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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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brachten keinerlei Beweise mit: nicht über unseren Faktor. Vargos Tagebuch ersetzte kein Foto.
    „Zwei -"
    Kalter Schweiß brach mir aus. Meine Zähne schlugen im Krampf aufeinander.
    „Eins -"
    Ich dachte: Wenn das Ganze nur ein Alptraum ist - warum werde ich nicht endlich wach? Auf dem VKS-Block überprüfte Captess Kato ihre Sicherheitsleine.
    „Zero -"
    Es war, als würde man aus einer Kanone geschossen. Ich wollte schreien, aber ich bekam keinen Laut über die Lippen; ich wollte fliehen, aber der Sitz hielt mich unnachgiebig fest.
    Das Röhren des Triebwerkes war lauter als alles, was ich je gehört hatte.
    Ich fiel in Ohnmacht.
    Ich hörte Stimmen. Sie kamen zu mir wie aus weiter Ferne.
    „Wie geht es ihm?"
    „Er ist dabei, zu sich zu kommen, Sir. Ich glaube, er hat die Beschleunigung nicht vertragen."
    „Benötigen Sie Leute, Doktor, um ihn ins Hospital zu schaffen?"
    „Wozu ins Hospital? In ein paar Augenblicken ist er wieder voll da."
    „Er ist ein zäher Hund, ich weiß. Habe ich Ihnen schon erzählt, daß er bei der Sirius-Patrouille dabei war, wegen der es mit den VOR zum Krach kam?"
    „Er war dabei?"
    „Von Anfang bis Ende, Doktor. Haben Sie seinen Bericht nicht gelesen?"
    „Ach, er war der Autor - natürlich..."
    Ich schlug die Augen auf. Bezeichnenderweise setzte sich meine erste Wahrnehmung nicht aus dem Umstand zusammen, daß Brandis in alter, gewohnter, normaler Größe auf seinem Platz saß, und auch nicht aus jenem anderen, daß Dr. Hudson neben mir stand und meinen Puls fühlte, sondern aus jenem dritten, für den die Bezeichnung „Himmel" - bei aller Ungenauigkeit - wohl die zutreffendste ist.
    Ich schlug die Augen auf, und jenes Nichts, das mir am Anfang der Reise so viel zu schaffen gemacht hatte, bestand plötzlich aus unzähligen vielen, wunderschönen Elementen.
    Da war der schwarze Samt mit allen seinen Geheimnissen, mit seinen unendlichen Entfernungen und den unvorstellbaren Lichtjahren.
    Und da war das goldene Gesprenkel der Sterne, ihre vertrauten Bilder mit den aus dunkler Vorzeit herrührenden Benennungen.
    Ich wollte aufspringen, aber der Gurt ließ es nicht zu. Ich saß in voller Körpergröße auf meinem Platz. Dr. Hudson zeigte mir ein beruhigendes Lächeln.
    „Lassen Sie sich nur Zeit, Mr. Seebeck! Es ist noch alles vorhanden."
    Plötzlich begriff ich: Wir waren unterwegs. Brandis sprach ins Mikrofon.
    „Kartenhaus - Brücke. Frage: Fahrt?"
    Im Lautsprecher erwiderte Lieutenant Stroganows Stimme:
    „Immer noch positiv, Sir. Jetzt schon minus einundsechzig steigend."
    „Frage: ZG?"
    „Negativ, Sir. Ich würde sagen: Wir sind raus."
    „Na, Gott sei Dank!"
    Brandis streifte mich mit einem raschen Blick und nickte mir, wie es seine Art war, zu.
    „Gehen Sie einen Schnaps trinken, Martini" sagte er. „Das bringt Sie wieder auf die Beine!"
    Ich war längst wieder da. Der Schnaps konnte warten. Ich brauchte ihn nicht. Was mich davon abhielt, die Brücke zu verlassen, war dieses alte, neue Leben, was mich beseelte. Es war der bestirnte Himmel über mir, es war die Leere des Raumes, es war die wiederhergestellte Harmonie der Proportionen, es war die Alltäglichkeit der geführten Gespräche. Nichts davon wollte ich versäumen - nicht einmal eine Schnapslänge lang.
    „FK - Brücke. Frage: Wie sieht's aus?"
    Lieutenant Levys kühle Stimme erklang im Lautsprecher:
    „Wir kommen jetzt bestens durch, Sir."
    Brandis' Hand blieb auf der Taste.
    „Roger. Dann rufen Sie jetzt Las Lunas, Lieutenant, und teilen Sie unsere voraussichtliche Ankunftszeit mit!"
    „Aye, aye, Sir. Dort wird man wissen wollen, wo wir gesteckt haben. Was soll ich sagen?"
    Captess Kato beugte sich plötzlich vor.
    „Sagen Sie nur: Wir kehren heim vom Hinterteil der Schöpfung!"
    Im Lautsprecher ließ sich ein tiefes Atemholen vernehmen. Dann fragte Levy:
    „Wie war das?"
    Stroganow hatte mitgehört. Er schaltete sich ein.
    „Ganz einfach ist das, Levy", vermittelte er. „Unsere verehrte Captess hat geruht, sich vulgär auszudrücken. Sie sprach vom Arsch der Welt."
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    16.
    4.12.2084
    Im Lautsprecher ließ sich die Stimme des Kommandanten vernehmen:
    „Die Passagiere werden gebeten, das Rauchen einzustellen und sich anzuschnallen. Wir starten in wenigen Minuten."
    Zu den Passagieren zählte auch ich. An Bord des Versorgungsschiffes Ophir legte ich die Gurte an. Vor dem Bullauge stand das kalte Licht eines lunaren Tages. Mein Blick wanderte über die verewigte Geschmacksverirrung der Geldhaie

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