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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Belüfter war zu hören. Irgendwann am Anfang meiner Lehrtätigkeit auf PANDORA war ich auch in diesen Sektor der Plattform vorgedrungen, in dem die kommunikativen Stränge des Projekts zusammenliefen, doch die damals gewonnenen Eindrücke waren längst verwischt. Der Sektor war mir so gut wie unbekannt.
    Ein Aufzug befand sich rechterhand, keine zehn Meter von mir entfernt, doch der Versuchung, die von ihm ausging, mußte ich mich verschließen. Der grüne Pfeil mit dem Treppenhaussymbol - drei Stufen - wies nach links.
    Ich wandte mich nach rechts, riß die Aufzugstür auf und schickte die leere Kabine nach unten. Danach rannte ich zum Treppenhaus und betete darum, daß die Muster auf die falsche Spur, die ich soeben gelegt hatte, hereinfielen und ihre Aufmerksamkeit auf die Aufzüge konzentrierten. Vielleicht gewann ich auf diese Weise eine weitere Galgenfrist, aber es war mir klar, daß ich die Intelligenz der Muster nicht unterschätzen durfte.
    Sollte es für uns überhaupt eine Chance geben, mußte ich unbedingt Chesterfields Wunde verbinden. Solange der Junge so viel Blut verlor, würde man uns immer wieder aufspüren. Eine deutlichere Markierung unseres Fluchtweges konnte es nicht geben.
    Ein zweiter Pfeil tauchte auf. Er wies in einen rechtwinklig abbiegenden Seitengang. Es war ein Glück, daß Chesterfield plötzlich ins Rutschen geriet, so daß ich stehenblieb, bevor ich um die Ecke bog, um seinen schlaffen Körper fester in den Griff zu bekommen. Einen Schritt weiter - und ich wäre ihnen direkt in die Arme gelaufen.
    „Ich schlage vor, daß wir die Suche systematisieren.“ Die Stimme gehörte Professor Jago. „M 92 und M 81 - ihr nehmt euch den Muttersektor vor. Die anderen folgen mir zum C-Deck.“
    Die überstürzte Flucht hatte mich in die Sackgasse geführt. Der Weg zum nächsten Treppenhaus war mir verstellt, und die Bluthunde, die mir auf den Fersen waren, mußten jeden Augenblick durch die Stahltür kommen. Wenn ich weitereilte, war ich verloren. Wenn ich zurücklief, war ich verloren. Und verloren war ich auch, wenn ich stehenblieb. Mir blieb keine Sekunde mehr, um mich zu entscheiden. Ich legte die Hand auf die nächstbeste Kontaktplatte, und die Tür sprang auf.
    Noch bevor sie ganz geöffnet war, zwängte ich mich hindurch, drehte mich herum und legte die Hand auf die Kontaktplatte Schließen. Die Tür führ sofort wieder zu.
    Im Raum, den ich betreten hatte, war es kühl, die Luft trocken wie in der Wüste. Das nüchterne Licht der Deckenbeleuchtung erhellte ohne den mindesten Versuch zu schmeicheln ein schwarzes, sargförmiges Gebilde.
    Irgendwann wurde ich mir bewußt, daß ich mich im Allerheiligsten der Plattform befand. In den Studios wurden die Programme aufgestellt und eingespeist, aber für ihre Übermittlung zum Kometen Cunningham war dieser Kasten zuständig: der Mutterleib I. Das Wunderwerk der modernen Computertechnik entsprach dem ganzen Projekt: Es war die materialisierte Zweckmäßigkeit. Aber zugleich war der Mutterleib I ein idealer Platz, um den Jungen, unter dessen Last ich fast zusammenbrach, für eine Verschnaufpause zu betten.
    Die Tür schloß hermetisch. Sie war schalldicht. Was draußen in den Gängen vorging, blieb mir verborgen. Ich lehnte mit weichen Knien an der Wand und gab meinem Herzen Zeit, zur Ruhe zu kommen. Dann erst sah ich mich um. Es gab noch eine zweite Tür. Wohin sie führte, wußte ich nicht. Die Erkundung mochte warten. Zunächst mußte ich mich um den Jungen kümmern und dafür sorgen, daß er nicht verblutete.
    Ich knöpfte das Hemd auf, riß mir das Unterhemd vom Leib und verband damit die klaffende Halswunde. Chesterfield öffnete einmal die Augen und sah mich an. Ich nickte ihm zu.
    „Es wird schon wieder werden, Gregor.“
    Er antwortete nicht. Die Augen fielen ihm zu. Sein Atem ging schwer. Ich würde ihn wieder tragen müssen. Einstweilen war ich dazu nicht in der Lage. Vielleicht in einer Stunde, vielleicht in zehn Minuten, vielleicht in einer. Aber nicht sofort. Ich stand da, unfähig mich zu rühren, ausgelaugt, zu Tode erschöpft, blickte auf ihn nieder, auf sein wächsernes Gesicht, und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
    Entweder es gelang mir, mich durchzuschlagen in den Maschinenraum. Mit Henry Mboyas Unterstützung konnte ich dann einen letzten Versuch unternehmen, dem tollgewordenen Projekt ein Ende zu bereiten.
    Oder sie erwischten mich. Dann triumphierte das Projekt - und für den homo sapiens schlug die Stunde seiner

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