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Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Trotz der Tatsache, dass es nicht einmal mehr zwei Wochen bis Weihnachten waren, war das dichte Gras auf dem Troup Square immer noch smaragdgrün, und das Spanische Moos hing wie alter Spitzenbesatz von den Eichen herab, die die eiserne Armillarsphäre in der Mitte des Platzes umstanden. An diesem wunderschönen Wintermorgen war ich genauso dankbar für das, was es gab, wie für das, was fehlte: keine Mücken, keine sengende Hitze, keine erstickende Schwüle.
    Eigentlich müsste ich in die entgegengesetzte Richtung fahren, doch zunächst lenkte ich meinen alten, klapprigen, türkisfarbenen Truck um den Platz herum. Nur mal kurz beim Babalu vorbeischauen, nahm ich mir vor. Nur, um mich zu vergewissern, wie überlegen meine eigene Dekoration war. Doch als ich das Tempo drosselte, sank mir das Herz.
    Die zweistöckige, lachsrosa Fassade des Babalu war nicht wiederzuerkennen. Sich windende Weinranken bedeckten auf märchenhafte Weise die gesamte Front. Zwei hoch aufragende Palmen in Bodenvasen im Rokokostil flankierten die Eingangstür des Geschäfts, die von einer phantastischen Girlande aus Moos, Buchsbaum, Stechwinde und Zedernzweigen umkränzt war. Alles, einschließlich der Palmen, war zuerst mit weißer Farbe und anschließend mit Glitzer besprüht worden. An dem weißen Wein hingen Hunderte von Prismen aus geschliffenem Glas, in denen sich wie bei einem Kronleuchter das Licht kristallklar brach und bis auf den Gehweg strahlte. Es war das reinste Winterwunderland.
    Direkt auf dem Bürgersteig, den Mann im Korb der Hebebühne herumkommandierend, stand die Schneekönigin höchstpersönlich, Manny Alvarez.
    »Nein, Süßer«, rief er und formte seine Hände zu einem Sprachrohr. »Sie sollen die Lichter alle in einem Bündel dort oben rechts festmachen.«
    Der Truck mit der Hebebühne blockierte die Straße vor dem Laden, und mir blieb nichts anderes übrig, als dahinter anzuhalten. Meine Bremsen gaben ein knirschendes Geräusch von sich, und Manny drehte sich schnell herum, um zu sehen, woher der Krach kam. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er mich entdeckte.
    »Eloise«, sagte er und zog eine Braue hoch. »Mal kurz kontrollieren, was die Konkurrenz so macht?«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Hallo, Manny. Sieht aus, als würde auf Ihrer Seite des Platzes ein für Savannah eher unübliches Wetter herrschen.«
    »Sie kennen mich doch«, sagte er leichthin. »Phantasie ist mein Leben. Und ganz ehrlich, die ganzen Nüsse und Früchte und Beeren, an die sich sämtliche Einheimischen hier unten zu klammern scheinen, sind doch völlig von gestern. Finden Sie nicht?«
    »Die Vorgaben der historischen Kommission sehen ausdrücklich vor, dass man natürliche regionale Gestaltungselemente verwendet«, bemerkte ich. »Vermutlich tendieren die ›Einheimischen‹, wie Sie sie nennen, deswegen dazu, sich an die Richtlinien zu halten.«
    »Ach, Richtlinien«, sagte er kopfschüttelnd. »Wie langweilig! Cookie und ich glauben, dass man seiner Muse folgen sollte, um in seiner Arbeit die volle Bandbreite seiner Kreativität zum Ausdruck zu bringen.«
    »Wie schön für Sie«, sagte ich. »Ich bin gespannt, was die Jury im Umfeld einer historischen Altstadt aus dem achtzehnten Jahrhundert wohl von stilisierten weißen Palmen hält.«
    »Das wollen Sie gar nicht wissen«, sagte er.

3

    Trader Bob’s Fundgrube – Auktionshaus ist ein bombastischer Name für einen umgebauten Hühnerstall in einer Sackgasse am Rand der winzigen Stadt Hardeeville, South Carolina, die nur durch die Talmadge Memorial Bridge von Savannah getrennt war.
    Weil Trader Bob, alias Bob Gross, es für Zeit- und Geldverschwendung hielt, einen Katalog zu drucken oder Werbezettel zu verteilen, war eine Auktion bei ihm stets ein Abenteuer. An guten Tagen konnte er eine Containerladung mit feinsten englischen oder holländischen Antiquitäten aufgetan haben, vermischt mit Restposten von Baumwollstrümpfen und Raubkopien von Videos, die er notleidenden Vertretern abgekauft hatte. Mehr als einmal war ich zu Trader Bob gefahren und hatte zugesehen, wie er kistenweise halbaufgetaute Tiefkühlpizza und leicht eingedellte Dosen mit eingemachten Ananas unter den Hammer brachte.
    An diesem Dezembermorgen stand auf dem Parkplatz, einem abgeernteten Kornfeld, nur rund die Hälfte der üblichen bunten Mischung aus Vans und Trucks der anderen Händler, aber das was mir ganz recht. Weniger Händler bedeuteten weniger Gebote und bessere Geschäfte.
    An der Tür begrüßte mich

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