Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Schiff zitterte, schwankte, neigte sich seitwärts und stand.
Einen Atemzug lang war es still im Cockpit, dann meldete Captain Monnier:
»Pilot an Commander, Angriffshöhe Null.«
Ich drückte auf den Schleusenknopf und die Schleuse fuhr zischend auf. Fast gleichzeitig warf ich die Gurte ab. TorgauGrabowski saß mit schaukelndem Kopf und verschleierten Augen auf seinem Platz. Die harte Landung, auf die er nicht vorbereitet gewesen war, schien ihn betäubt zu haben. Das Lächeln, das noch kurz zuvor seine Lippen umspielt hatte, war erloschen. Ich streckte die Hand aus und griff nach seiner Pistole.
Er war Soldat gewesen; nun kam es ihm zugute. Als ich ihn berührte, reagierte er sofort. Seine beiden Hände schossen vor und umklammerten meinen Arm. Verbissen rangen er und ich um den Besitz der Waffe. Er war stärker, als es mir lieb sein konnte. Dabei war es höchste Zeit, den Kampf zu beenden, um Captain Monnier zu Hilfe zu eilen: Das Cockpit hatte sich plötzlich mit Gestalten gefüllt; mein Pilot lag mit dem Oberkörper schützend über dem Schleusenknopf, während er mit den Füßen verzweifelt einen Karabiner abzuwehren trachtete, den einer der Vollstrecker auf ihn gerichtet hielt. Eine andere Wahrnehmung noch prägte sich mir ein: gelbe, schmaläugige Gesichter über den olivfarbenen, strengen Uniformen der VOR, die aus dem Schleusengang in das Cockpit eindrangen.
Dann explodierte unmittelbar vor meinen Augen eine Sonne und ich verlor das Bewusstsein.
22.
Das Erste, was ich wieder sah, war ein Paar mandelförmiger dunkler Augen, umrahmt von einer weißen Schwesternhaube. Die Augen waren auf mich gerichtet und lächelten mich an. Ich war wach und müde zugleich, lag in einem nicht allzu weichen Bett und befand mich offenbar in irgendeinem Krankenhaus.
»Sir«, sagte die Schwester, wobei sie das Metropolitanisch mit dem unverkennbaren Akzent einer Inderin sprach, »wenn Sie keine Kopfschmerzen mehr haben, dürfen Sie heute Besuch empfangen.«
Ich hatte keine Kopfschmerzen, aber ich wusste auch nicht, weshalb ich sie hätte haben sollen. Ich vermochte mich an nichts zu erinnern. Aber das freundliche Lächeln der Schwester flößte mir Vertrauen ein.
»Wo bin ich?«, fragte ich.
»In Peking, Commander«, antwortete die Schwester. »Und ich hoffe sehr, Sie fühlen sich wohl.«
Das Gedächtnis kehrte zu mir zurück und ich wusste Bescheid. Der Kampf im Cockpit war mir eingefallen. Dabei war ich verwundet worden.
Die Schwester sagte mir noch, ich möge mich ruhig verhalten und mich nicht aufregen, dann würde schon alles wieder werden, und dann stand auf einmal John Harris vor meinem Bett.
»Nun«, sagte er - und ich vermochte nicht zu unterscheiden, ob das barsch oder munter gemeint war, denn wie fast immer machte er sein unnahbares Gesicht - »wie geht’s denn unserem Brummschädel, Brandis?«
Es widerstrebte mir, ihm meine Hilflosigkeit zu zeigen. Darum versuchte ich mich aufzurichten. Mit seiner einen Hand drückte er mich sanft, aber bestimmt zurück.
»Nichts da, Commander!«, sagte er. »Sie bleiben liegen und werden gesund. Die
Hermes
wartet darauf, von Ihnen zurückgebracht zu werden. Die VOR haben das Schiff soeben freigegeben.«
Die
Hermes
war mir gleichgültig, denn nun, da ich wieder im Stande war, mich zu erinnern, begann ich um den Freund zu trauern, den ich - nicht zuletzt durch meine Schuld - verloren hatte.
»Sir«, sagte ich, »das wird meine letzte Reise sein. Ich werde Robert Monnier in die Heimat überführen. Danach erhalten Sie meine Kündigung.«
John Harris’ Gesicht wirkte auf einmal sehr menschlich. »Ich verstehe Sie nicht, Brandis. Wenn Sie von Ihrem Piloten sprechen - der liegt im Zimmer nebenan und dürfte in einer Woche wieder wohlauf sein. Man verfügt hier über ausgezeichnete Ärzte. Überlegen Sie sich’s also mit Ihrer Kündigung!«
Ich schloss die Augen. Ein paar Minuten lang musste ich mit meiner Freude allein sein.
Er wartete geduldig vor meinem Bett, bis ich ihn wieder ansah.
»Noch eins, Commander«, sagte er dann, »und ich glaube, das wird Sie interessieren. Wenn Sie die
Hermes
nach Metropolis überführen, wird der Beweis für Monniers Unschuld an Bord sein. Die VOR haben die Angewohnheit, alle unsere Funksprüche zu registrieren und auszuwerten. Diese ominöse Tower-Durchsage befand sich in einem ihrer Archive. Aber was Monnier auch vom letzten Hauch eines Verdachtes reinigt, ist ein schriftliches Geständnis dieses Torgau-Grabowski.« Auf einmal
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