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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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aber sie weiß auch, dass es sich Männer um die vierzig noch mal beweisen müssen. Das ist genetisch bedingt, weil der Mann vor seinem Dahinscheiden noch mal Samen verteilen muss.«
    Den Rest der Tour sprachen sie über unverfänglichere Dinge, und Röder wollte sich am Auto schon verabschieden, da fiel ihm ein: »Du wolltest mir doch noch was zeigen.«
    Â»Genau!« Hellinger öffnete den Laderaum seines Geländewagens und kramte unter seinen Sportklamotten herum. Schließlich hatte er ein Playboy-Exemplar in der Hand, schlug es auf und ließ das Centerfold-Poster herausklappen. Da stand sie vor ihm, Maria, die rassige Südamerikanerin aus der Pfalz, in ihrer ganzen Pracht.
    Â»Da staunst du, was?«
    Ein älterer Mann blieb stehen, lächelte mit schwarzen Zähnen über alle Backen, seine Augen funkelten. »Ah, ist das die Maria aus Battenberg? Die war damals auch in der Bildzeitung, auf Seite eins. Den Playboy durfte ich mir ja nicht kaufen, da wäre meine Alte ausgerastet. Zeigt mal her.«
    Hellinger ließ ihn gewähren, ein paar Damen im Sonntagsstaat rümpften im Vorbeigehen pikiert die Nase.
    * * *
    Die Woche vor dem Marathon verlief vollkommen ereignislos. Röder und Hellinger trainierten nur wenig, sie waren schließlich in der Erholungsphase. Röder wurde immer nervöser, und sein verheilter Schienbeinbruch schmerzte stärker, ganz so, wie Hellinger, der erfahrene Marathoni, prophezeit hatte. Ansonsten hatte er die ganze Woche Verhandlungen. Kreditkartenbetrug, ein Griff in die Portokasse, Diebstahl einer Baumaschine. Stinklangweilig. Die Pfalz war ja so friedlich. Sherlock Holmes verfiel tiefsten Depressionen, wenn er unterfordert war, und rauchte Opium. So weit war es mit Röder noch nicht gekommen, aber sein Schorlekonsum war zurzeit, trotz seiner Marathonvorbereitungen, erheblich. Das gab ihm zu denken. Mit dem Wiederaufnahmeverfahren konnte er sich nur wenig beschäftigen, die Verhandlung war auf den nächsten Monat angesetzt.
    Freitags war lauffrei. Trotzdem beschloss er spontan, früher aufzuhören und Dr.   Hoffmann aufzusuchen. Hoffmann wohnte in Battenberg, das lag fast auf seinem Heimweg. Er nahm die A6 und fuhr in Kirchheim raus. Dieser Ort war einmal die Heimstatt einer ehemaligen deutschen Weinkönigin gewesen, und die Weinstraße schlängelte sich durch den engen Ort. Das Verkehrsaufkommen war so erheblich, dass die frische Farbe der Häuser nach wenigen Monaten wieder schmutzig wirkte. Er riskierte auf der Straße nach Bad Dürkheim beinahe einen Unfall, als er sich den Hals nach den wunderschön blühenden Mandelbäumen verrenkte. Er liebte diese Zeit im Jahr, und es gab schon warme Tage, an denen man seine Weinschorle in der Sonne genießen konnte.
    Das Haus lag am Ortsende, eingegrenzt vom Wald auf der einen und von einer Schafweide auf der anderen Seite. Röder klingelte, aber es blieb still im Haus. Er hatte sich nicht angekündigt und konnte nicht sicher sein, dass Dr.   Hoffmann zu Hause war. Gerade als er noch einmal die Hand zur Klingel ausstreckte, hörte er ein Geräusch. Stöhnte da jemand im Haus? Röder sah blutüberströmte Schwerverletzte hinter der Haustür liegen. Sein Herzschlag beschleunigte sich, er fasste Mut und den Entschluss, sich Zugang zum Haus über den Garten zu verschaffen. Er rannte den Weg entlang, der hinter das Haus führte. Tatsächlich, das Stöhnen wurde lauter. Er hechtete um die Hausecke, erreichte fast die Terrasse, und dann sah er die beiden. Sie lag rücklings auf dem Gartentisch, die braunen Schenkel weit gespreizt. Hellinger hielt ihre wohlgeformten Beine fest und drang heftig in sie ein.
    Röder legte, so schnell er konnte, den Rückwärtsgang ein, und genau in dem Moment schrie sie: »Da ist jemand!«
    Hellinger, der ihm den Rücken zugewandt hatte, ächzte, er schien kurz vor dem Höhepunkt zu sein: »Quatsch, Schatz, da ist niemand.« Röder hörte noch die aufgeregte Frau, sprang über die Gartentür und verschwand. Er erwartete nicht, dass Hellinger ihm nackt folgte, aber er rannte die Straße bis zur nächsten Biegung herunter. »Koitus interruptus«, murmelte er mit einem schiefen Lächeln. Diese Nummer hatte er seinem alten Freund gründlich verdorben.

DREI
    Der Landrat hielt seine unvermeidliche Rede, die niemand verstand, weder akustisch noch politisch.

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