Wenn der Boss von Liebe träumt ... (German Edition)
Zweifel gekommen, ob es wirklich nur um Kinderbetreuung ging … Da sie ihre Neugier nicht länger im Zaum halten konnte, nahm sie ihren elektronischen Notizblock, machte sich durch ein kurzes Klopfen an der offenen Tür bemerkbar und trat ein.
Ihr Boss stand vor der großen Fensterfront und gab Eiswürfel in sein Glas mit Scotch. Hinter ihm erstreckte sich Seattle im Morgennebel, die größte Stadt im Nordwesten der Vereinigten Staaten.
Lucius „The Devil“ Devlin war eindrucksvolle ein Meter neunzig groß und eigentlich viel zu sportlich für einen reinen Schreibtischjob. Sicher hatte er sich für teures Geld ein eigenes Fitnessstudio eingerichtet, in dem er mit der für ihn typischen Effizienz trainierte. Er war ein umwerfend gut aussehender Mann mit schwarzen Haaren und geheimnisvollen dunklen Augen. Allein von seinem Anblick blieb den meisten Frauen schon mal die Luft weg.
Ein Lächeln von ihm hatte genügt, und Angie war dahingeschmolzen.
Sie hatte den unverzeihlichen Fehler begangen, sich hoffnungslos in ihn zu verlieben. Sie konnte einfach nicht anders.
Er wandte ihr den Rücken zu. „Das ist gerade kein guter Zeitpunkt.“
Ohne sich um seine finstere Laune zu kümmern, ging sie auf ihn zu. „Nimm etwas von dem Eis und leg es auf dein Gesicht. Dann schwillt es nicht so an.“
„Für eine Frau schlägt sie ganz schön hart zu.“
„Wundert mich nicht. Beim Bankdrücken schafft sie fünfzig Kilo.“
Interessiert fuhr er zu ihr herum. „Ehrlich?“
„Das weiß ich ganz genau. Wir trainieren im selben Studio. Du hattest sogar noch Glück, dass sie dich nur geschlagen hat, denn im Kickboxen ist sie richtig gut. Diese Christian Louboutin-Heels hätten sich an deinem Kinn bestimmt nicht gut gemacht.“
„Sie hat gar nicht erwähnt, dass sie dich kennt.“
Kein Wunder, Ella hatte nur Augen für Männer. „Wahrscheinlich hat sie mich gar nicht bemerkt. Ich bin nicht so auffällig.“
Nachdem Lucius seinen Scotch ausgetrunken hatte, folgte er Angies Rat und presste das Glas mit den Eiswürfeln an die noch ziemlich geröteten Fingerabdrücke auf seiner Wange.
Dabei betrachtete er Angie eingehend – aber leider ohne das geringste sexuelle Interesse. Sie wusste auch warum. Schon vor Langem war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht nur den richtigen Kopf fürs Geschäftliche hatte, sondern, Gott sei’s geklagt, auch den richtigen Körper – und zwar nur fürs Geschäftliche.
Mit ihren fast ein Meter achtzig war sie gertenschlank mit nur angedeuteten weiblichen Rundungen. Sie hatte ein hübsches Gesicht und wundervolles Haar, das in allen Braunschattierungen schimmerte – das sie aber immer zu einem festen Knoten geschlungen trug. Das Beste an ihr waren ihre leuchtenden aquamarinblauen Augen, die ihr früherer Freund „atemberaubend“ genannt hatte. Aber das war gewesen, bevor er sich ihrer blonden, kurvenreichen Freundin – nunmehr ehemaligen Freundin – Britt zugewandt hatte. Inzwischen waren die beiden längst verheiratet und hatten ein Baby. Obwohl er ihr immer gesagt hatte, dass er keine Kinder wollte.
Vielleicht hatte Angie sich darum mit voller Kraft auf ihre Karriere gestürzt. Ungefähr zur selben Zeit, als Britt Ryans Nachwuchs zur Welt brachte, hatte sie selbst die begehrte Assistenten-Stelle bei Lucius Devlin ergattert. Und trotz ihres heimlichen Babywunschs war sie sich nicht sicher, wer nun das bessere Los gezogen hatte: Britt oder sie. Wer weiß, womöglich waren ihre Gefühle für Ryan doch nicht ganz so tief gegangen, wie sie geglaubt hatte.
„Ella hat dich nicht bemerkt, weil du eine Frau bist. Nicht, weil du unscheinbar bist. Mit der richtigen Kleidung und der passenden Frisur …“
Angie erstarrte. Aber so war es nun mal, wenn man einen Mann liebte, für den man nur ein Teil des Bürobetriebs war! Sie hob das Kinn und sah ihn mit ihren klaren blauen Augen durchdringend an. „Oh, vielen Dank“, spottete sie. „Für die wertvollen Hinweise von Lucius Devlin, wie ich mich in die perfekte Frau verwandeln kann. Einen Moment, ich notiere.“ Sie nahm den elektronischen Notizblock zur Hand. „Ich höre. Außer bei der Kleidung und Frisur … woran hapert es noch?“
„Zum Teufel, Weib…“
Sie kniff verärgert die Augen zusammen und stellte befriedigt fest, dass er zusammenzuckte. Hmmm. Den Blick sollte sie öfter mal zum Einsatz bringen. „Beim Teufel kennst du dich ja bestens aus, Lucius.“
„Darauf kannst du Gift nehmen“, bestätigte er grimmig
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