Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Hoover
Vom Netzwerk:
wohl die berühmte Ausnahme von der Regel.
    »Weißt du, was ich mich schon oft gefragt habe, Mom?«, sage ich, während ich die Stiefel anziehe. »Als du Dad kennengelernt hast, warst du erst achtzehn. Das ist verdammt jung, um zu beschließen, dass das jetzt der Mensch ist, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen will. Hast du es je bereut?«
    Sie antwortet nicht sofort. Stattdessen lässt sie sich rückwärts auf die Matratze sinken, verschränkt die Hände im Nacken und denkt über meine Frage nach.
    »Bereut habe ich es nie«, sagt sie schließlich. »Immer mal wieder hinterfragt schon. Das ja. Aber nie bereut.«
    »Gibt es da einen Unterschied?«, frage ich.
    »Auf jeden Fall. Reue ist kontraproduktiv. Etwas bereuen heißt, mit einer gewissen Bitterkeit auf Vergangenes zurückzublicken, das man nicht mehr ändern kann. Dinge zu hinterfragen, während sie geschehen, kann einen davor bewahren, sie in der Zukunft bereuen zu müssen. Ich habe meine Beziehung zu deinem Vater immer wieder hinterfragt. Weißt du, man trifft ständig spontane Entscheidungen auf der Grundlage von irgendwelchen Gefühlen, aber eine Beziehung beruht auf viel mehr als nur auf Liebe und Gefühlen.«
    »Sagst du mir deswegen immer, dass ich auch meinen Kopf einschalten und nicht nur auf mein Herz hören soll?«
    Mom setzt sich plötzlich auf und greift nach meiner Hand. »Soll ich dir mal einen echten Rat geben, Lake, einen, der nichts damit zu tun hat, was du bei einem Date essen darfst und was lieber nicht?«
    Hat sie mir das Allerwichtigste bis jetzt etwa vorenthalten? »Unbedingt«, antworte ich.
    Ihre Stimme klingt ganz anders als sonst. Nicht mütterlich-streng, sondern so, als würde sie von Frau zu Frau mit mir sprechen. »Okay.« Sie zieht die Beine hoch und setzt sich mir im Schneidersitz gegenüber. »Also. Es gibt drei Fragen, die man sich stellen und mit Ja beantworten sollte, bevor man sich auf einen Mann einlässt. Wenn du auch nur eine dieser drei Fragen mit Nein beantworten musst, mach dich so schnell du kannst aus dem Staub.«
    »Hey, das mit Will ist bloß ein Date.« Ich lache. »Ich glaube nicht, dass ich mir Gedanken darüber machen muss, ob ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen will.«
    »Das weiß ich, Lake. Trotzdem ist das eine wichtige Entscheidungshilfe. Wenn du die drei Fragen nicht mit Ja beantworten kannst, solltest du deine Zeit nicht mit dem Kerl verschwenden.«
    Ich will etwas erwidern, habe aber plötzlich das Gefühl, dass ich damit erst recht kindisch klingen würde. Also halte ich lieber den Mund.
    »Bringt er dir in jeder Lebenslage Respekt und Achtung entgegen? Das ist die erste Frage. Die zweite lautet: Wenn er in zwanzig Jahren noch genau derselbe Mensch wäre wie heute, würdest du immer noch mit ihm zusammen sein wollen? Und drittens: Inspiriert er dich dazu, einen besserenMenschen aus dir zu machen? Wenn du jemandem begegnest, bei dem du alle drei Fragen ganz klar mit Ja beantworten kannst, hast du einen guten Mann gefunden.«
    Ich hole tief Luft, während ich das, was sie gesagt hat, sacken lasse. »Das sind ziemlich heftige Fragen«, sage ich. »Konntest du sie alle mit Ja beantworten? Bei Dad, meine ich?«
    »Absolut«, antwortet sie, ohne zu zögern. »Und zwar in jeder Sekunde, die wir zusammen waren.«
    In ihren Augen glitzert es verdächtig, als sie mich ansieht, und mir tut es sofort leid, dass ich sie das gefragt habe. Sie hat meinen Vater wirklich geliebt. Ich breite die Arme aus, ziehe sie an mich und lege meinen Kopf an ihre Brust. Es versetzt mir einen Stich, als mir klar wird, wie lange es her ist, dass wir uns so umarmt haben. Mom küsst mich auf den Scheitel, dann löst sie sich lächelnd von mir.
    Ich stehe auf, streiche mein Shirt glatt und drehe mich einmal um mich selbst. »Und, was sagst du? Wie sehe ich aus?«
    Sie seufzt. »Wie eine Frau.«
    Mittlerweile ist es halb acht. Im Wohnzimmer nehme ich die Jacke, die Will mir gestern für das kurze Stück über die Straße aufgedrängt hat, vom Sofa und gehe zum Fenster. Genau in dem Moment, in dem ich zu seinem Haus hinüberschaue, kommt er aus der Tür.
    »Bis später, Mom!«, rufe ich, laufe nach draußen und bleibe in unserer Einfahrt stehen. Will schließt seinen Wagen auf, dann hebt er den Kopf und bemerkt mich.
    »Hey. Bist du so weit?«, ruft er.
    »Ich bin so weit.«
    »Na, dann komm rüber!«
    Ich verschränke die Arme vor der Brust und rühre mich nicht von der Stelle.
    Er hebt lachend die Hände und fragt:

Weitere Kostenlose Bücher