Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
wen? Ins Leben persönlich.
Okay, okay, an dieser Stelle eine kurze Unterbrechung der »Werbesendung«, denn ich höre sie schon, die Buh-Rufe:
Ach Gottchen, die Kraus mal wieder! Wie naiv! Muss wohl doch an der Haarfarbe liegen! Oder an der TV-Wunderwelt, in der sie immer herumstöckelt. Aber das Leben ist nun mal kein Fernsehstudio, und draußen ist nicht alles rosarot! Man darf doch die Augen nicht vor der harten Realität verschließen!
Gut, dann mal der Reihe nach. Zunächst: Es stimmt, ich bin blond (aus der Tube). Doch entgegen anders lautenden Gerüchten gibt es immer noch keinen Beweis, dass die Farbe des Haupthaars Einfluss auf den IQ hat – oder umgekehrt. Richtig ist auch: TV-Studios sind sehr spezielle Seifenblasen, und die haben mit der Welt vor der Studiotür tatsächlich nur sehr vage etwas gemein. Das weiß ich zuverlässig, denn auch ich habe – surprise, surprise – ein Leben neben dem Job. Und das besteht nicht immer nur aus Friede, Freude, Eierkuchen.
Aber, hey, wie sagte schon good old Einstein: Alles ist relativ. Die sogenannte »Realität« macht da keine Ausnahme, denn es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Und an Dingen, die man – Achtung! – gerade nicht ändern kann, bewusst die positiven Aspekte ins Blickfeld zu rücken ist eine ziemlich clevere Sache. Unter dem Motto Think Pink lassen sich so nämlich die Durststrecken des Daseins überwinden. Außerdem lenkt diese Einstellung den Blick auf die sogenannten »kleinen Dinge«, die man sonst ziemlich gern übersieht.
Optimisten fühlen sich nicht nur grundsätzlich besser, sie werden nach verschiedenen Studien auch seltener krank. Einer Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und einer Krankenkasse zufolge empfanden Studenten, die sich selbst als optimistisch einstuften, ihre Examensphase nicht nur als weniger stressig als ihre pessimistischen Kommilitonen, sie bekamen auch viel seltener eine Erkältung! Eine andere Studie unter dem Pflegepersonal in Altenpflegeeinrichtungen förderte zutage, dass Anhänger der Think-Pink-Philosophie besser mit Stress umgehen konnten und im Durchschnitt zwei Tage weniger krankgeschrieben waren als ihre nicht so optimistisch eingestellten Kollegen. Und eine groß angelegte Erhebung der Uni in Pittsburgh unter sage und schreibe 97 253 älteren Damen zwischen 50 und 80 kam zu dem Ergebnis, dass die Think-Pink-Ladys länger lebten, weil sie wesentlich seltener Krebs und Herzerkrankungen entwickelten. Außerdem bekamen die fidelen Golden Girls nicht so oft Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und litten auch nicht so oft an Depressionen. Aber das sind nur ein paar von den vielen Studien, die alle zeigen, dass Optimisten besser, gesünder und länger leben. Eigentlich logisch, oder?
On top verbreitet Think Pink natürlich noch gute Laune – jemand, der »rosa« denkt, hat nämlich meistens eine solche, und die ist bekanntlich ansteckend. Das ist aber noch längst nicht alles. Think Pink heißt nämlich auch, mit Optimismus die nicht so tollen veränderbaren Dinge anzupacken – und nicht untätig die Hände in den Schoß zu legen, wie das die angeblich »ach so realistischen« Pessimisten so gern tun. Think Pink – andere mögen es »positives Denken« nennen – hat also überhaupt nichts damit zu tun, sich Missstände schönzureden. Ganz im Gegenteil: Nur wer positiv denkt, hat die Energie, die Welt ein bisschen besser zu machen. Seine eigene kleine und auch die große ganze. Wie ich es schaffe, immer den positiven Blickwinkel zu behalten? Ganz einfach:
Ich folge jeden Tag wie Hänsel und Gretel einer Spur aus rosaroten Glückshäppchen. Das ist wie »Ostereier suchen« als Kind: Erst sieht man kein einziges Schokoei, aber wenn man genau hinguckt, glitzert es plötzlich bunt an allen Ecken und Enden, und man findet immer mehr zum Naschen.
Und sollte mir das Leben zwischendurch statt der pinkfarbenen Süßigkeiten mal eine quietschgelbe Zitrone präsentieren, dann frage ich – ganz gemäß dem Titel dieses Buches – nach Salz und Tequila.
Nehmen wir zum Beispiel eine Situation wie die folgende: Es ist gut ein Jahr her, ich war mit der Recherche für diesen Opus beschäftigt und deswegen mit meinem Kumpel Julius verabredet, meinem ganz großen Vorbild in Sachen Think Pink. Der Satz »Das ist unmöglich« existiert in seinem Vokabular nicht. Julius ist mein Zauberer von Oz, er lässt buchstäblich Wunder geschehen. Er überlegt sich genau, was er haben will –
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