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011 - Die Amazonen von Berlin

011 - Die Amazonen von Berlin

Titel: 011 - Die Amazonen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Orgon wagte es nicht, sich umzusehen. Er spürte, dass sie nah waren, viel zu nah schon. Wie Vieh trieben sie die drei Männer vor sich her, deren einzige Hoffnung in dem verzweifelten Glauben lag, schneller zu sein.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte eine Stimme neben ihm.
    Orgon drehte den Kopf und sah, wie sein Begleiter Arred in die Knie brach. Weißer Schaum stand vor seinem Mund. Er zitterte am ganzen Körper, wurde von Krämpfen geschüttelt.
    Orgon und Dakur blieben stehen. Ihre Blicke trafen sich. Die Erkenntnis darin war eindeutig: Wenn Arred nicht weiterlaufen konnte, mussten sie ihn zurücklassen. Nicht »alle für einen« lautete ihre Devise, sondern »jeder für sich selbst«. Die beiden Männer nickten sich im stummen Einvernehmen zu.
    Arred schien zu spüren, was sie vorhatten. Er hob den Kopf und sah Orgon aus blutunterlaufenen Augen an.
    »Lass mich nicht zurück«, krächzte er.
    »Bitte…«
    Das bleiche Licht des Halbmonds ließ sein Gesicht wie einen Totenschädel wirken. Eine Wolke schob sich hoch am Himmel vor den Mond und Arreds Gesicht versank in den Schatten. Orgon konnte aber noch immer seinen verzweifelten Blick auf sich spüren. Er wandte sich ab.
    »Wir müssen weiter«, sagte er ruhig, aber Dakur fasste ihn am Arm.
    »Warte noch. Hörst du das nicht?«
    Orgon runzelte die Stirn. Er neigte den Kopf und lauschte.
    Ein sanfter Wind war aufgekommen und ließ die Blätter der Bäume rauschen. Irgendwo schrie ein Nachtvogel seinen Triumph über einen gelungenen Beutezug in die Nacht hinaus.
    »Ich höre… nichts«, sagte Orgon nach einem Moment irritiert.
    »So geht es mir auch«, bestätigte Dakur. »Wo sind die Verfolger geblieben? Wieso hören wir sie nicht?«
    Orgon sah sich um. Das Licht des Mondes war immer noch hinter Wolken verborgen und gewährte ihm keinen Blick auf seine Umgebung. Trotzdem stieg neue Hoffnung in ihm auf. Hatten die Verfolger vielleicht schon längst aufgegeben?
    Arred schien den gleichen Gedanken zu hegen.
    »Sie sind weg, nicht wahr?«, fragte er leise, als müsse er sich diese Hoffnung von jemandem bestätigen lassen.
    Orgon nickte langsam, obwohl die Geste für seine Begleiter nicht zu sehen war.
    »Ich glaube schon«, antwortete er gedehnt. Er konnte es kaum fassen, aber es schien tatsächlich so.
    Etwas zischte an seinem Gesicht vorbei, streifte mit einem Luftzug seine Wange. Dann hörte Orgon ein Geräusch, als würde Stoff zerreißen, und ein leises Gurgeln.
    »Was war das?« Arreds Stimme zitterte wie sein ganzer Körper. Der erschöpfte Mann hatte keine Kraft mehr, gegen die ansteigende Panik anzukämpfen.
    Im gleichen Moment durchbrach das Mondlicht die Wolkendecke und riss die Umgebung der Männer aus der Finsternis. Und Orgon sah mit entsetzlicher Klarheit, was das leise Gurgeln verursacht hatte.
    Es war Dakur, der leicht schwankend zwischen den Sträuchern stand. Sein Kopf war weit in den Nacken zurück gebogen, als wäre er ein Lupa, der den Mond anheulen wollte. Aber aus seinem Mund drang kein Geräusch, nur sprudelndes Blut, das an seinem Kinn nach unten lief und von dem Pfeil tropfte, der in seiner Kehle steckte.
    Arreds verzweifelter Schrei riss Orgon in die Wirklichkeit zurück. Während Dakur langsam nach hinten kippte, warf er sich ins Unterholz. Er kroch zwischen Sträuchern Bäumen hindurch, riss sich die Knie an spitzen Steinen auf und kam schließlich wieder auf die Beine.
    Hinter Orgon steigerte sich Arreds Verzweiflungsschrei zu einem panischen Kreischen. Dann wurde es plötzlich still. Orgon wusste, dass sein Freund tot war.
    Um ihn herum knackte und knirschte es zwischen den Euinen. Unhörbare Stimmen schienen Worte zu flüstern.
    Der Wind legte sich.
    Orgon presste seinen Körper gegen einen Mauerrest. Seine einzige Hoffnung war die Dunkelheit, die ihn vor seinen Verfolgern verbergen konnte. Mit klopfendem Herzen blickte er zum Himmel, aber die Götter ließen ihn im Stich. Die Wolken waren verschwunden, der Mond überflutete das Land mit seinem kalten Licht.
    Orgon senkte den Kopf. Aus den Augenwinkeln bemerkte er einen Schatten, der geschmeidig durch das Unterholz strich. Orgon verschmolz förmlich mit dem Mauerwerk. Sein Mund war wie ausgetrocknet und er spürte, wie es in seinem Hals zu kratzen begann.
    Der Schatten glitt an ihm vorbei, verschwand zwischen den Trümmern. Ein zweiter tauchte zwischen den Bäumen auf, dann ein dritter. Mit raubtierhafter Hartnäckigkeit folgten sie ihrer Beute.
    Orgon legte seinen Kopf gegen den

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