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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Prag, Sergio in Sizilien, Jérôme in seinem Atelier in Paris, eine Menge gestrichelte Gesichter, manche zart, manche gröber … Und auf jeden Fall – sehr behutsam, wie es aussah – immer wieder Raymond und Len (Ersteren gesund und lachend und den Zweiten rührend klein und sommersprossig – dazu ein gewagter Versuch: Len, wie er heute wäre?)
    Mich fröstelte und ich machte, dass ich aus dem Haus kam.
    Hey Süße, Kopf hoch! , hatte Selma mir geantwortet.
    Achmed: So ist das Leben eben, es muss Beben geben!
    Bin gerade beim Sport! Sehen uns morgen in der Schule … , schrieb Darius.
    Oya hatte mir etwas Langes, Schwedisches geschrieben, das ich beizeiten mal via Google.Translate übersetzen würde.
    Elija hatte sich nicht gerührt.
    »Hi, Kassandra!«, rief Zelda in diesem Moment und trat aus dem Nachbarhaus.
    »Hi, Zelda«, sagte ich und stieg zu ihr ins Auto.
    »Vierzehn Pfund weniger«, vertraute sie mir während der Fahrt an und streckte sich stolz.
    »Das ist toll«, sagte ich und meinte es auch so.
    »Ein Buch. Endlich Wunschgewicht . Damit schaff ich es. Garantiert!«
    Zelda lächelte mir eilig zu und fuhr dann konzentriert weiter. Sie hatte ihre Fahrerlaubnis noch nicht so lange.
    »Meinst du, die anderen – zum Beispiel … Darius – sehen es auch?«
    »Bestimmt«, sagte ich zuversichtlicher, als ich war.
    »Das wäre toll. Wann kommt eigentlich Oya zurück? Ich hab sie schon ein paarmal online gefragt, aber sie geht nie drauf ein.«
    Zelda fummelte, die Gunst des Moments nutzend, dass wir an der einzigen Ampel, die es auf dem Weg zur Schule zu passieren galt, halten mussten, an ihrem fransigen Pony herum.
    »Ich weiß es nicht«, gab ich ihr ehrlich zur Antwort.
    »Sie fehlt mir«, sagte Zelda.
    Mir fehlte sie auch.
    Dann waren wir da, Zelda parkte den Chevy, wir gingen gemeinsam durch das große Schultor, dann schwenkte Zelda in Richtung ihres Pavillons ab, während ich es nicht über mich brachte und stattdessen um den Pavillon der Seniors herumging und dann den Trampelpfad einschlug, der in die McKinley-Wildnis hineinführte.
    Alleine sein. Alleine sein. Alleine sein.
    An Raymond denken, ihn wachdenken, meine schemenhaften, kostbaren Erinnerungen zwingen dazubleiben.
    »Er ist jetzt so, wie er ist«, hatte Myron mir gesagt. »Du wirst eines Tages lernen, es zu – akzeptieren. Marjorie ist fast durchgedreht, bis sie es endlich akzeptieren konnte.«
    Myron hatte mich, während er sprach, halb angesehen und halb nicht angesehen. Vielleicht hasste ich ihn doch. Ich war mir nicht sicher.
    »Jahrelang hat sie versucht, ihn zurückzuholen, wie sie es nannte. Sie hat alles versucht, glaub mir. Und ist dabei fast selbst durchgedreht.«
    Myron, Täter, Opfer, Kind, Erwachsener.
    Mir war schwindelig geworden, und ich dachte an die Fotografie von Myron in Raymonds Zimmer. Dieser kleine, lachende Junge, der er mal gewesen war.
    Vielleicht hasste ich ihn nicht nur. Aber er hatte Len getötet, wenn auch nicht wirklich beabsichtigt. Dennoch hatte er es getan.
    »Im Sommer ist es leichter mit ihm«, fuhr Myron fort. »Dann sitzt er, wann immer es geht, im Garten. Stundenlang, von morgens bis abends, aufrecht, geduldig, mit ruhigem Blick.«
    »Ruhig? Er ist unglücklich «, stieß ich brüsk hervor und rührte mit zitternden Fingern in meinem Cafeteriakaffee.
    »Ich glaube, nicht mehr richtig unglücklich. Nur nicht da, nicht bei uns«, widersprach Myron mir.
    In diesem Moment erreichte ich Mr Walentas Weg der Sinne und blieb stehen. Richtig: der Spiralweg, an dem Oya mitgewirkt hatte. Den hatte ich ja ganz vergessen. Und jetzt war er fertig, wie es schien. Herumliegende Blumen, schon leicht verwelkt, zeugten von einem schulinternen Einweihungsfest. Langsam lief ich den kreisförmigen, immer enger werdenden Weg entlang.

    Figuren : Sie waren nicht nur aus Stein, wie ich fälschlicherweise angenommen hatte. Es gab außerdem welche aus Holz, Ton, Gips, sogar aus Metall. Aus einem Drahtgeflecht aus Metall hatte jemand eine ziemlich windschiefe Riesenkugel geformt, in deren Innerem winzige Blumen – zukünftige Sonnenblumen? – keimten. Dann gab es bunte Tonkugeln, eine Pyramide aus kleinen Steinen und Mosaiken, einen Löwen aus Holz, mehrere Steinklumpen mit schweren Köpfen und ernsten Gesichtern, eine tanzende Figur, die, wie es schien, aus Schrauben und anderen Kleinwerkzeugen zusammengeschweißt war, und noch mehr. Aber wo war Oyas Werk?
    Glück. Sie hatte es Glück genannt.
    Dann sah ich es, wieso

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