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Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz

Titel: Weissbier im Blut - Ein Kriminalroman aus dem bayerischen Unterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Graser
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Kassenwart!«
    »Das ist jetzt nicht die Zeit und der Ort. Darüber reden wir ein andermal. Ein Prost auf den Otto! Wegen uns hätt’st nicht sterben brauchen! Adios, Muchacho! Auf ex!«
    Die Schnapsgläser wurden gehoben, und ein vielstimmiges Rufen begleitete den hochprozentigen Abschiedsgruß an den treuen Kassenwart.
    »Auf ex! Prost, Otto! Adios, Otto! Prost! Prost!…«
    Auch die tapfere Witwe schüttete sich den Edelbrand mit rot glühenden Wangen in die Kehle. Dann schwoll das Geschrei und Gelächter wieder dermaßen an, dass keine weitere Rede mehr gehalten werden konnte. Es war auch alles gesagt. Kreuzeder hatte zum Gedenken an den Toten ein Gulasch, fünf Helle und sieben Williams vertilgt. Nun verspürte er das Bedürfnis, mit dem Geistlichen zu sprechen, wankte hinter den Stuhlreihen entlang und legte seine kräftige Pranke auf dessen Schulter.
    »Darf ich Sie mal stören, Herr Pfarrer?«
    »Bitt schön.«
    »Was ist jetzt mit der Apokalypse? Kommt der Weltuntergang oder kommt er nicht?«
    »Wir können nicht wissen, was Gott mit uns vorhat.«
    »SehenS’, das ist genau meine Meinung. Warum sagenS’ das nicht gleich?«
    Er rückte sich einen Stuhl heran und quetschte sich hinter den Würdenträger, den etliche Kirschschnäpse mit der Vergeblichkeit seiner flammenden Grabrede schon wieder versöhnt hatten.
    »Der Jesus hat doch dem Mörder verziehen, der mit ihm gekreuzigt worden ist, oder? So war das doch, Hochwürden? Warum hat er das gemacht?«
    »Aus Barmherzigkeit.«
    »Kann’s nicht sein, dass er einfach gesehen hat, was das für ein armer Wicht war?«
    »Das kommt aufs Gleiche raus.«
    »Ich weiß gar nimmer, was ich machen soll. Ich bin in der Mordkommission, und die meisten Mörder, mit denen ich zu tun hab, sind geplagt. Von Habgier geplagt, vom Sexualdrang, von Dummheit, von allem Möglichen. Manche sind so dumm, die wissen wirklich nicht, was sie tun. Ich mag da gar nimmer hinschauen.«
    »Sie machen sich zu viel Gedanken. BringenS’ die Mörder hinter Gitter und Schluss.«
    »Wo ihm doch verziehen worden ist.«
    »Es gibt eine himmlische Gerechtigkeit und eine irdische, Herr Kommissar. Und Sie sind für die irdische zuständig. Oder sind Sie der Jesus?«
    »Nein.«
    »Na also.«
    »Sie machen sichs einfach. SchaunS ’ , Herr Pfarrer, ich muss mich dauernd in Mörder reinversetzen, damit ich das rausfind, wer das gewesen ist. Was glauben Sie denn, was da passiert, wenn man tagein, tagaus fühlt und denkt wie ein Mörder? Beruflich sozusagen? Was da in einem vorgeht?«

6
    Durch das Loch in der Scheunenwand schimmerte rotes Metall. Der Mähdrescher war wieder auf seinem Platz. Holzner lugte misstrauisch aus der Stalltür, als der grüne BMW auf den Hof gefahren kam. Kreuzeder musste sich erst einmal am Türgriff festhalten, nachdem er ausgestiegen war. Der Leichenschmaus hatte ihm zugesetzt. Er war schon etwas wackelig auf den Beinen, als er auf den Bauern zusteuerte.
    »Es tut mir wahnsinnig leid, Herr Holzner, aber ich glaub fast, ich muss Sie verhaften.«
    »Wega der Rauferei?«
    »Nein. Schon eher wegen dem Mord.«
    »Das bin ich net gewesen.«
    Holzner verschwand im Stall. Kreuzeder folgte ihm nur zögernd. Er musste sich richtig überwinden, so unangenehm war ihm das alles. Und es war nicht der beißende Gestank nach Kuhpisse und Kalk, der ihm zu schaffen machte. Seine Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Die Kühe schlugen mit den Schwänzen, um die Fliegen für ein paar Sekunden zu vertreiben. Die Bäuerin fasste frisches Stroh aus einem Schubkarren und warf es in die Box einer Kuh, die einen unförmigen Bauch hatte. Ihr Mann verteilte es mit einer Mistgabel.
    »Außerdem kann ich jetzt sowieso net weg. Sie sehn’s ja selber. Die Daisy kann jeden Moment kalben.«
    »Da muss Ihre Frau halt den Tierarzt rufen.«
    »Den kann ich mir net leisten.«
    »Sie haben Schulden, Herr Holzner. Und zwar massiv. Und da haben Sie sich nimmer rausgesehen. Ich bin sicher, Sie kriegen mildernde Umstände. Vielleicht kommenS’ sogar mit zehn Jahr davon, wennS’ Glück haben.«
    Holzner drehte sich um und richtete die Mistgabel auf den Eindringling.
    »Ihr helfts alle zam. Ihr wollts mir den Hof abzwicken.«
    »Damit hab ich nichts zu tun. Das wissen Sie selber.«
    »Gar nix weiß ich. Zamhalten tuts! Alle miteinander! Und jetzt runter von meinem Hof! Aber sofort!«
    Die Mistgabel kam rasch näher. Kreuzeder zog es vor, die frische Luft aufzusuchen. Der Bauer blieb breitbeinig in

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