Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
„Aber keine Sorge, Schätzchen. Bei dir bin ich vorsichtig.“
„Wag es ja nicht!“
Sein Kichern wurde zu einem tiefen Knurren, und sie konnte spüren, wie ihm die Kontrolle entglitt.
„Molly“ , stöhnte er ihr ins Ohr, sein Atem ging rasend schnell, und sie hatte das ganz merkwürdige Gefühl, dass er sie um etwas bat. Geradezu darum bettelte. Es erflehte mit jedem machtvollen Stoß, so heftig, dass die Matratze gegen die Wand prallte. Und plötzlich blühte irgendwo tief in ihr die Antwort auf wie eine schimmernde Blume der Erkenntnis.
Molly entspannte sich unter ihm, und mit einem tiefen Atemzug öffnete sie sich ihm ganz, ließ ihn ein in die geheimsten Winkel ihres Herzens, ihrer Seele, wo kein anderer Mann je gewesen war. Intime, emotionale Orte, die niemandem außer Ian gehörten. Sie drückte zärtliche Küsse auf die zerschundenen Knöchel seiner Fäuste, konnte die Worte kaum herausbringen: „Ian … ich, oh Gott, ich liebe … ich liebe dich.“
Ein unvorstellbarer tiefer Ton entrang sich seiner Brust, zitternd und wild und rau, seine Hüften schoben sie mit hämmernden Stößen über die Matratze, bis er sich am ganzen Körper zitternd in sie ergoss. Molly schrie auf, gemeinsam mit ihm ins wilde Chaos der Ekstase gerissen, Wellen des Entzückens überrollten sie … versetzten sie schließlich in einen Zustand erschöpfter Besinnungslosigkeit. Köstliches Vergnügen durchflutete ihren Körper, pulsierte in ihren Fingern und Zehen. Und dann lagen sie nebeneinander, Ian hielt sie in den Armen, sein keuchender Atem heiß auf ihrer Haut. „Du gehörst mir, Molly“, stöhnte er.
Sie nahm seine Worte in ihr Herz auf wie einen Schatz. Aber als beide langsam in den Schlaf sanken, wurde ihr klar, dass er ihre leidenschaftliche Feststellung nicht erwidert hatte. Zwar hatte er es ihr mit seinem Körper gesagt, aber die Worte, die er ihr schenkte, bevor er dem Casus gegenübertrat, musste er erst noch wiederholen.
Und Molly fragte sich, ob sie diese Worte wohl noch einmal hören würde.
EPILOG
Friedhof von Laurente, Dienstagnachmittag
Ian ergriff Mollys Hand und zog sie an seine Seite, als sie über den gepflasterten Weg schritten. Es waren ereignisreiche Tage gewesen, und dies war ihr letzter Gang vor der Fahrt zum Flughafen und dem Rückflug nach Colorado.
Am Sonntagmorgen erwachte Molly vor unglaublicher Lust, denn Ian war schon wieder in ihr. Sie verbrachten die nächste Stunde eingetaucht in unstillbares Verlangen, jedes Mal, wenn sie zusammenkamen, war es noch toller als zuvor … dann gingen sie unter die Dusche, zogen sich an und setzten sich mit den anderen in der Küche zusammen, wo Donuts und Kaffee schon auf sie warteten. Kierland wollte endlich wissen, wie Molly Ian in South Carolina aufgespürt hatte. Dass sie seit langer Zeit in Laurente lebte, wusste er ja nicht. Dann drehte sich das Gespräch um die Dinge, die Ian von dem Casus erfahren hatte, und was sie dagegen tun könnten. Auch über Ians kleines Bauunternehmen sprachen sie, das er für die nächste Zeit dichtmachen wollte, weil sie beide in Ravenswing leben würden. Am Nachmittag fuhren die Männer zurück zum Flughafen … und Ian ging wieder mit Molly ins Bett.
Nun, als sie einander in den Armen lagen, erhitzt, erschöpft, die Lust gestillt, da erklärte Ian endlich, was an dem Tag passiert war, als er Colorado verließ. Und obwohl er diesen einen überwältigenden Satz immer noch nicht wiederholte, gab Molly die Hoffnung nicht auf. Jedes Mal, wenn er sie nahm, verlangte er mit ungeheurer Hartnäckigkeit nach ihren Liebesschwüren, wollte die Worte immer wieder hören, um sich von einem neuen, unstillbaren Verlangen zu erlösen. Molly klammerte sich an die Hoffnung, dass sein eigenes Widerstreben eines Tages nachlassen und er ihr sein Herz wieder öffnen würde.
Am Montag fuhren sie in ihr Apartment, packten ein paar Sachen und beauftragten eine Umzugsfirma, sich um die Möbel und den Wagen zu kümmern. Inzwischen war Dienstag, ihr Flug ging in etwas mehr als drei Stunden – aber das Wichtigste hatten sie sich bis zum Schluss aufgehoben.
Sie standen vor Elainas Grab, und Molly drückte Ians zitternde Hand, eine stumme Ermutigung. Wie Elaina es geschafft hatte, Ian die Funktion des Dark Markers nahezubringen, war ihnen noch immer ein Rätsel. Sie wussten nur, dass Elaina ihre beider Leben gerettet hatte, und Ian konnte endlich, nach vielen Jahren grollender Bitterkeit, Frieden mit seiner Vergangenheit schließen.
Mit
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