Weihnachtsgeschichten vom Franz
schauten sie an. Doch sie knipsten den Fernseher gleich aus, als der keuchende, verschwitzte Franz hereinkam.
Es dauerte ziemlich lange, bis die Oma und die alte Dame und der alte Herr aus dem Franz-Gepiepse schlau wurden. Die alte Dame und der alte Herr wollten dem Franz Geld geben, damit er doch noch die Vase kaufen könne. Aber das ließ die Oma nicht zu. Sie sagte: „Sein Problem ist nicht, daß er ein Geschenk zu wenig hat, sondern daß er ein Geschenk zu viel hat!" Dann nahm sie den Franz an der Hand und ging mit ihm in ihr Zimmer 30
hinauf. Sie sagte: „Wir lösen dein Problem durch Tausch!"
Sie holte aus ihrem Schrank eine rote Vase und sagte: „Ich nehme das Boot, du kriegst dafür die Vase! Rot gefällt deiner Mama sicher ebenso gut wie blau."
Der Franz griff nach der Vase und atmete erleichtert auf.
Doch mitten im Aufatmen fiel ihm ein: Die Oma kann doch mit dem Boot gar nichts anfangen. Das ist ein schlechter Tausch für sie.
Aber da sagte die Oma: „Ich wollte die Vase meiner Nachbarin schenken. Doch gerade vorhin hat sie gesagt, daß sie Blumen nicht sehr mag. War also eh keine gute Idee!" „Und was schenkst du jetzt der Nachbarin?"
fragte der Franz. Die Oma kramte im Schrank und nahm ein Buch heraus. „Das da!" sagte sie. „Ich wollte 31
es dem Portier schenken. Aber der liest sowieso nicht gern. War also eh keine gute Idee!"
„Aber was schenkst du jetzt dem Portier?" fragte der Franz. Die Oma kramte wieder im Schrank und zog einen roten Schal heraus. „Den hier!" sagte sie.
„Den wollte ich deinem Onkel Erwin schenken.
Aber dem steht knallrot sowieso nicht. War also eh keine gute Idee!"
„Und was schenkst du jetzt dem Onkel Erwin?"
fragte der Franz.
„Für den hab ich was Feines!" rief die Oma und holte ein Schachspiel aus dem Schrank.
„War für deinen Papa bestimmt", sagte sie. „Aber der taugt sowieso nicht für so ein schlaues Spiel. War also eh 32
keine gute Idee!"
„Und geht jetzt mein Papa leer aus?" fragte der Franz besorgt.
„Wieso denn?" rief die Oma. „Der kriegt das Segelboot!
Unlängst hat er sich eh bei mir beschwert, daß er als Kind zu wenig Spielzeug gehabt hat." Und dann sagte die Oma noch, daß nun alles mit den Geschenken viel besser als vorher sei. Daß nun jeder das richtige Geschenk bekomme. Und daß das nur dem Franz zu verdanken sei!
Ziemlich spät kam der Franz heim. Die Mama und der Papa schimpften ihn mächtig aus. Das sei keine Art, wegzugehen, ohne zu sagen, wohin! Und dann noch so lange auszubleiben! Der Franz ließ die Schimpferei über sich ergehen.
Er sagte bloß: „Tut mir leid, es war urwichtig." „Und dürfte man wissen, was so urwichtig war?" fragte der Josef.
„Die gerechte Verteilung!" antwortete der Franz. Mehr zu erklären, war er nicht bereit.
Ein Geistesblitz
Am 23. Dezember kamen der Franz und die Gabi schon um zehn Uhr aus der Schule. Vor der Wohnungstür vom Franz sagte die Gabi: „In fünf Minuten machen wir Bescherung. Komm ja nicht später! Wir fahren um elf!"
Der Franz klingelte pünktlich fünf Minuten später bei der Gabi. Unter dem Arm hatte er sein Geschenk. Das Briefpapier. Die Mama hatte es für den Franz besorgt.
Und bis jetzt
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hatte sie vergessen, vom Franz das Geld dafür zu kassieren. Der Franz hoffte, daß die Mama weiter vergeßlich bleiben werde. Seit dem Segelboot-Kauf hatte er ja keinen einzigen Groschen mehr. Und Taschengeld war erst wieder im neuen Jahr zu erwarten. Die Gabi öffnete dem Franz die Tür. Sie war total verzweifelt. „Der Puppenchristbaum ist kaputt!" jammerte sie. „Und meine Eltern sind so gemein und wollen ihn nicht reparieren!"
„Was heißt da, nicht wollen!" rief der Gabi-Papa. „Wir sind doch keine Elektriker!"
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Und die Gabi-Mama rief: „Außerdem haben wir keine Zeit! Wir müssen Koffer packen!" Der Franz sagte: „Geht ja auch ohne brennende Kerzen." Es ist doch keine Festbeleuchtung nötig, fand er, wenn man drei Schraubenzieher bekommt.
Doch die Gabi jammerte weiter, und da meinte ihre 35
Mama: „So nimm halt echte Kerzen. Im Schrank muß noch ein Karton mit Christbaumschmuck sein."
Die Gabi holte den Karton aus dem Schrank und war getröstet.
„Jetzt wird es ja noch viel feierlicher!" rief sie. Sie schob den Franz ins Wohnzimmer und drückte ihn auf die Sitzbank. „Du wartest, bis ich fertig bin", sagte sie,
„Damit es eine Überraschung wird." Der Franz hockte auf der Sitzbank und wartete. Eine Minute verging, noch eine Minute verging,
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