Weihnachtsgeschichten vom Franz
noch zwei Minuten vergingen und dann wieder zwei.
Dem Franz wurde langweilig. Er stand auf. Er wanderte im Wohnzimmer auf und ab. Und wie er an der Kommode vorbeikam, sah er dort zwei schmale, lange Päckchen liegen. Gleich schmal, gleich lang. In Silberpapier waren sie gewickelt. Mit rotem Band waren sie verschnürt. Unter dem roten Band steckte auf jedem Paket ein Kärtchen. Auf 36
dem einen stand FRANZ. Auf dem anderen PETER.
Der Franz dachte: Kriegt der Kerl auch drei Schraubenzieher von ihr? Um festzustellen, ob er richtig gedacht hatte, betastete der Franz das PETER-Päckchen.
Er spürte in der Mitte etwas hartes Rundes und rechts und links davon etwas schmales Weiches. Und der Franz hörte auch etwas. Aus dem Päckchen tickte es!
Das war ja nun der Gipfel! Der Franz sollte drei Schraubenzieher bekommen! Und dieser Peter sollte eine Uhr bekommen! Der Franz dachte: Jetzt gehe ich sofort mit meinem schönen Briefpapier heim. Und rede mit der Gabi mein Leben lang kein Wort mehr. Der Franz war schon auf dem Weg in den Flur, da durchzuckte ihn ein Geistesblitz! Er machte kehrt und lief zur Kommode zurück. Er zog die zwei Kärtchen unter den Bändern hervor und steckte das FRANZ-Kärtchen auf das PETER-Paket und das PETER-Kärtchen auf das FRANZ-Paket.
Kaum war er damit fertig, kam die Gabi. „Es ist soweit!"
rief sie, nahm das Paket mit dem FRANZ-Kärtchen und führte den Franz in
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ihr Zimmer. Echt feierlich sah es dort aus. Die Rollos waren heruntergezogen. Quer durch das Zimmer war ein Seil gespannt, von dem baumelten viele sprühende Wunderkerzen. Auf dem Schreibtisch lagen eine Menge glitzernde Christbaumkugeln, zwischen denen rote Kerzen flackerten. Und von der Deckenlampe schwebten Lamettafäden herunter. Der Franz war tief beeindruckt. Er sang mit der Gabi „Ihr Kinderlein kommet..." Dann überreichte er der Gabi das Briefpapier, und die Gabi überreichte ihm das FRANZ-Paket. Die Gabi riß sofort das Einwickelpapier von ihrem Geschenk. Sie hüpfte vor Freude auf einem Bein durch das Zimmer und rief dabei:
„Genau dieses Papier habe ich mir gewünscht!
Franz, du bist ein Schatz!" Dann sagte sie zum Franz:
„So mach doch dein Geschenk auch auf." Der Franz knüpfte die rote Schleife auf. „Hoffentlich gefällt es dir", sagte die Gabi. Der Franz löste den Tesa-Streifen vom Silberpapier.
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„Es ist etwas sehr Praktisches", sagte die Gabi. Der Franz wickelte das Silberpapier auf. Dabei stellte er sich so hin, daß die Gabi nicht ins geöffnete Päckchen sehen konnte. „O Gabi!" rief er. „Du bist auch ein Schatz!" Die Gabi hüpfte auf einem Bein zur Tür und brüllte zum Wohnzimmer hin: „Mama! Er freut sich! Du hast unrecht gehabt!" Dann drehte sie sich zum Franz und sagte:
„Meine Mama hat nämlich behauptet, daß das kein gutes Geschenk für dich ist." Der Franz nahm die Uhr aus dem Silberpapier. Sie hatte ein rotes Armband, ein weißes Zifferblatt und darauf, statt der Ziffern, zwölf kleine rote Herzen. Eine ganz prächtige Uhr war das!
Der Franz hob die Uhr hoch und rief: „Genau diese Uhr habe ich mir gewünscht!" Die Gabi starrte auf die Uhr.
Mit kugelrunden Augen und offenem Mund starrte sie.
Der Franz sagte: „Weil wir so gute Freunde sind, wissen wir eben genau, was dem anderen gefällt."
„Aber eigentlich..." sagte die Gabi, „also eigentlich..."
Dann schwieg sie und schaute drein, als ob sie Zahnweh 39
hätte. „Ist was?" fragte der Franz. Die Gabi schluckte.
Schluckte einmal, schluckte zweimal, schluckte dreimal.
Dann sagte sie: „Nein, nein. Gar nichts ist." Der Franz gab der Gabi einen Kuß auf die rechte Wange und einen auf die linke. „Schöne Weihnachten noch", sagte er und lief mit seiner Herzchen-Uhr nach Hause.
Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht. Ganz im Gegenteil! Er war überzeugt, bloß eine große, jahrelange Gemeinheit endlich aus der Welt geschafft zu haben.
Für jeden eins
Beim Franz daheim gab es in diesem Jahr Weihnachten so schön wie noch nie! Weil der Franz für den Josef ja nun keine Schraubenzieher hatte, schenkte er ihm seine alte Armbanduhr. Und das Geschenk paßte haargenau, denn der Josef hatte seine Uhr im Schwimmbad verloren.
Die ganzen Feiertage über war der Josef echt lieb zum Franz. Aus lauter Rührung über das großzügige Geschenk.
Und der Papa vom Franz konnte sich vor lauter Glück über das Selbstbau-Segelboot kaum fassen. Alle zehn Minuten bekam die Oma einen Kuß von ihm. Für den Franz war natürlich
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