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Weihnachtsgeschichten vom Franz

Weihnachtsgeschichten vom Franz

Titel: Weihnachtsgeschichten vom Franz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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hatte der Franz all sein Erspartes in der Hosentasche.
    Weil er auf dem Heimweg von der Schule die Vase für die Mama kaufen wollte.
    Beim Laden angekommen, riß der Eberhard Most die Ladentür auf, schubste den Franz auf die Verkäuferin zu und rief: „Mein Freund möchte ein Selbstbau-Segelboot!
    Bitte, zeigen Sie uns ein preiswertes Modell!"
    Die Verkäuferin holte eine große Schachtel aus einem 25

    Regal. Die war rot-weiß-blau gestreift.
    „Sonderangebot!" sagte sie. „Halber Preis! Direkt geschenkt!"
    In der Schachtel war das Segelboot-Modell, das sich der Franz wünschte.
    „Umtausch ist aber bei Sonderpreisen nicht möglich!"
    sagte die Verkäuferin.
    „Will mein Freund ja auch nicht", sagte der Eberhard Most. Der Franz legte sein erspartes Geld auf den Ladentisch. Und der Eberhard Most legte noch einen Zehner dazu. Weil das Boot trotz Sonderangebot mehr kostete, als der Franz gespart hatte.
    „Ist mein Weihnachtsgeschenk für dich!" sagte der Eberhard Most. „Aber ich hab kein Geschenk für dich", sagte der Franz.
    „Du schenkst mir nach den Weihnachtsferien zehn Rechen-Hausaufgaben", sagte der Eberhard Most. „Wenn 26

    du sie mir mit der linken
    Hand schreibst, sehen sie aus, als ob ich sie geschrieben hätte!"
    Der Franz trug sein Selbstbau-Segelboot heim. Ganz wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut. Zu Hause schob der Franz das Paket mit dem Segelboot unter sein Bett. Er sagte sich: Auch Geschenke, die man sich selber macht, soll man erst am Heiligen Abend öffnen! Und eigentlich war er heilfroh, das Ding nicht mehr sehen zu müssen.
    Die gerechte Verteilung
    Am nächsten Tag, es war schon der 22. Dezember, saß der Franz in seinem Zimmer und versuchte wieder, den Opa zu malen. Diesmal mit Ölkreiden, weil die keine Farbkleckse machen können. Da klingelte es an der Wohnungstür. Der Franz hörte Getuschel und Schritte und wieder Getuschel, und dann hörte er ganz deutlich die 27

    Gabi-Mama sagen: „Ich trage es besser gleich hinunter ins Auto."
    Und dann knallte die Wohnungstür ins Schloß. Der Franz legte die Ölkreide weg. Er stand auf und lief zum Fenster.
    Er wollte sehen, was die Gabi-Mama zum Auto brachte.
    Er öffnete das Fenster und beugte sich hinaus.
    Lange mußte der Franz nicht warten, bis die Gabi-Mama aus dem Haus kam.
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    Und als der Franz sah, was sie zum Auto trug, blieb ihm vor Schreck die Luft weg! Ein großes braunes Paket trug sie! Eins, von dem ein langer, dünner Papierstreifen flatterte! Und dort, wo das Papier vom Paket gerissen war, blitzte es grasgrün!
    Der Franz raste aus seinem Zimmer. Ins Wohnzimmer zur Mama wollte er. Was er dort wollte, war ihm selber nicht klar. Aber immer, wenn der Franz in großer Not ist, will er zur Mama!
    Bei der Küchentür prallte der Franz mit dem Josef zusammen.
    „He, Zwerg, was ist denn? Brennt es irgendwo?" fragte der Josef. Der Franz hatte vor Aufregung wieder einmal seine komische Stimme. Er piepste: „Weißt du vielleicht, was da die Gabi-Mama gerade von uns weggetragen hat?"
    „Weiß ich", sagte der Josef. „Ein Weihnachtsgeschenk für die Gabi." „Wieso war das bei uns?" piepste der Franz.
    „Weil die Gabi ein neugieriges Luder ist", antwortete der Josef. „Sie durchsucht daheim alle Schränke." Der Franz setzte sich vor der Küchentür auf den Fußboden, zog die Beine an, legte den Kopf auf die Knie und trommelte sich mit beiden Fäusten auf den Hinterkopf. Die Mama kam und fragte, ob der Franz Trost brauche. Der Papa kam und fragte, ob der Franz Hilfe brauche.
    Der Franz wollte sich weder trösten noch helfen lassen.
    Aber verhöhnen wollte er sich auch nicht lassen. Als sich der Josef hinter ihn stellte, ihn in den Po trat und
    „Blödmann, hör auf" zu ihm sagte, sprang der Franz auf.
    Er lief in sein Zimmer, zerrte die Segelboot-Schachtel unter dem Bett hervor, schlüpfte in den Anorak und die Stiefel und raste mit dem Paket aus der Wohnung.
    29

    Die Mama und der Papa brüllten hinter ihm her, daß er gefälligst sagen möge, wohin er gehe.
    Der Franz kümmerte sich nicht darum. Er rannte aus dem Haus, die Hasengasse hinunter, bog in die Hauptstraße ein und rannte weiter. Ohne anzuhalten lief er. Seitenstechen bekam er. Ein paarmal rutschte er auf dem Glatteis aus und fiel hin. Er rappelte sich wieder hoch und rannte weiter, bis er endlich, völlig atemlos, beim Altersheim der Oma war. Die Oma saß mit einer alten Dame und einem alten Herrn im Fernsehzimmer. Einen uralten, schwarz-weißen Liebesfilm

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