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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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spürte, daß etwas Gräßliches, etwas mit bleichen, toten Augen und kalten, klammen Händen auf  ihn zukam. Eine solch phantastische Vorstellung war für Vince Vastagliano, der die Phantasie eines Baumstumpfs hatte, völlig untypisch, aber er konnte die abergläubische Furcht, die ihn überfallen hatte, nicht abschütteln.
    Er drehte sich um und kletterte die Treppe hinauf. Einmal stolperte er im Dunkeln, wäre fast gestürzt, fand aber das Gleichgewicht wieder. Als er das große Schlafzimmer erreichte, klangen die Geräusche hinter ihm wilder, näher, lauter - und hungriger.
    Zerfließende schwache Lichtfinger krochen durch die Schlafzimmerfenster, verirrte Strahlen von den Straßenlaternen draußen, die einen leichten Schimmer auf das italienische Baldachinbett aus dem achtzehnten Jahrhundert und die anderen Antiquitäten warfen und auf den schräggeschliffenen Kanten der Kristallbriefbeschwerer glitzerten, die auf dem Schreibtisch zwischen den beiden Fenstern aufgereiht waren. Wenn Vince sich umgedreht und nach hinten geschaut hätte, hätte er wenigstens einen Umriß seines Verfolgers erkennen können. Aber er sah nicht hin. Er hatte Angst davor.
    Ein übler Geruch stieg ihm in die Nase. Schwefel? Nicht ganz. Aber etwas Ähnliches.
    Er eilte durch die Schatten in das große Bad, das sich an das Schlafzimmer anschloß. In der klebrigen Dunkelheit prallte er unsanft gegen die halbgeschlossene Badezimmertür. Mit einem Krachen flog sie ganz auf. Etwas betäubt von dem Stoß taumelte er in den großen Raum, tastete nach der Tür, warf sie zu und verschloß sie hinter sich.
    In jenem letzten, ungeschützten Augenblick, als die Tür zuschwang, hatte er alptraumhafte, silbrige Augen in der Dunkelheit glühen sehen. Nicht nur zwei Augen. Ein ganzes Dutzend. Vielleicht auch mehr.
    Jetzt schlug etwas gegen die andere Seite der Tür. Wieder und wieder. Das waren mehrere da draußen,  nicht nur einer. Die Tür bebte, und das Schloß klirrte, aber es hielt.
    Die Wesen im Schlafzimmer kreischten und zischten jetzt beträchtlich lauter. Obwohl ihre eisigen Schreie völlig fremdartig klangen, anders als alles, was Vince je gehört hatte, war klar, was sie bedeuteten; es war offensichtlich ein Jaulen des Zorns und der Enttäuschung. Die Wesen, die ihn verfolgten, waren sicher gewesen, ihn in der Falle zu haben, und sie waren nicht bereit, es wie sportliche Verlierer hinzunehmen, daß er ihnen entkommen war.
    Die Geschöpfe scharrten an der anderen Seite der Tür, bohrten und kratzten am Holz und rissen Splitter heraus. Dem Geräusch nach zu urteilen hatten sie scharfe Klauen. Verdammt scharf.
    Was zum Teufel waren das für Wesen?
    Vince war immer auf Gewalttätigkeit gefaßt, denn Gewalttätigkeit war ein wesentlicher Bestandteil der Welt, in der er sich bewegte. Man konnte nicht erwarten, als Drogenhändler das beschauliche Leben eines Oberschullehrers zu führen. Aber mit einem solchen Angriff hatte er nie gerechnet. Ein Mann mit einer Pistole - das ja. Ein Mann mit einem Messer - auch damit konnte er fertig werden. Eine an die Zündung seines Wagens angeschlossene Bombe -das lag sicherlich im Bereich des Möglichen. Aber das hier war schierer Wahnsinn.
    Während die Wesen draußen versuchten, sich mit Zähnen, Klauen und Schlägen durch die Tür zu arbeiten, suchte Vince in der Dunkelheit herum, bis er die Toilette fand. Er klappte den Deckel herunter, setzte sich und griff nach dem Telefon.
    Als er zwölf Jahre alt gewesen war, hatte er zum erstenmal das Telefon im Bad seines Onkels Gennaro Carramazza gesehen, und von diesem Augenblick an war ein Telefon auf dem Klo für ihn das Symbol für die Bedeutung eines Menschen, der Beweis, daß er unentbehrlich und reich war. Sobald Vince alt genug gewesen war, um sich eine eigene Wohnung zuzulegen, hatte er in jedem Raum einschließlich des Lokus ein Telefon anschließen lassen. Jetzt war er froh, daß er den Apparat griffbereit hatte, um Hilfe herbeizurufen.
    Aber es kam kein Freizeichen.
    Er rüttelte im Dunkeln an der Gabel, wollte dem Apparat befehlen zu funktionieren.
    Die Leitung war tot.
    Die unbekannten Wesen im Schlafzimmer kratzten, drückten und hämmerten weiter gegen die Tür.
    Vince sah zu dem einzigen Fenster hinauf. Es war viel zu klein, um als Fluchtweg zu dienen. Das Glas war undurchsichtig und ließ fast kein Licht ein.
    Sie werden nicht durch die Tür kommen, redete er sich verzweifelt ein. Irgendwann werden sie es satt haben, sie werden aufgeben, und dann

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