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Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Titel: Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Sonne hinter dem Trignum hervorkam; das plötzliche Flattern und Schlagen der verhaßten Flagge in einer Böe –, und dann sah ich auf einmal, wie außer unserem eigenen Schatten nichts mehr zu sehen war. Es gab keinen Feuerschein, keinen Rauch, keine Explosion. Es gab nur Staub, der im frischen Atlantikwind über einer Wüstenei dahintrieb.
    Die Totalchemie und alles, was sich in ihrem Umkreis befunden hatte, existierte nicht mehr. Es war das Unfaßbarste, das Furchtbarste, das Erschreckendste, was ich bis dahin erlebt hatte.
    Es kann auch sein, daß mir das erst später bewußt wurde, denn vorerst hatte ich genug damit zu tun, den Sturz des Schiffes abzufangen und durch meinen Willen zu ersetzen. Delta VII begann erneut, den Sternen entgegenzusteigen, und ich hoffte, daß es dort so etwas wie Vergessen geben würde.
    Später habe ich mich oft mit der Frage beschäftigt, wo in diesem Fall die Grenzen der Schuld verlaufen. Eine klare, befriedigende Antwort habe ich nie gefunden. Am wahrscheinlichsten dünkt es mich, daß jeder Gebrauch von Gewalt bereits den Schuldspruch in sich birgt. Dagegen steht als unumstößliche Tatsache die Gewißheit, daß es ohne diesen Angriff auf die Totalchemie, an dem ich mitbeteiligt war, unweigerlich zum Ausbruch des kosmoglobalen Krieges zum festgesetzten Zeitpunkt gekommen wäre. Vielleicht trifft es zu, was Commander Brandis bei Gelegenheit zu mir sagte: »Rob, auch ein Chirurg übt Gewalt aus, wenn er das Messer ansetzt. Er weiß, daß es ohne sie keine Heilung gäbe.«
    Das freilich waren Gedanken, die mir erst später kamen. Einstweilen galt meine Aufmerksamkeit den Armaturen und ihren Anzeigen, Delta VII löste sich aus dem Zugriff der Erde. Der Schub ihres Triebwerkes hob das Gesetz der Schwerkraft auf.
    Captain Danielsons Stimme kam aus dem Lautsprecher. »SK Apollo an Delta VII! Warum antworten Sie nicht?«
    Commander Brandis beugte sich etwas vor. »Ich höre, Apollo.«
    »Sir«, sagte Captain Danielson mit schleppender Stimme, »wir haben Bruch gemacht.«
    X.
    Zeit: 08.12 Uhr
    Ort: An Bord von Delta VII
    Bruch , das Wort, das nicht fallen durfte, weil es im minuziös aufeinander abgestimmten Zeitplan nicht vorgesehen war. Schweigen im Äther wäre besser gewesen. Mit dem Unabänderlichen konnte man sich abfinden. Es hätte Schmerz und Trauer bedeutet und – mit der Zeit Erinnerung. Irgendwann, bei passender Gelegenheit, hätte man der toten Kameraden gedacht – genau so, wie sie bei vertauschten Rollen unser gedacht hätten. Wir alle waren mit klarem Verstand und ohne Zwang in dieses Unternehmen gegangen, bereit, wenn es sein mußte, den vollen Preis zu zahlen. Der Tod war ein kalkulierbarer Faktor. Bruch jedoch, das war etwas anderes. Damit verbanden sich Begriffe wie Gefangenschaft, Verhör, Folterung und qualvolles Sterben.
    Das Gesicht des Commanders war wie eine im Eis erstarrte Landschaft. Selbst die Wangenmuskeln zuckten nicht mehr. Es war ein Augenblick, in dem ich um nichts in der Welt mit ihm hätte tauschen wollen. Ich spürte seine innere Einsamkeit wie einen frostigen Hauch.
    Es kann nicht lange gedauert haben, bis er die unterbrochene Verbindung zum Schweren Kreuzer Apollo wiederherstellte. »Roger. Wo befinden Sie sich jetzt?«
    »Mitten auf dem Platz der Vereinigten Kontinente«, antwortete Captain Danielsons blecherne Stimme. »Die Situation fängt an, brenzlig zu werden.«
    Commander Brandis lehnte sich etwas zurück. Sein Gesicht war unverändert von einer nahezu unnatürlichen Ruhe. »Lieutenant Stroganow, ich bitte um Ihre Meldung!«
    Stroganow löste den Blick nicht von den Radarschirmen. »Immer noch keine Kontakte, Sir.«
    »Überzeugen Sie sich!« sagte Commander Brandis mit einem Hauch von Schärfe.
    Stroganow schwitzte. Er hatte die Mütze ins Genick geschoben, seine Stirn war naß. Sonderbar, mir war noch immer kalt. »Sir, ich kann nur wiederholen: Wir haben keinerlei Kontakte.«
    Dem Klang seiner Worte ließ sich entnehmen, daß er nicht minder überrascht und fassungslos war wie wir andern auch. Für das Phänomen gab es nur eine einzige plausible Erklärung: Der Ausfall des Speichers hatte das Kontrollsystem doch weit mehr durcheinander gebracht, als es aufgrund der uns vorliegenden Informationen zu erwarten gewesen war. Unsere Galgenfrist dauerte an. Wie hätte ich mich in dieser Situation an Commander Brandis‘ Stelle verhalten? Meinem Gefühl nach war es die allerhöchste Zeit, Schiff und Besatzung in Sicherheit zu bringen, bevor der

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