersuchenSie, etwas Neues zu finden, etwas, das sie glücklich macht. So einfach ist das.“
„Stimmt“, Eddie nickte. „Einfach. Ich werde versuchen, herauszufinden, was sie mag.“
„Okay. Wir sehen uns.“ Jabez zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und ging nach draußen.
Eddie sah ihm hinterher. Anders als andere Teenager fuhr Jabez kein Auto. Er schien ausschließlich zu Fuß zu gehen. Niemand wusste Genaueres über ihn, und Jabez gab auch nichts von sich preis. Doch wo immer er war, schien er unglaublich präsent zu sein, konzentriert und an dem interessiert, was vor sich ging, vor allem mit den Menschen um ihn herum. Er gesellte sich zu Cecil Byrne, der vor der Kirche stand. Ein Junge, der so komplett anders war als er selbst. Denn man musste es einfach sagen: Cecil war ein echter Streber.
Trotz Jabez’ Tipp war Eddie einem Plan für seinen Nachmittag mit Maureen noch kein Stückchen näher gekommen. Er hatte sie aus einem Impuls heraus eingeladen, und nun musste er sich was einfallen lassen, was sie unternehmen könnten, wobei sie Spaß haben würde. Nein, mehr noch, er wollte sie glücklich machen.
Für das Glücklichsein eines anderen Menschen verantwortlich zu sein war nicht gerade die Bürde, die er am liebsten trug. Ihm wurde bewusst, dass er vielleicht gar nicht wusste, was sie glücklich machen würde. Irgendwas Neues. Eddie trat beiseite, als ein kleines Kind an ihm vorbeirannte. Er erkannte den rasenden Schatten als einen von Maureens Neffen, der den vierten Schäfer in dem Stück spielte. Die Mutter war ihm dicht auf den Fersen. Vielleicht könnte sie ihm einen Hinweis auf die Vorlieben ihrer Schwester geben?
„Haben Sie eine Minute?“, fragte er, bevor sie verschwinden konnte. „Eddie Haven“, fügte er hinzu und streckte ihr seine Hand hin.
„Renée Quinn“, sagte sie. „Und ich weiß, wer Sie sind.Gute Güte, wer weiß das nicht?“
Sie hatte ein nettes Lächeln. Ein hübsches Gesicht. Sie war eine etwas entspanntere und zerzaustere Version von Maureen.
„Heißt das, mein Ruf eilt mir voraus?“, fragte er und führte sie in eine ruhige Ecke des Kirchenvorraums. Überall waren Eltern und Kinder, alle sichtbar angespannt nach einer durchschnittlichen Probe und wild darauf, endlich nach draußen zu können, um den Tag zu genießen.
„Ha, als wenn Sie das nicht wüssten.“ Sie hatte auch Maureens direkte Art. „Wobei Sie in echt noch viel süßer sind. Maureen schwärmt für Sie, seitdem sie ein kleines Kind ist.“
„Ja?“ Ein Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus.
„Aber jetzt nur nicht übermütig werden“, warnte Renée ihn.
„Wenn ich mich übermütig fühlen würde, würde ich Sie kaum um Rat bitten“, sagte er.
„Einen Rat wozu?“
„Ich habe Maureen eingeladen. Also auf ein Date.“
Renée schaute ihn aus misstrauisch verengten Augen an. „Warum?“
„Hey, bleiben Sie locker. Ich mag Moe sehr gerne …“
„Moe? Haben Sie meine Schwester gerade Moe genannt?“
Oh-oh. Da hatte er wohl ein Fettnäpfchen getroffen.
Renées Misstrauen weichte auf. „Das ist so süß. Insgeheim hat sie sich schon immer einen Spitznamen gewünscht.“
Er sah sie auf der anderen Seite
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