Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Titel: Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
rituellen Handlung hatte. Delta VII, seine Besatzung eingeschlossen, war längst bereit. Mit geschlossenen Schotten und entsicherten Waffensystemen harrte es fauchend seines Einsatzes. Die Gurte waren angelegt, die letzten Handgriffe getan.
    »Lieutenant Stroganow!«
    »Sir?«
    »Meldung an Apollo!«
    »Aye, aye, Sir.« Stroganow morste die Meldung zur Apollo hinüber. Der Kreuzer blinzelte sein lakonisches Roger zurück.
    Seit fünfzehn Sekunden herrschte auf den Frequenzen der Raumüberwachung ein totales Chaos. Der Code blieb unverständlich. Es gab keine Garantie dafür, daß das aufgeregte Stimmengewirr etwas mit dem Ausfall des Speichers zu tun hatte. Ebenso gut konnte es bedeuten, daß Eddingtons Unternehmen fehlgeschlagen war. Bis jetzt hatte er sich nicht, wie vereinbart, mit dem kurzen, unverfänglichen Kennwort pronto gemeldet. Die kostbare Zeit rann dahin. Commander Brandis‘ Befehl bedeutete, daß wir lange genug gewartet hatten.
    »Commander an Pilot: Alles klar?«
    »Alles klar, Sir.«
    »Dann los, Captain!«
    »Aye, aye, Sir.« Der jähe, gewaltsame Schub preßte mich erbarmungslos gegen den Sitz. Delta VII hatte Fahrt aufgenommen. Eine Minute später durchbrach sie die unsichtbare Mauer der Kontrollen und raste der Erde entgegen. Der Medizinball begann zu wachsen. Die Kühlaggregate sprangen an. Wie ein senkrecht stürzender Pfeil tauchte das Schiff in die Atmosphäre ein. Eine der Warnvorrichtungen schlug gellend an. Die geflickte Bordwand protestierte gegen die Reibungshitze. Ich schaltete den Summer aus. Ibaka machte ein sorgenvolles Gesicht, aber was immer auch ihm durch den Kopf gehen mochte, er behielt es für sich.
    »Lieutenant Stroganow!« Die Stimme des Commanders klang unverändert ruhig und gelassen.
    »Können Sie sehen, was die Apollo macht?«
    »Jawohl, Sir, Sie folgt im vorgeschriebenen Abstand.«
    »Danke. Behalten Sie das R.Ü.R. im Auge!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Stroganow hatte seinen Sitz bereits herumgeschwenkt und seine Aufmerksamkeit dem Raumüberwachungsradar zugewendet. Der Frontalschirm war abgeschaltet, um Störungen vorzubeugen. In Erdnähe war er überflüssig, Ziel- und Landeradar hatten seine Funktion übernommen. Die Erde schien sich unter uns wegzudrehen. In Wirklichkeit drehte sich Delta VII, als ich ihr die letzte spiralförmige Kurskorrektur aufzwang. Weit und leuchtend dehnte sich vor dem Cockpit der Atlantik. Metropolis kam in Sicht.
    »Metropolis, Perle aus Beton, ins Meer gehämmertes Manifest des Genius’ Mensch ...«
    Stets, wenn ich in alten Zeiten Metropolis ansteuerte, heimkehrend von den Sternen, beladen mit dem Erlebnis des Unendlichen, waren mir diese Verse durch den Sinn gegangen. Nichts ließ sich mit dem Anblick dieser gewaltigen Stadt vergleichen. Zweihundertfünfundzwanzigtausend Quadratkilometer künstlich geschaffenen Terrains, gekrönt mit der vollendetsten Architektur, die die Welt je gesehen hatte, Wahrzeichen einer von drei Kontinenten bekundeten Gesinnung, nach Jahrtausenden der Barbarei ein Weltreich des Friedens zu schaffen. Diesmal war alles anders. Metropolis war keine von Dichtern besungene Perle mehr, sondern eine waffenstarrende Festung, Schaltstelle der neuen Herrschaft, die den Frieden verächtlich als Ursache aller Verweichlichung abtat.
    Dennoch, obwohl der Anblick der schaumumkränzten Stadt in mir keine poetische Empfindungen mehr wachrief, empfand ich ihn auch in diesem Fall als überwältigend.
    »Auf Zwanzigtausend herangehen!«
    »Aye, aye, Sir.« An Stroganows Kursberechnung gab es nichts zu beanstanden. Ich brauchte nicht auszugleichen. Als Delta VII am Ende der Spirale anlangte, erfaßte die Zieloptik den Industriekomplex: die kreisförmige Halle mit der gläsernen Kuppel und die sie tangierenden vier flachen Gebäude. Das war sie, die Totalchemie. Die Einzelheiten traten hervor: am unvermeidlichen Flaggenmast, steif im Wind, das blaue Tuch mit dem blutroten Flammensymbol; auf dem Landeplatz zwei an Schläuche angeschlossene Schwertransporter der Herkules-Klasse; die Bedienungsmannschaften, ein Dutzend Fahrzeuge verschiedener Bauart, technische Kontrolleure in weißen Kitteln; die blanken Tentakel des Elektronenzaunes, der das Areal umschloß; das hohe Tor mit den bewaffneten Posten; die mobile Patrouille, die im Schatten des Ostflügels tatenlos und gelangweilt auf einen Ernstfall wartete, um Ihre Tüchtigkeit unter Beweis zu stellen, der gelbliche Dampf über einem Entlüfter.
    Es war mehr, als das bloße Auge sah –

Weitere Kostenlose Bücher