Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
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don’t you (forget about me)
Es gibt da immer diesen einen Jungen, der dich einfach nicht mehr loslässt. Und damit meine ich nicht den Bruder deiner besten Freundin, der dich in den Schwitzkasten nimmt, oder den kleinen Knirps, der sich an deinem Bein festklammert, wenn du ihn babysittest.
Hier geht es um viel mehr. Um etwas, was dein Leben verändert. Ein Nicht-mehr-Loslassen im Sinne von »kann nicht mehr schlafen, kann nicht mehr essen, kann keine Hausaufgaben mehr machen, kann nicht aufhören zu kichern, kann nur noch an sein Lächeln denken«. Wie bei Westley und Butterblume. Harry und Sally. Elizabeth Bennet und Mr. Darcy. Ich meine das Nicht-mehr-Loslassen in deinen Lieblingssongs aus den Achtzigern, wie It Must Have Been Love, Take My Breath Away oder Eternal Flame – die Lieder, die du samstagabends mit deinen besten Freundinnen lauthals in deine Haarbürste grölst.
Ich meine das gleiche Nicht-mehr-Loslassen, von dem du im Tagebuch deiner großen Schwester liest, während sie mit ihrem Freund ausgeht. Und du hoffst und betest, dass dir dasselbe passiert. Doch dann passiert es dir, und du verlierst vollkommen den Verstand und den Boden unter den Füßen. Plötzlich kannst du dir nicht mehr vorstellen, wie dein Leben war, bevor du ihm begegnet bist und er alles ruiniert hat.
Liebe ist megaheimtückisch. Sie schleicht sich heimlich an, wenn du dich nur eine Sekunde zum Spiegel umdrehst, um festzustellen, wie süß dein Hintern in der neuen Jeans aussieht. Oder während du gerade auf die Zulassungsprüfungen fürs College büffelst oder herausfinden willst, wer auf der Geburtstagsfeier deiner besten Freundin mit wem herumgeknutscht hat, oder wenn du dich darüber ärgerst, dass du für die Aufführung von Ab in den Wald nicht die Hauptrolle bekommen hast (ich hasse dich, Maggie Elliot) und jetzt Aschenputtel spielen musst, obwohl jeder weiß, dass diese Rolle lange nicht so gut ist wie die der Hexe.
Eines Morgens wachst du dann plötzlich auf und weißt, was los ist: Nämlich dass ein Junge, den du schon dein Leben lang kennst und nie für ausgehen und im Kino knutschen in Betracht gezogen hast, einer, den du nie wirklich süß gefunden und immer für einen ziemlichen Idioten gehalten hast und der immer dasselbe Skater-Shirt trägt, ein Fan von Der Herr der Ringe ist und ständig von dem Drachen redet, den er sich mit achtzehn aufs Bein tätowieren lassen möchte – dass genau dieser Junge plötzlich alles ist, woran du denken kannst.
Nur leider ist verliebt zu sein absolut kein Vergnügen. Nee. Meistens führt es nur dazu, dass dir ganz flau im Magen ist und du dich verrückt machst und nervös bist, weil du Angst hast, es könnte schlimm enden und dein ganzes Leben für immer zerstören. Und weißt du was? Dann passiert genau das.
Aber du liebst seinen Duft und seine himmelblauen Augen und schmilzt dahin, wenn du von ihm eine Gute-Nacht-SMS bekommst oder er dich auf dem Weg zum Geometriesaal an deiner Hand nimmt. Er verzeiht dir deine kleinen Marotten und ist so witzig, dass du ihm vor Lachen deine Cola ins Gesicht prustest und dich nicht einmal dafür schämst, obwohl es das absolut Peinlichste ist, was einem passieren kann. Und wenn er dich küsst, lässt dich das den Rest der Welt vergessen, dein Gehirn schaltet ab, und du fühlst nur noch seine Lippen, und alles andere ist unwichtig.
Und ja, er sagt dir, dass du wunderschön bist, und plötzlich bist du es auch.
Aber gleichzeitig ist das Ganze ein heilloses Durcheinander, ein einziger Albtraum, und alles droht vor deinen Augen zu explodieren, und du hast keine Ahnung, in was du da hineingeraten bist. Liebe ist kein Spiel. Manche Leute schneiden sich deswegen die Ohren ab oder springen vom Eiffelturm oder verkaufen all ihre Habseligkeiten und ziehen nach Alaska, um allein unter Grizzlybären zu leben, und dann hört sie niemand um Hilfe schreien, wenn sie von ihnen aufgefressen werden. Ganz recht. Sich zu verlieben ist ungefähr dasselbe, wie bei lebendigem Leibe von einem Bären gefressen zu werden.
Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.
Schließlich habe ich das selbst erlebt. Nein, nicht die Sache mit dem Bären. Was mir passiert ist, ist viel, viel schlimmer.
Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich an gebrochenem Herzen starb. Ehrlich, Leute, das ist kein Großstadtmythos oder irgendeine erfundene Geschichte. Ich rede hier von einem hundertprozentigen Tod durch ein gebrochenes Herz. Nein, ich habe mich nicht umgebracht und bin auch
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