Weihnachtsengel gibt es doch
Aber um wirklich zu verstehen, was den Zauber dieser Einrichtung ausmacht, muss man das im Kopf behalten, was uns Maureen Davenport gerade erzählt hat. Seid also in der diesjährigen Weihnachtszeit besondern großzügig. Gespendet werden kann per Telefon, per Post, im Internet, oder, noch besser, kommt einfach persönlich vorbei, und überzeugt euch davon, dass es sich lohnt, die Bücherei zu retten.“
„Danke fürs Zuhören“, sagte Maureen.
Eddie fügte noch hinzu: „Danke, dass ihr heute früh bei uns seid. Ich hoffe, dass jeder sich ein wenig Platz im Kalender schafft, um an einer der kommenden Spendenveranstaltungen teilzunehmen. Wir schließen die Stunde mit einem Lied, das zu dem Thema des heutigen Morgens passt. ‚WhoWrote the Book of Love‘ von den Monotones aus dem Jahr 1962. Gefolgt von dem Beatles-Klassiker ‚Paperback Writer‘ von 1966.“
„Gut gemacht“, sagte er, nachdem er die Mikrofone ausgeschaltet hatte. „Glauben Sie, dass es funktionieren wird?“
„Nun, es schadet zumindest nicht. Jede einzelne Spende hilft. Danke, Eddie.“ Sie steckte in einer Zwickmühle. Jedes Mal, wenn sie beschlossen hatte, ihn nicht zu mögen, tat er etwas wie das hier. Und dann verknallte sie sich gleich wieder Hals über Kopf in ihn.
Als sie aus der Sprecherkabine trat, hörten Brandi und Heidi abrupt auf zu reden und wichen ein paar Schritte auseinander. Maureen überkam ein Gefühl, das sie seit der Highschool nicht mehr gehabt hatte: das Gefühl, der Witz zu sein, über den die coolen, hübschen Mädchen lachten. Über den geflüstert wurde.
Es war natürlich nicht das Gleiche, und das Flüstern hatte vermutlich gar nichts mit ihr zu tun, aber die alten Erinnerungen stiegen trotzdem in ihr auf. Du gehörst nicht hierher.
Nach einem ganzen Tag in der Bücherei war Maureens Arbeit noch nicht erledigt. Ihr Handy klingelte, und der Name auf dem Display ließ sie lächeln: H. Lonigan. „Lonnie“, sagte sie.
„Wie geht es meiner Lieblingsbibliothekarin?“ Seine tiefe, maskuline Stimme klang wie geschmolzene Schokolade.
„Ich freu mich darauf, dich zu sehen“, erwiderte sie. „Du hast mir gefehlt.“
„Ich bin gerade erst zurückgekommen. Ich musste ein paar Minen in Nordkanada versorgen. Die erste Fahrt der Saison.“
Maureen zuckte innerlich zusammen. Sie stellte sich Lonnie in seinem riesigen Truck vor, wie er über die engen, vereisten Bergstraßen fuhr, um Diesel zu den entlegenen Minenzu bringen. „Ich bin froh, dass du gesund wieder zurück bist“, sagte sie. Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, ihn auf die Gefahren seines Jobs hinzuweisen. Er war Trucker für Gefahrgüter und verdiente so viel Geld, dass er die Ängste einfach weglachte. „Wann sehen wir uns?“, fragte sie ihn.
„Wie wäre es jetzt gleich?“
Sie schaute auf ihre Schreibtischuhr. „Perfekt. Ich bin hier gerade fertig. Wo?“
„Wie wäre es bei dir?“, schlug er vor.
Irgendwas in seiner Stimme verriet ihn. Sie schaute auf, und da war er, füllte mit seinem kräftigen Körper die ganze Tür aus.
„Lonnie!“, rief sie, und einen Augenblick später steckte sie in seiner engen Umarmung. „Ich wusste nicht, wann du zurück sein würdest. Ich habe etwas für dich.“
Er trat einen Schritt zurück und strahlte sie an. „Ja?“
Sie schob einen Hocker an ein hohes Regal. Er war aber schneller und griff nach dem Stapel Bücher, der darauf lag. „Suchst du das hier?“
Maureen nickte und ging voran zu einem langen Tisch in der Lesezone für Erwachsene. „Es ist bestimmt praktisch, so groß wie ein Mammutbaum zu sein.“
„Manchmal“, sagte er. „Sind wir … allein?“
„Natürlich“, versicherte sie ihm. „Setz dich, Lonnie.“ Sie schlug eines der Bücher auf. „Ich denke, das wird dir gefallen.“
Er zog seine Mackinac-Jacke aus, setzte sich und betrachtete die Titelseite. „Are …“ Er warf ihr einen Blick zu, und sie nickte. „Area. T-tan…go. Tango. Delta. Area Tango Delta. “
„Gut! Das ist das erste Buch einer Serie. Es spielt in der Zukunft und handelt von einem Mann, der Experte für Militärtransporte ist. Er gerät in allerlei gefährliche Situationen.“
Lonnie nickte. „Das klingt ganz nach meinem Geschmack.“
Das hoffte Maureen. Dieses leichte, aber interessante Buch richtete sich an Leute wie Lonnie – Leute, deren nochbrachliegende Lesefähigkeiten ausreichend Praxis benötigten, um wachsen zu können. Sie schaute auf die Uhr. „Lass uns loslegen. Hast du dein
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