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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gefahrenträchtiges, feindseliges Gelände wie vor ein paar Hundert Jahren die Eingeborenenkolonnen durch den afrikanischen Busch. Nur eben, daß der Busch kein Busch war, sondern der Kadaver einer an sich selbst zugrunde gegangenen Zivilisation. Geheim, wie sie geblüht hatte, war sie auch erloschen, und nun geisterte sie als unsichtbares Gespenst durch den Raum. Sie war erloschen, ohne je erfahren zu haben, daß es anderswo noch eine andere Welt gab.
    Tatsächlich? Stroganow war davon nicht überzeugt. Seiner Ansicht nach bestand ein Zusammenhang zwischen den Kompaktplaneten und den in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wiederholt gesichteten „Fliegenden Untertassen". Sollte er recht haben , mußte es Start-und Landeplätze geben, vielleicht sogar Hangars mit darin abgestellten Flugobjekten. Um dies herauszufinden, hätte man eine regelrechte Expedition aussenden müssen, und dazu waren wir nicht in der Lage. Wir plagten uns ab wie die Neandertaler: nur, um zu überleben.
    Gegen sechzehn Uhr verließen wir die Aufbereitungsanlage zum letztenmal. Meloni und die beiden Schwestern schlossen sich uns an. Ihre Arbeit war getan, und nun wurden ihre Hände an Bord der Henri Dunant benötigt: diesmal, um den vierten Schritt zu tun, den letzten vor dem Start. Das Cockpit mußte umgerüstet werden. Bislang lagen alle Bedienungselemente weit außerhalb unserer Reichweite. Das Schiff und unser Faktor wollten sich auch weiterhin nicht vertragen. Brandis hatte eine Reihe von Entwürfen gemacht: für Gerüste, Strickleitern und Flaschenzüge.
    „Es kommt darauf an", hatte er erläutert, „ daß zur gegebenen Zeit jeder genau weiß, was er zu tun hat."
    Er war der Ansicht, daß es uns möglich sein sollte, das Schiff zu beherrschen. Commander Busch blickte zweifelnd, hielt aber den Mund.
    Bei aller Vorsicht ereilte uns das Unheil unmittelbar vor dem Ziel.
    Als wir herankamen, wurde am Fuße der Rampe gearbeitet. Einer der Pfeiler war gebrochen und mußte ersetzt werden. Statt dorthin zu sehen, hätte ich besser daran getan, meine Umgebung im Auge zu behalten. So sah ich die große braune Wollkugel erst, als Schwester Clarissa, die hinter mir ging, aufschrie.
    „Vorsicht!"
    Die Kugel rollte den Müllberg hinunter, geriet auf ebenen Boden, rollte noch ein paar Meter in meine Richtung weiter, blieb liegen und richtete sich auf. Vor mir stand auf acht räudigen Beinen die größte Riesenspinne, die ich bislang gesehen hatte.
    Levy gab das Signal zur Flucht.
    „Weg hier!" brüllte er. „Los, los!"
    Wir rannten zum Schiff. Die Anstrengung gab mir den Rest, vielleicht auch die Angst. Meine Beine wurden weich, und ich kippte um. Die Ampulle rutschte mir von der Schulter, kullerte noch ein paar Meter weiter und verlor den Verschluß.
    Nie war mir etwas gleichgültiger gewesen als dieses Uranit, das zwischen dem Unrat versickerte. Die Riesenspinne hatte mich zu ihrer Beute erkoren und kam auf mich zu.
    „Auf mit Ihnen! Laufen Sie!"
    Commander Busch hatte mein Mißgeschick bemerkt, war zurückgekommen und zerrte mich nun in die Höhe. „Vorwärts, vorwärts!"
    Ich rannte los. Einmal blickte ich zurück. Anfangs sah ich nur die Spinne. Sie war stehengeblieben und tänzelte auf ihren behaarten Stelzen aufgeregt hin und her. Dann sah ich den Grund.
    Die Spinne brauchte sich nicht mehr zu beeilen und glich nun einer Katze, die mit der Maus spielt. Die Beute war ihr sicher. Commander Busch war mit dem Fuß auf eines der abgesäbelten Netzstücke geraten und klebte fest. Er stand noch einmal auf um die Flucht fortzusetzen, und das lange Ende schleifte hinter ihm her. Das Untier machte einen spielerischen Satz und ergriff es, und Busch kippte vornüber und blieb unbeweglich liegen. Ihm war nicht zu helfen. Wer es versuchte, trug lediglich seine Haut zu Markte. Die braune Jagdspinne war groß und stark genug, um auch mit einer zusätzlichen Beute fertigzuwerden. Im Augenblick stand sie still und beäugte den besinnungslosen Leckerbissen. Dann zischte sie und setzte sich raschelnd in Trab.
    Auch mit meiner Flucht war es zu Ende. Ich konnte mich nicht rühren. Vor Entsetzen war ich wie gelähmt. Ich wollte zumindest die Augen schließen - doch nicht einmal das war mir möglich.
    Brandis war heran und stieß mich beiseite. „Laufen Sie!"
    Falls ich dazu imstande gewesen wäre, hätte ich es getan. Aber ich konnte nicht. Die Beine trugen mich nicht. Ich war gezwungen, stehenzubleiben wie angewurzelt und die Tragödie anzusehen bis

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