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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Steinplatten zwischen den Bäumen wie Wasser und der Weiher neigte sich und trat über seine Ufer. Ringsum erhob sich ein Donnern wie von einem herannahenden Zug und alles, was Blue denken konnte, war: »Mir ist noch nie etwas richtig Schlimmes passiert.«
    Die Bäume wanden sich und krachten zusammen, als wollten sie sich aus der Erde befreien. Ein dicker, zorniger Regen aus Blättern und Zweigen prasselte herab.
    »Das ist ein Erdbeben!«, rief Gansey ihnen zu. Er hatte einen Arm schützend über seinen Kopf geworfen und den anderen um einen Baum geschlungen. Sein Haar war voller Staub und Geröllteilchen.
    »Jetzt guck, was du angestellt hast, du Irrer!«, schrie Ronan Adam an, der mit scharfem, wachsamem Blick inmitten des Pentagramms stand.
    »Wird es je wieder aufhören?«, dachte Blue.
    Ein Erdbeben war etwas so Schockierendes, etwas so Grundfalsches, dass der Gedanke, die Welt sei für immer zerbrochen und nicht mehr zu reparieren, plötzlich nicht mehr so abwegig erschien.
    Während die Erde unter ihnen erzitterte und stöhnte, kämpfte Whelk sich taumelnd auf die Beine, die Pistole in der Hand. Die Waffe wirkte schwärzer und hässlicher als zuvor, wie ein Requisit aus einer Welt, in der der Tod stets plötzlich und ungerechtfertigt kam.
    Whelk schaffte es, sich auf den Beinen zu halten. Langsam beruhigten sich die Felsen ein wenig, obwohl der Boden noch immer von einer Seite zur anderen schwankte wie in einem Gruselkabinett.
    »Was willst du schon mit so viel Macht anfangen?«, fauchte er Adam an. »Was für eine Verschwendung. Was für eine verdammte Verschwendung.«
    Whelk richtete die Waffe auf Adam und drückte, ohne zu zögern, ab.
    Die Welt um sie wurde still. Die Blätter bebten noch und das Wasser klatschte träge an die Ufer des Weihers, doch abgesehen davon lag der Boden ruhig da.
    Blue schrie.
    Jedes Augenpaar war auf Adam gerichtet, der immer noch im Zentrum des Pentagramms stand. Sein Gesicht drückte völlige Verblüffung aus. Er inspizierte seine Arme, seine Brust. Nirgends auch nur ein Kratzer.
    Whelk hatte ihn nicht verfehlt, doch gleichzeitig hatte Adam keinen Schuss abbekommen und irgendwie war beides dasselbe.
    Auf Ganseys Gesicht lag eine niederschmetternde Traurigkeit, als er Adam ansah. Dieser Blick war das Erste, woran Blue merkte, dass irgendetwas nicht mehr war wie vorher, dass sich eine unwiderrufliche Veränderung vollzogen hatte. Wenn nicht mit der Welt an sich, dann mit Cabeswater. Und wenn nicht mit Cabeswater, dann mit Adam.
    »Warum?«, fragte Gansey Adam. »War ich so furchtbar?«
    »Es ging nie um dich«, antwortete Adam.
    »Adam«, rief Blue, »was hast du getan?«
    »Was getan werden musste«, erwiderte Adam.
    Ein paar Schritte entfernt stieß Whelk einen erstickten Laut aus. Nachdem seine Kugel Adam nichts hatte anhaben können, hatte er die Pistole sinken lassen, geschlagen wie ein Kind beim Räuber-und-Gendarm-Spielen.
    »Ich würde sagen, die geben Sie mir besser zurück«, sagte Adam zu Whelk. Er zitterte ein wenig. »Ich glaube nicht, dass Cabeswater sie in Ihren Händen sehen will. Wenn Sie sie mir nicht geben, fürchte ich, wird es sie sich selbst holen.«
    In den Bäumen erhob sich ein Rauschen wie unter einem plötzlich auffrischenden Wind, doch Blue spürte kein Lüftchen. Sie sah den gleichen entsetzten Ausdruck in Adams und Ronans Gesicht und einen Augenblick später begriff auch sie, dass es kein Rauschen war. Sondern Stimmen. Die Bäume sprachen zu ihnen und jetzt konnte Blue sie auch hören.
    »In Deckung!«, schrie Ronan.
    Ein neues Geräusch ertönte, eine Art Rascheln, und dieses ließ sich sehr viel schneller einordnen. Es klang nach etwas sehr Großem, Massigem, das sich durch die Bäume näherte und dabei Äste abbrach und das Unterholz niedertrampelte. »Da kommt irgendwas!«, schrie Blue.
    Sie packte Ronan und Gansey bei den Ärmeln. Nur ein paar Meter hinter ihnen lag der zerklüftete Schlund des hohlen Visionenbaums und genau dorthin zog sie die beiden mit sich. Einen Augenblick bevor der Zauber des Baums sie umfing, sahen sie noch, was sich dort auf sie zuwälzte – eine riesengroße, wogende Herde weiß gehörnter Kreaturen, deren Fell glänzte wie frisch überfrorener Schnee und deren Schreie und Keuchen die Luft erfüllten. Schulter an Schulter, wild und ungebändigt, preschten sie durch den Wald. Wenn sie die Köpfe in den Nacken warfen, sah Blue die Ähnlichkeit zu dem Rabenbildnis auf dem Hügel, zu der Hundeskulptur, die sie in den

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