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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Frankfurter Filiale übernehme, und daran arbeite er, würde sich alles ändern.
    Eine Zeitlang gab sich Tanja damit zufrieden, doch dann kam ihre alte Herrschsucht wieder zum Vorschein. Sie befahl ihm dies, mäkelte an jenem herum und vergällte ihm die nächtlichen Fahrten zwischen Köln und Frankfurt, indem sie abends Freunde besuchte. Sie wollte ihn dort treffen, wo es für ihn am schmerzhaftesten war, und nährte in ihm die Angst, dass er unfähig war, eine Frau zufriedenzustellen.
    Es war die Zeit, als er gegen einen unerwartet starken Konkurrenten um die Stelle als Filialleiter kämpfte. Er kam müde und gereizt nach Hause und musste sich die Vorwürfe Tanjas anhören. In dieser Nacht war sie in Hochform. Sie beleidigte und demütigte ihn, nannte ihn einen karrieregeilen Egoisten, der nichts zustande bringe. Mit Köln wolle er sie nur hinhalten. Es wäre besser, wenn er verschwinden würde.
    Das tat er auch. Doch nicht enttäuscht und niedergeschlagen, sondern mit einer Wut im Bauch, die er bisher noch nicht kannte. Er fuhr ziellos durch die Gegend, haderte mit sich und der Ungerechtigkeit Tanjas. Sich gegen sie zu erheben, sie vielleicht mit Gewalt daran zu hindern, dass sie alles zerstörte, wagte er nicht. Und das machte ihn noch wütender. Ja, sie hatte recht: Er war ein elender Schlappschwanz, dem nichts gelang.
    Er schlug wie wild auf das Lenkrad ein.
    Und dann sah er sie. Sie stand am Wegrand, allein. Alle anderen Nutten waren um diese nachtschlafene Zeit längst verschwunden. Die muss es nötig haben, dachte er noch, als er den BMW vor ihr zum Stehen brachte.
    Alles Weitere war in seiner Erinnerung verschwommen. Bis zu dem Moment, als er mit der Taschenlampe auf sie einschlug. Da begann er hellwach zu werden. Der schwere Knauf zertrümmerte ihr das Gesicht. Er blickte in ihre verzweifelten Augen, die um Gnade flehten.
    Ein Gefühl der Allmacht überkam ihn. Es strömte durch seinen Körper wie bei einem Orgasmus und ließ ihn zittern. Er fühlte sich so gut, er hätte schreien können vor Glück.
    Das Blut, ihr Blut. Die Schreie, ihre Schreie. Ihr Flehen, aufzuhören, seine Macht, Herr über ihr Leben zu sein.
    Mit dem letzten Schlag war er ganz bei sich angekommen. Endlich.
    Um ihn herum der dunkle Wald, in dem nur einige Tiere Zeugen seines Triumphs waren.
    Tanja sah er danach nie wieder. Er kündigte den Job in Köln und suchte sich ein neues Jagdrevier.
     
    Ein Klopfen holte ihn aus seiner Erinnerung. Er ließ verwirrt das Seitenfenster herunter.
    »Stephan? Ich glaub’s ja nicht. Was machst du denn hier?«, sagte Jennifer, die Managertasche über den Kopf haltend.
    Er fasste sich schnell. »Ich wollte dir noch was vorbeibringen und bin dann am Steuer eingeschlafen.«
    Er lächelte wie ein kleiner, hilfsbereiter Junge.

10
    Das Licht war schon seit einer Stunde erloschen, als sich die Klappe an der Zellentür von Frank de Meer öffnete.
    »Hier, Ihre Zeitungen«, sagte Maik Sommerfeld.
    Im Kerzenschein am Tisch sitzend, erhob sich Frank und nahm die Zeitungen in Empfang. »Danke, Maik«, erklang es aus dem kleinen Lautsprecher an seinem Hals. »Wie geht es Ihnen heute?«
    Sommerfeld beugte sich zur Klappe hinunter. »Könnte besser sein.«
    »Wieder Ärger zu Hause?«
    »Meine Schwiegermutter ist zu Besuch. Nichts ist ihr gut genug. Mein Job, die Wohnung, ich müsste Nadine mehr bieten. Sie nörgelt, seit sie aus dem Zug gestiegen ist. Ich könnte sie … Sie wissen schon.«
    »Ja, die Familie kann einem ganz schön zusetzen.«
    »Haben Sie einen Rat für mich? Psychologen wissen doch, wie man mit so einem Weib umspringt.«
    Frank lächelte. »Jeder Mensch hat seine Eigenarten. Finden Sie die Ihrer Schwiegermutter heraus und kommen Sie ihr etwas entgegen.«
    »Ich mach doch schon alles, was sie will. Mehr geht nicht.«
    »Sie verwechseln Unterwürfigkeit mit Charakter. Sagen Sie ihr, dass Sie ihre Bedenken verstehen, und zeigen Sie ihr, dass Sie einen Plan verfolgen.«
    »Was für einen Plan?«
    »Na, dass Sie an Ihrer Zukunft und der Ihrer Freundin arbeiten. Sie wollen doch nicht ewig nur Zellentüren auf- und zusperren. In Ihnen steckt mehr.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Maik, wir kennen uns jetzt fünf Monate. Hatten Sie bisher jemals Grund, an mir zu zweifeln?«
    »Nein, ich bin immer gut mit Ihren Ratschlägen gefahren. Was könnte das für ein Plan sein?«
    »Darüber sollten wir uns bald ausführlich unterhalten. Doch zuvor habe ich noch eine Bitte.«
    »Ja?«
    »Lassen Sie mich Ihr Handy

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