Weihnachtsengel gibt es doch
Herausgeber“ auf das Blatt zu schreiben, spürte sie einen Kloß im Hals. „Danke, Lonnie“, flüsterte sie.
Er hielt inne und schenkte ihr ein Lächeln. „Kein Problem.“
Aus einem Impuls heraus beugte sie sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Du bist der Beste.“
Eddie beschloss, noch kurz bei der Bücherei anzuhalten, um Maureen einen aktuellen Bericht über den Stand der Spenden nach dem Radioaufruf zu geben. Er nahm an, dass ihr die Zahl gefallen würde. Es war zumindest ein guter Anfang.Ehrlich gesagt hätte er ihr das Ergebnis auch per E-Mail schicken können, aber er wollte es ihr lieber persönlich sagen, ihr Gesicht sehen, wenn sie die Zahl sah.
Es ergab überhaupt keinen Sinn, dass er das Bedürfnis hatte, sie sehen zu wollen. Oder der Überbringer von guten Nachrichten zu sein. Sie war stachlig, herrisch und ständig auf der Hut. Ganz zu schweigen von voreingenommen und von Weihnachten besessen. Objektiv betrachtet, müsste sie sein persönlicher Albtraum sein. Und dennoch war da was, etwas, das er noch nicht benennen, aber dem er unbedingt auf den Grund gehen wollte.
Den Mädels vom Sender, Brandi und Heidi, war gleich aufgefallen, dass Maureen Davenport nicht der übliche Plaudergast der Morgenshow war. Er hatte gehört, wie die beiden darüber geflüstert hatten, nachdem Maureen weg war. „Du bist voll verknallt in die Frau“, hatte Brandi gesagt. „Der mächtige Eddie Haven so schwer verliebt, dass ihm die Herzen aus den Augen tropfen.“
Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr zu widersprechen. „Und?“, hatte er nur gesagt.
„Was wirst du deswegen unternehmen?“, hatte Heidi gefragt.
Diese Frage hatte ihn den ganzen Tag verfolgt, und jetzt war es beinahe Abend. Er musste seinen Wagen wegen einer Reparatur an den Bremsen in der Werkstatt lassen. Vielleicht würde Maureen ihm anbieten, ihn nach Hause zu fahren. Ja, das wäre eine Möglichkeit, ein wenig Zeit mit ihr zu ergattern. Er fuhr zur Bücherei und hoffte, sie zu erwischen, bevor sie Feierabend machte. Ihr Auto war eines von zweien, die auf dem Parkplatz standen. Das andere war ein Truck mit dem Schriftzug Hugo Lonigan Trucking auf der Tür. Ein Umzugswagen? Fingen sie etwa schon an, das Gebäude auszuräumen? Der Gedanke missfiel Eddie mehr, als er gedacht hätte. Was, zum Teufel, war das für eine Stadt, die ihre Bücherei aufgab?Die Vordertür war verschlossen, aber er nahm an, dass Maureen ihn hören würde, wenn er nur fest genug dagegenklopfte. Gerade als er die Hand hob, sah er eine Bewegung im Leseraum. Er erkannte Maureen neben einem Mann – einem sehr großen, kräftigen Mann. Eine einzige Lampe mit grünem Schirm erhellte ihre Silhouetten. Sie saßen nebeneinander an einem Tisch. Ihre Schultern berührten sich, ihre Köpfe waren einander zugeneigt.
Was, zum …?
Sie flüsterte dem Kerl was ins Ohr. Eddie war sich nicht sicher, aber es sah so aus, als wenn sie ihm danach noch einen Kuss gegeben hätte. Eddie stieß ein Wort aus, bei dem Maureens Ohren Blasen schlagen würden, wenn sie es gehört hätte. Dann stopfte er den Bericht in das Rückgabefach für Bücher und ging mit steifen Schritten zurück zu seinem Wagen.
3. TEIL
Wenn die Weihnachtsglocken über den schneebedeckten Feldern klin gen,
hören wir süße Stimmen aus einem Land vor langer Zeit, und eingebrannt in freie Plätze
sind halb vergessene Gesichter
von Freunden, die wir einst schätzten, und Lieben, die wir einmal kannten.
Ella Wheeler Wilcox (1860 – 1919),
US-amerikanische Schriftstellerin und Dichterin
13. KAPITEL
D a sein Wa gen in der Re pa ra tur war, ging Ed die zu Fuß zur Hilltop Tavern. Die Schultern hochgezogen, kämpfte er gegen den ihm entgegenwehenden Schnee. Seine Akustikgitarre trug er in einem wasserfesten Koffer auf dem Rücken. Die Menschen, die seine Geschichte kannten, fragten ihn manchmal, ob es nicht schwer war, als trockener Alkoholiker in einer Bar zu sein. Er versicherte ihnen jedes Mal, dass er damit keine Probleme hatte. Schwer war es gewesen, in einer Bar zu sein und sich zuzusaufen, sich der Angst und Verwirrung zu stellen, nicht zu wissen, was er während eines Blackouts getan, wie sehr er sich blamiert hatte. Das war schwer. Damit verglichen war nüchtern zu bleiben ein Spaziergang. Natürlich gab es immer wieder mal Momente, wo er sich wünschte, nur ein Bier trinken zu können, aber meistens halfen seine Freunde aus der Gruppe ihm, sich auf das Trockenbleiben zu fokussieren.
Der
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