Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Der Winterhof
Der Eiserne König stand vor mir, prachtvoll und wunderschön. Sein silbernes Haar wehte um seine Schultern wie ein ungebändigter Wasserfall. Sein langer, schwarzer Mantel bauschte sich hinter ihm und betonte noch das blasse, kantige Gesicht mit der durchscheinenden Haut, unter der die blaugrünen Venen glühten. In der Tiefe seiner schwarzen Augen zuckten Blitze und die stählernen Tentakel, die entlang seiner Wirbelsäule und an seinen Schulterblättern entsprangen, legten sich um ihn wie glänzende Flügel. Ei nem Racheengel gleich schwebte er auf mich zu und streck te mit einem sanften, traurigen Lächeln die Hand nach mir aus.
Sobald ich einen Schritt machte, um ihm entgegenzutreten, schlangen sich die Kabel sanft um mich und zogen mich zu ihm. »Meghan Chase«, murmelte Machina und fuhr mit einer Hand durch meine Haare. Schaudernd ließ ich die Arme hängen, während die Tentakel zärtlich über meine Haut glitten. »Du bist gekommen. Was wünschst du?«
Ich runzelte die Stirn. Was wollte ich? Warum war ich hergekommen? »Mein Bruder«, antwortete ich, als es mir wieder einfiel. »Du hast meinen Bruder Ethan entführt, um mich hierherzulocken. Ich will ihn zurückhaben.«
»Nein.« Machina schüttelte den Kopf und kam noch näher. »Du bist nicht wegen deines Bruders gekommen, Meghan Chase. Und auch nicht wegen des Dunklen Prinzen, den du zu lieben glaubst. Du bist nur aus einem einzigen Grund hier. Macht.«
In meinem Schädel pochte es und ich versuchte, vor ihm zurückzuweichen, aber die Kabel hielten mich fest. »Nein«, murmelte ich, während ich weiter gegen das eiserne Netz ankämpfte. »Das … das stimmt nicht. So war es nicht.«
»Dann zeig es mir.« Machina breitete einladend die Arme aus. »Wie sollte es denn eigentlich ablaufen? Wozu bist du hergekommen? Was wolltest du tun? Zeig es mir, Meghan Chase.«
»Nein!«
»Zeig es mir!«
Plötzlich pulsierte etwas in meiner Hand – der kraftvolle Herzschlag des Hexenholzpfeils. Mit einem Schrei riss ich den Arm hoch und trieb Machina das angespitzte Ende in die Brust; so tief, dass der Pfeil sich in sein Herz bohrte.
Taumelnd wich Machina zurück und starrte mich völlig entsetzt an. Doch jetzt war er nicht mehr Machina, sondern ein Feenprinz mit nachtschwarzem Haar und hellen Silberaugen. Schlank und gefährlich, ganz in Schwarz gekleidet, fasste er nach dem Schwert an seinem Gürtel, bevor er erkannte, dass es zu spät war. Er schwankte, kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben, und ich unterdrückte einen Schrei.
»Meghan«, hauchte Ash. Ein schmales Rinnsal Blut quoll ihm zwischen den Lippen hervor. Seine Hände umfassten den Pfeil in seiner Brust und er fiel auf die Knie. Flehend sah er mich an. »Warum?«
Zitternd hob ich die Hände und sah, dass sie rot glänzten und mir eine Flüssigkeit über die Arme lief und zu Boden tropfte. Unter der feuchten Schicht wanden sich Dinge unter meiner Haut und versuchten, sich an die Oberfläche zu bohren wie gierige Blutegel. Irgendwo in den Tiefen meines Bewusstseins war mir klar, dass ich eigentlich entsetzt, erschrocken und extrem angewidert sein müsste. Aber das war ich nicht. Ich fühlte mich mächtig – mächtig und stark, als würde elektrischer Strom durch meinen Körper fließen, als könnte ich alles tun, was ich wollte, und niemand könnte mich aufhalten.
Ich sah hinab auf den Dunklen Prinzen und verzog beim Anblick dieser jämmerlichen Gestalt verächtlich die Lippen. Hatte ich wirklich einmal einen solchen Schwächling geliebt?
»Meghan.« Ash kniete vor mir und das Leben floss nach und nach aus seinem Körper, obwohl er darum kämpfte, es festzuhalten. Einen kurzen Moment lang bewunderte ich diese Hartnäckigkeit, aber sie würde ihn auch nicht retten. »Was ist mit deinem Bruder?«, flehte er. »Und deiner Familie? Sie warten darauf, dass du nach Hause kommst.«
Aus meinem Rücken und meinen Schultern entrollten sich metallene Kabel und breiteten sich um mich wie glitzernde Flügel. Wieder sah ich hinunter auf den Dunklen Prinzen, der hilflos vor mir kniete, und ich schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln.
»Ich bin zu Hause.«
Die Kabel stießen blitzschnell herab, bohrten sich in die Brust des Feenprinzen und nagelten ihn am Boden fest. Ash zuckte und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, bevor sein Kopf nach hinten fiel und er in tausend Stücke zersprang wie ein Kristall, der auf Beton aufschlägt.
Umgeben von den funkelnden Überresten des Dunklen
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