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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Die meisten Menschen-Selkie-Mischlinge sind sterblich. Die menschlichen Gene und die menschliche Seele sind dominante Erbfaktoren, wie ihr es nennen würdet.«
    »Aber du hast gesagt, dieser Kerl …«
    »Dein Bruder Dylan.«
    »Er ist nicht mein Bruder. Mein Bruder ist fort. Außerdem ist er zu jung.«
    »Selkies altern nicht wie Sterbliche. Nur wenn wir menschliche Gestalt annehmen.«
    »Für mich hat er verdammt menschlich ausgesehen.«
    »Erst als er in die Pubertät kam, hat sich seine wahre Natur gezeigt. Als Dylan dreizehn war, hat er sich zum ersten Mal verwandelt.« Sie blickte in Calebs kaltes, verschlossenes Gesicht. Frost zog in ihr Herz ein. »Deshalb ist deine Mutter ins Meer zurückgekehrt. Um ihren Sohn zu beschützen.«
    Ein Muskel zuckte in Calebs Unterkiefer. »Sie hatte noch einen Sohn. Und eine einjährige Tochter.«
    Margred tat das Herz weh um ihn. Um sie alle. »Sie hatte keine Wahl. Und sie hat es teuer bezahlt. Sie hat ihre Kinder und ihr Leben verloren. Dylan …«
    »Hör zu, ich brauche keine durchgedrehte Geschichte, um zu rechtfertigen, was meine Mutter getan hat«, unterbrach sie Caleb. »Und du brauchst auch nicht zu lügen, um zu vertuschen, was auch immer du getan hast.«
    Margred kam auf die Füße. »Ich lüge dich nicht an.«
    »Maggie …« Er wirkte nun wieder geduldig. Müde. »Dieser Bursche … der, der behauptet, mein Bruder zu sein … hat er dich geschlagen? Verletzt? Auf irgendeine Art bedroht?«
    Sie blinzelte. »Nein. Ich habe ihm eine Ohrfeige gegeben.«
    »Schön für dich. Und davor?«
    Sie konnte nicht aufhören, ihn verdutzt anzustarren.
    »Am Strand«, erklärte Caleb. »An dem Abend des Überfalls. War es derselbe Kerl?«
    »O nein.«
    »Es war dunkel, hast du gesagt. Er kam von hinten. Vielleicht hast du ihn nicht gut sehen können.«
    »Ich habe ihn überhaupt nicht sehen können.« Das hatte sie ihm doch schon gesagt. »Aber es war jedenfalls nicht Dylan.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Es war ein Dämon.«
    Stille machte sich zwischen ihnen breit. Eine ganze Weile verging, die nur vom Flüstern der Dünung und dem Säuseln des Windes erfüllt war.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Dylan hatte ihr nicht geglaubt. Warum erwartete sie, dass Caleb es tun würde? Weil er ihr Geliebter war? Wann hatte das mehr bedeutet als …
    Sie zitterte. Wann hatte das überhaupt etwas bedeutet?
    »Dieses ganze Gerede von Meerjungfrauen und Dämonen … es ist ein Problem«, sagte Caleb mit einer Stimme, die noch immer bedächtig und leidenschaftslos war.
    Enttäuschung brannte so scharf wie Salz in ihrem Mund. »
Dein
Problem.«
    »Sagen wir
unseres.
« Er stand ebenfalls auf. »Ich will, dass du mit mir nach Portland zu Dr. Crawford fährst.«
    Sie streckte das Kinn vor. »Ich bin nicht krank. Oder schwachsinnig. Ich will zu keinem Arzt mehr.«
    »Es ist zu deinem eigenen Besten. Vertrau mir.«
    »Warum sollte ich dir vertrauen? Du glaubst mir nicht.«
    »Ich glaube, dass dir etwas Schlimmes passiert ist«, erwiderte er vorsichtig. »Und dass deine Seele damit so gut es geht klarzukommen versucht. Deshalb hast du diese Geschichte erfunden, um zu erklären …«
    Sie streckte den Fuß vor. »Erklär mir
das.
«
    Er sah hinab auf ihren nackten Fuß und dann wieder in ihre Augen. »Was?«
    »Meine Zehen haben Schwimmhäute.« Wie zum Beweis wackelte sie mit ihnen.
    Caleb griff sich an den Nacken. »Maggie, es sind noch immer Zehen.« Sein Ton war unverändert geduldig. Gequält. Besorgt. »Keine Flossen. Ich brauche schon mehr von dir als das.«
    Sie schloss die Augen, um nicht das Mitleid in seinem Blick sehen zu müssen. »Ich auch.«
    Sie brauchte von ihm, dass er ihr glaubte.
    Und das konnte er nicht. Wollte er nicht.
    Und verdammt sei Dylan, der sie alleingelassen hatte. Allein, um gegen die Skepsis seines Bruders anzukämpfen. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihm die Wahrheit sagen würde.
    Oder vielleicht doch. Vielleicht hatte Dylan, der mit der Art der Menschen mehr Erfahrung hatte, Calebs Reaktion vorausgesehen und beschlossen, sich die Ungläubigkeit seines Bruders zu ersparen. Die Zurückweisung durch ihn.
    »Du bist ein Selkie, oder du bist es nicht.«
    Sie war keine hundertprozentige Selkie. Nicht mehr.
    Aber sie war lieber eine halbe Selkie, aus dem Ozean verbannt, verkrüppelt durch den Verlust ihres Fells, als von dem Menschen, mit dem sie schlief, als verrückt abgestempelt zu werden.
    Sie konnte ihre Zauberkünste

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